Ein Beitrag von
Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Wassermacher müssen regelmäßig benutzt werden. Genau genommen sogar sehr regelmäßig. Andernfalls gehen sie auf Dauer kaputt. Bei keinem anderen Ausrüstungsgegenstand an Bord gilt so sehr die englische Weisheit: »Use it — or loose it«. Da Wassermacher sehr kostspielige Ausrüstungsgegenstände sind, stellt sich die Frage: »Brauche ich den Wassermacher wirklich und werde ich ihn auch nutzen (können)?«
Wassermacher
Um die Frage zu beantworten, muss überlegt werden, wofür an Bord Wasser benutzt wird. In der Regel wird es zum Trinken, Duschen, Wäsche waschen und Abwaschen benötigt. Wir kennen Segler, die mit einem Verbrauch von 2000 Litern den Atlantik überquert haben. Es wurde jeden Tag geduscht, das Geschirr gespült, das Boot entsalzt und natürlich davon getrunken.
Dusche auf hoher See mit Frischwasser
Bei uns an Bord sind wir mit 160 Litern Tankkapazität und ohne Wassermacher über den Atlantischen Ozean gesegelt. Bei der Ankunft in der Karibik nach 2700 Seemeilen hatten wir noch 70 Liter übrig. Allerdings wäre es falsch zu glauben, dass wir nur Einweg-Geschirr benutzt haben, beim Landfall fast verdurstet waren und nie geduscht haben. Mitnichten. Getrunken haben wir Flaschenwasser aus dem Supermarkt, das wir im Vorweg großzügig gebunkert hatten. Außerdem haben wir sehr viel mit Salzwasser erledigt. Wir haben alle zwei Tage mit Seewasser geduscht und erst am Ende den Körper kurz mit Frischwasser abgespült. Nudeln haben wir mit einer 1:1-Mischung aus Salz- und Tankwasser gekocht. Je nach Ozean gab es somit Pasta à la Pazifik, Pasta al Indik oder Pasta Atlantico.
Und auch den Abwasch haben wir mit Salzwasser erledigt. Hierfür gibt es bei uns an der Spüle in der Pantry einen kleinen Handpump-Hahn, der Salzwasser unter dem Schiff ansaugt. Ein kleines, aber nicht ganz unwichtiges Detail sei in dem Zusammenhang erwähnt: Wer so einen Hahn anbaut, benutze ihn bitte nicht während etwas weiter vorn jemand die Bordtoilette abpumpt …
Wem das alles zu viel Aufwand ist, sollte in einen Wassermacher investieren.
Salzwasserhahn an der Spüle in der Pantry
Der Wassermacher erzeugt das Wasser, indem er, vereinfacht gesagt, das Salzwasser mit Hochdruck durch eine Röhre mit einer Membran drückt. Die guten Bestandteile des Wasser lässt die Membran durch, schlechte hält sie zurück. Nach dem Gebrauch müssen die schlechten Teile alle aus dem Wassermacher herausgespült werden. Dazu wird ein Teil des frisch erzeugten Wassermacherwassers genutzt. Erzeugt ein Wassermacher 25 Liter in der Stunde, kann es gut sein, dass hinterher 15 Liter dieses Wassers benutzt werden müssen, um ihn wieder zu reinigen. Oder anders formuliert: In den ersten 36 Minuten läuft dieser Wassermacher, ohne dass netto Wasser gewonnen wird.
Generell sollte der Wassermacher einmal in der Woche benutzt werden. Andernfalls geht die Membran kaputt. Alternativ kann der Wassermacher mittels einer Konservierungsroutine für bis zu einem halben Jahr stillgelegt werden.
Darüber hinaus braucht die Wasserproduktion Strom. Und zwar nicht zu knapp. Um diesen Energiebedarf zu decken, läuft meist die Maschine oder der Generator parallel. Wird länger an einem Ankerplatz verweilt, heißt das, dass mindestens einmal pro Woche die Maschine gestartet und der Motor ein paar Stunden laufen gelassen werden muss, um Wasser zu erzeugen.
Trinkwasser in Flaschen zu Bunkern ist Arbeit
Abschließend möchten wir noch eine Rechnung aufführen, die wir vor unserer Reise für uns aufgemacht hatten. Sie spiegelt wider, warum wir keinen Wassermacher an Bord hatten. Für den Preis eines guten Wassermachers (ohne Installation) können mindestens 9000 Liter Wasser in Flaschen oder großen Kanistern gekauft werden (weltweiter Preisdurchschnitt). Wenn angenommen wird, dass eine Zwei-Personen-Crew fünf Liter am Tag verbraucht, sind das 1800 Liter pro Jahr. Kurzum: Das Wasser reicht fünf Jahre! Und nicht selten muss das Wasser gar nicht gekauft werden, weil es trinkbar aus irgendeinem Hahn kommt und in Kanister gefüllt werden kann. Dann sind es mehr als fünf Jahre bis zur Amortisation der Kosten.
Trinkwasser kann auch in Kanistern gebunkert werden
Da wir ursprünglich nur eineinhalb Jahre segeln gehen wollten, entschieden wir uns somit fürs Schleppen und Stauen von Wasserflaschen, sammeln von Regenwasser und bunkern in Kanistern. Das Buget gab den Wassermacher einfach nicht her. Rückwirkend haben wir das nicht bereut. Lediglich an einer Handvoll Orten wurde es mit Tankwasser etwas knapp. In Papua-Neuguinea haben wir ein anderes Schiff mit Wassermacher um 30 Liter gebeten und in Indonesien haben wir große 19-Liter-Flaschen mit Wasser gekauft, um die Tanks zu füllen.
In einigen Ländern gibt es solche 19-Liter-Flaschen mit Trinkwasser zu kaufen
Fazit: Es gibt kein richtig oder falsch an dieser Stelle. Frisches Wasser auf Knopfdruck bedeutet Unabhängigkeit (richtige Wartung und Pflege des Systems vorausgesetzt). Aber diese Unabhängigkeit hat eben auch einen Preis. Bei uns hat das Budget den Wassermacher seinerzeit nicht erlaubt – gleichwohl wir gerne einen gehabt hätten. Die Alternativen haben für uns jedoch bestens funktioniert.
Weiterführende Beratung
Eine ausführliche, weiterführende Beratung zum Thema “Wassermacher” kannst du bei einem der folgenden Anbieter bekommen:
Könnte man den Wassermacher-Eingang nicht zusätzlich an den Frischwassertank anschließen (Weiche), so dass er im Hafen das Frischwasser “reinigt” und nicht durch zu viel Schmutz belastet wird? Damit könnte doch dann der sich wöchentliche wiederholende Turnus eingehalten werden… Das Wasser dreht dann halt nur seine Runde. Ist man wieder unterwegs, schaltet man die Weiche halt wieder um uns saugt Meerwasser an.
Welche Erfahrung habt Ihr mit dem zusätzlichen Platzbedarf durch Wasserflaschen und Kanister gemacht?
Wir hatten auf dem Atlantik für 4 Wochen Wasser in Flaschen dabei. Großzügig kalkuliert mit 5 Litern am Tag. Aufgerundet waren das 150 Liter bzw. 100 Flaschen. Stauraum dafür zu finden, ist bei unserer Gib’Sea 106 kein Problem.
Kurzer Nachtrag: Es waren übrigens nicht nur 1,5 Liter-Flaschen sondern auch etliche von den großen 5-Liter-Gebinden. Die haben den Vorteil, dass man sie immer wieder befüllen kann. Nebeneffekt: Im Seenotfall mit Wechsel in die Rettungsinsel können sie zusammengebunden und über Bord geworfen werden (mit der Insel verbinden). Süßwasser in Plastikcontainern schwimmt auf Salzwasser. So hat man ausreichend Wasser in der Insel – aber das nur am Rande
Ursprünglich sollte unser Wassermacher auch so eingebaut werden, d.h. mit Anschluss an das Druckwassersystem. Ich habe mich gegen diese Variante entschieden, da wir in den Marinas gerne Wasser nehmen, man aber nie sicher sein kann, dass das Wasser nicht gechlort ist. Das würde beim Spülen dann die Membrane zerstören…
Ein Wassermacher an Bord bedeutet einfach etwas Unabhängigkeit. Wir haben nur einen kleinen Wassermacher, der 20l pro Stunde macht. In Kombination mit dem, was wir in den Tanks haben und den Wasserflaschen an Bord können wir sicher Monate durchstehen, ohne dass es wirklich eng wird. Crews, die keinen Wassermacher haben, schauen schon mal etwas neidisch, wenn sie die Wasser Kanister zu ihren Schiffen bringen. Maschine laufen lassen, um Strom zu erzeugen ist bei uns ein No-Go. Solar und Wind reichen in der Regel. Und wenn Strom knapp wird, dann wird halt dort gespart. Vor drei Wochen waren wir zuletzt in… Mehr lesen »
Wir haben Mindelo mit 2 Erwachsenen und 3 Kindern Richtung Azoren verlassen. Dabei hatten wir 180 Liter Süßwasser in Tanks und etwa 130 Liter Wasser in großen Plastikflaschen. Nach 21 Tagen auf See hatten wir danke ähnlicher Verhaltensweisen wie sie Sönke oben beschreibt noch ca 60 Liter Süßwasser über. Abgesehen vom Platz, den wir an Bord nicht haben, hätte sich ein Wassermacher für uns ebenfalls nicht gerechnet. Zugegebenermaßen haben wir nicht selten ein wenig neidisch auf die Nachbarn am Ankerplatz geschielt, die ihr Boot mit Süßwasser abspülen und sich selbst damit duschen konnten. Brauchen tut man es aber nicht. Handbreit… Mehr lesen »
Macht ja alles Sinn, aber wie wäre es mit eigenen Wasserkanistern zum Wiederbefüllen anstatt hunderte von Plastikflaschen entsorgen zu müssen, denn von recycling kann da nicht wirklich die Rede sein. Im Outdoormarkt gibt es super 15L Kanister mit großer Reinigungsöffnung, die man zig Jahre lang verwenden kann. Das Bild mit dem dreckigen Hafenwasser hat auch einen schalen Plastikbeigeschmack. Nicht falsch verstehen, aber die Rechnung mit den Plastikflaschen hat eben auch einen gesundheitlichen wie ökologischen Haken. Fair winds 🙂
Ja, unbedingt. Wir hatten 100 Liter zusätzlich in Kanistern. Und das mit dem Plastikmüll ist definitiv ein Thema.
Hallo zusammen, vorab..ich bin Segler, plane durch die Welt zusegeln, baue z.Z. mein Boot, also keine Aussteiger Erfahrung. Das ein Wassermacher nicht zwingend notwendig ist, schein jeden klar zu sein. Wirtschaftlich wahrscheinlich nie rentabel, aber 1. Unabhängigkeit und 2.definitiv sauberes trinkbares Wasser an allen Orten der Welt und dadurch Komfort. Das hat seinen Preis, den ich vermutlich zahlen möchte. Weiterhin habe ich ein Aluminiumboot, mit Alutank und da fängt das Problem mit gechlortem Trinkwasser schon an. Der Tank ist versiegelt, aber evtl. defekte im Lack fressen sich dann ganz schnell durch und dann sind 400l gechlortes Trinkwasser “salzig”. Also ist… Mehr lesen »
Einen elektrisch betriebenen Wassermacher würde ich nicht kaufen. Einen handbetriebenen allerdings schon (wenn es denn solche gibt). Mir würde es reichen, wenn ich damit im Notfall etwas Trinkwasser herstellen könnte. Ich kann 500 l Wasser tanken, bunkere aber immer auch Mineralwasser, mit und ohne Kohlensäure. Kohlensäure tötet meines Wissens alle Keime ab.
Hurra ..es gibt sie noch, die Puristen, die mit 4-6 l Spül/Dusch und Waschwasser(für die Haare…provokativ…zum Färben) über den Atlantik fahren; und nicht kurz vor dem Versalzen über Immarsat den Wasser-Tankwagen rufen. Wir glaubten schon, die Zeiten wären im Zeitalter von GPS, EPIRB und AIS für immer vorbei. Aber, von wegen…und dann noch mit mehreren, mindest zwei, nehmen wir mal an. Es stimmt natürlich, Wassermacher ist nicht für jeden an Bord, wenn man auf Langfahrt geht, aber da ist auch vieles andere, was empfindlich und aufwändig ist. Wir können uns an Radio-Runden erinnern “wer versteht was von Perkins“ , „ich… Mehr lesen »
Eine Frage von einem Unerfahrenen … – Ihr schreibt immer über Wasser in Flaschen. Nutzt ihr das Wasserflaschenwasser nur zum Trinken? Wie sieht es mit dem Wasser im Frischwassertank aus. Das sind ja auch nicht unerhebliche Mengen. Wie ist das Verfahren ? Nachfüllen der kleinen Flaschen in den großen Tank? Wie verwendet ihr dieses Wasser und wie steht es um die Haltbarkeit im großen Tank ?
Wir verwenden das Flaschenwasser nur zum Trinken. Das Wasser im großen Tank konservieren wir mit Micropur.
Unsere Yacht (Hanse 630e)hat einen Frischwassertank von 820 Litern. Zudem ist der Staudamm so groß,dass in der Mitte ein 1000 Liter Ibc Tank reinpasst. Links daneben der Außenborder für das Beiboot,darauf ein paar Werkzeugkästen. Rechts neben dem Kanister das Beiboot (aufblasbar) und die Luftpumpe. Unterm Strich gehen wir mit 2000 Liter Frischwasser auf Reise, und kommen bei sparsamer Benutzung auch einmal um die Welt. Nebenbei hat die Yacht auch einen Wassermacher (100 lt/hr),aber den haben wir abgeschaltet… 1000 Liter Wasser kosten ja nur ein paar Euro…
Unser Tank fasst 300l Frischwasser, wir betanken diesen im Hafen mit vorgeschaltetem Sediment- und Kohlefilter, jeweils 5 microMM, oder füllen ihn mit Wasser aus dem Watermaker. Da wir den ganzen Plastikmüll satt haben, trinken wir dieses Wasser auch. Bevor wir aber im Hafen den Tank füllen, prüfen wir erst einmal die Qualität des Wasser ganz schnell mit Messstreifen aus der Zoohandlung. Bisher gab es nur einmal einen zu hohen Nitratwert, der uns vom befüllen abhielt. Durch die beiden Filter ist das Wasser (und unser Tank!) sauber, Keim- und Chlorfrei und auch frei von Arzneimittelrückständen, damit es aber besser schmeckt und… Mehr lesen »
Wer kommt den mit 5 Liter Wasser täglich aus?.Das ist eitne Milchmädchen Rechnung. 2 Personen trinken allein schon mehr als 5 Liter in den Tropen. Wer auf Plastikwasser und Durchfall steht braucht natürlich keinen Wassermacher. Unserer hat 2500Euro gekostet , er hat 25Liter je h Trinkwasser gemacht. Er lief bei uns nahezu täglich.Eine Dusche fürs Boot war auch immer wieder drin,denn sonst trägt man das Salz bis ins Boot. Hygiene wie Hände und Füße nach dem Landgang waschen haben uns vor Krankheit und Ungeziefer an Bord bewahrt. Und 2xtâglich duschen wenn man vor Anker liegt ist nach schwitzen, schwimmen, tauchen,Landgang… Mehr lesen »
Liebe Nicole, 2500 euro klingt attraktiv. Welchen habt ihr denn da verbaut
Schade das keine Antwort mehr kam / kommt. Mich hätte die Anlage für 2.500€ auch interessiert. Vielleicht wirst Du das doch noch mal lesen und kannst es mir zumailen.
Danke
Stefan
Die Mengen der Plastikflaschen sehe ich eher das Kernproblem, schon auf der Ostsee, Schleppen, Mengen an Abfall, wir haben das einmal gemacht, erschreckend viel Müll, besser ein Müllberg, 2 Personen, 10 Tage. Gut, im Mittelmeer wird es an den Stränden entsorgt, so sehen sie dann aus. In der Karibik, ab ins Meer, oder hat schonmal jemand gelbe Säcke oder Verbrennungsanlagen gesehen. Dafür wahrscheinlich jeder Segler mehr Plastikmüll im Meer und an den Stränden. Ich empfehle einen Wasserfilter. Wasser aus den Tanks, wir trinken es ohne abzukochen. Hat bisher funktioniert.
Hi ich bin Hanno von der “Happy Beat” wir haben zwar 1400ltr Trinkwassertank, das Wasser wird beim Betanken immer durch 2 Vorfilter geschickt zusätzlich habe ich mir einen Trinkwasserfilter eingebaut der das Tankwasser nochmals mit einem gepressten Aktivkohlefilter reinigt über 150 Schadstoffe wie Pestizide, Insektizide aber auch Chlor rückstandslos entfernt und zusätzlich durch eine euingebaute UV Lampe – die nur bei Benutzung brennt – 99,9% aller Bakterien Viren und dergleichen abtötet. das sind nicht nur Prospektangeben sondern auch unabhängig nachgeprüft – siehe auch meinen Beitrag in TRANSOCEAN bzw von Holger in der YACHT. Übirgens sollte man in unseren Breiten 300cm³… Mehr lesen »