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Titelfoto: ©kelevra85/stock.adobe.com
Was ist Posidonia und wo wächst das Seegras?
Verbreitet und endemisch ist das Seegras Posidonia – auch Neptungras genannt – im Mittelmeer vor allem auf den Balearen. Dort wächst das Seegras Posidonia auf einer Fläche von rund 56.000 Hektar, davon entfallen 7.650 Hektar auf ein Gebiet bei Formentera, das von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Vielerorts entlang der Küsten von Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera sind die teppichartigen Seegrasfelder in Ankerbuchten zu finden.
Aufgrund seiner biologischen Funktion als Kohlendioxid-Senker spielt das Seegras Posidonia eine wichtige Rolle im Naturkreislauf und ist schützenswert – beispielsweise bindet es auf der gleichen Fläche doppelt so viel CO2 wie der Regenwald. Zudem ist das Neptungras Heimat vieler Fische und anderer Meerestiere wie Schnecken. Das alles ist gut und wichtig, stellt Ankerlieger allerdings vor einige Herausforderungen.
Ist Ankern eine Gefahr für das Seegras Posidonia?
Eine für Segler relevante Gefahr für den wichtigen Erhalt von Posidonia stellt das Ankern dar. Sowohl der Anker mit seinen Fluken als auch die Ankerkette können die Seegrasfelder nachhaltig beschädigen, wenn die Pflanzen beim Schwojen von der Ankerkette abrasiert und entwurzelt werden oder Seegras beim Aufholen des Ankers aus dem Meeresboden gerissen wird. Das alles bringt ein Absterben und mittelfristig auch ein Aussterben des Neptungrases mit sich, insbesondere auch wenn sich der Vorgang in großen Ankerfeldern tagtäglich wiederholt.
Immerhin: Die Sensibilisierung für das wertvolle Gras auf den Balearen steigt, beispielsweise wurden in einigen Ankerbuchten kostenpflichtige Muringfelder angelegt, die online gebucht werden können. Außerdem wurde die Küstenüberwachung durch die Behörden verstärkt. Dazu gehört auch, dass Yachten, die auf dem Seegras Posidonia ankern, mit Strafen belegt und zum Umankern gezwungen werden.
Zudem sind Umweltverbände seit 2015 dabei, das Seegras Posidonia im Seeraum der Balearen neu anzupflanzen – erste Erfolge gibt es bereits. Und nicht zuletzt erarbeiten Tourismusverbände, Naturschutzverbände und Wissenschaftler gemeinsam Strategien zu einer breitgefächerten Sensibilität für dieses schützenswerte Gewächs.
Was können wir beim Ankern beachten, um das Seegras Posidonia zu schützen?
Wer in eine Bucht kommt und den Anker schmeißen möchte, hat es nicht immer leicht, einen passenden Spot zu finden. Mancherorts ist es unmöglich, so zu ankern, dass das Seegras nicht beschädigt wird. Dennoch sollten wir Segler verantwortungsbewusst handeln und alles dafür tun, das Seegras Posidonia zu schützen.
Für Yachten hat es sich bewährt, den Anker grundsätzlich nur über sandigen Flächen zu werfen. Diese erkennt man auf den Balearen aufgrund des klaren Mittelmeerwassers problemlos.
Hilfreich kann es dabei auch sein, die Satellitenbilder (beispielsweise von Google Maps) zu nutzen. Sie zeigen besser, als es mit dem bloßen Auge erkennbar ist, wo in einer Bucht große sandige Flächen zu finden sind. Gleiches gilt für Drohnenaufnahmen in Revierhandbüchern – sofern diese nicht zu alt sind.
Beim Schwojen wiederum sollte der Kettenlauf beachtet werden. In der Regel entsteht von oben gesehen vom Anker weg eine Art dreieckige Fläche, die wir nutzen. Wenn der Wind in die entgegengesetzte Richtung dreht, wird aus dem Dreieck ein Kreis. Diese Infos kann ich beim Suchen eines Ankerspots berücksichtigen.
Tipp: Es gibt auch Apps, die Seegras-Teppiche anzeigen, um das Ankern an diesen Stellen zu verhindern.
Fazit
Neptungras ist ein wichtiger Meeresreiniger und CO2-Senker. Beim Ankern auf den Balearen sollten wir als Segler diesem Gras mit Respekt begegnen und akzeptieren, dass wir nicht überall ankern können. Der Schutz des Posidonia ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der einzigartigen Seegebiete der Balearen und der Umwelt. Logischerweise trägt der Erhalt des Seegrases Posidonia auch zum Klimaschutz bei.
Charter
Wer die Balearen und das freie Ankern in den unzähligen Buchten erleben möchte, kann das auch ohne eigenes Boot beim Chartern realisieren. Kaum ein Revier im Mittelmeer bietet dafür mehr Gelegenheiten als die Balearen, insbesondere Mallorca. Egal ob Bareboat-, Skippered-, Crewed- oder Kojencharter – hier gibt es für jeden Geschmack das richtige Angebot.
Diese Charter-Agenturen helfen dir eine Yacht zu finden
Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Vermittlung von Charteryachten oder Mitsegelangeboten bewährter Anbieter rund um die Balearen können diese Firmen behilflich sein:
In welchen Buchten ist denn Ankern verboten?
Mir ist keine Bucht explizit bekannt wo Ankern verboten ist, um das Posidonia zu schützen. In Sant Elm beispielsweise liegen die Bojen aber so, das es nur noch sehr vereinzelt möglich ist frei zu ankern.
Manchmal gibt es auch keine Bojen, und das Ankern ist wegen der Posidonia trotzdem unmöglich. Beispiele: der Abschnitt Cala Gat bei Cala Rajada oder der Einschnitt Cala Petita zwischen Cala Gran und Cala Longa. In beiden Buchten wird von der Behörde auf kleinen Booten mit Sichtgläsern die Lage des Ankers kontrolliert.
Immerhin: Posidonia blüht (was für eine Unterwasserpflanze schon ein bemerkenswertes Verhalten ist), und wem das nicht reicht — sicheren Ankergrund bietet ein Seegrasteppich oft genug auch nicht.