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Marco Haase segelt seit seiner Kindheit. Er ist Trimmexperte und auf der Regattabahn genauso zu Hause wie im Mittelmeer oder Ostseeraum als Fahrtensegler. Zudem ist er Segelmacher und Inhaber von OneSails Deutschland/Haase Segel GmbH. OneSails ist ein weltweit vernetzter Verbund von Segelmachern und liefert leistungsorientierte Fahrten- und Regattasegel.
Die Revolution der Segeltechnologie
Ob auf dem Weg über die Biskaya oder bei der Rundung von Kap Horn – wer auf Langfahrt unterwegs ist, weiß: Ein Segel muss nicht nur gute Leistung bringen, sondern auch zuverlässig und langlebig sein. Membransegel sind hier eine moderne Lösung für die hohen Anforderungen anspruchsvoller Blauwassersegler.
Aber wie entstand diese Technologie? Der Weg zu den heutigen Membransegeln begann mit einem Materialwandel. Die Baumwollsegel der Blauwasser-Pioniere hatten viele Nachteile, wie Dehnung bei Nässe, hohes Gewicht und kurze Lebensdauer, deshalb setzten sich in den 1950er-Jahren Polyester-Gewebe durch. Sie haben den Vorteil, dass sie auch bei Nässe ihre Form behalten und deutlich langlebiger sind.
In den 1970er-Jahren begann die Entwicklung leistungsfähigerer Materialien wie Aramid. Diese Fasern sind zwar stabil und leicht, lassen sich aber nicht wie herkömmliche Stoffe weben. Um sie dennoch für Segel nutzbar zu machen, wurden Aramid-Laminate entwickelt und dadurch erstmals Segel im Radialschnitt möglich, die eine bessere Formstabilität bieten.
Der nächste große Fortschritt folgte in den 1990er-Jahren: Ein kleiner Segelmacher entwickelte und patentierte eine neue Methode zur Herstellung von Membransegeln. Diese Segel bestanden nicht mehr aus zusammengenähten Bahnen, sondern aus einer einzigen, durchgehenden Schicht, in der die Fasern exakt entlang der Belastungslinien verlaufen. Anfang der 2000er-Jahre lief das Patent aus, und Membransegel setzten sich schnell im Regattasport durch. Dank verbesserter Herstellungsverfahren und neuer Fasern wie Dyneema sind sie heute nicht nur eine Alternative zu herkömmlichen Laminatsegeln, sondern oft auch die erste Wahl für Segler, die Wert auf gute Performance legen.

Diese Entwicklungen haben das Segeln grundlegend verändert. Blauwassersegler profitieren heute von Segeln, die nicht nur höchst effizient, sondern auch besonders langlebig sind. Im Folgenden werfen wir einen genaueren Blick auf die Technologie, die Membransegel so besonders macht.
Warum Membransegel? Unterschiede zu klassischen Segeln
Membransegel sind moderne Hochleistungssegel, die sich grundlegend von traditionellen Segeln unterscheiden. Während klassische Segel aus Rollenware bestehen – entweder aus gewebtem Tuch oder laminiertem Material – und in jeder Zone die gleiche Stärke und das gleiche Gewicht aufweisen, ermöglicht die Membrantechnologie eine gezielte Materialverteilung.
Bei einem CrossCut-Segel beispielsweise verlaufen die Bahnen des Segeltuchs horizontal vom Vorliek zum Achterliek. Da das Material überall gleich dick und stabil sein muss, wird das gesamte Segel so stark und schwer wie die am stärksten belastete Stelle des Segels gefertigt. Diese Bauweise ist zwar kostengünstig, bietet jedoch nur begrenzte Formstabilität, da die Fasern nicht gezielt entlang der Belastungslinien verlaufen.

Beim Radialschnitt hingegen werden die Bahnen so angeordnet, dass sie den Belastungslinien folgen. Dies ermöglicht eine gezieltere Materialverteilung: Während stark beanspruchte Bereiche aus robusteren Materialien bestehen, können weniger belastete Zonen aus leichterem Material gefertigt werden. Dadurch wird das Segel insgesamt effizienter und langlebiger, wenn auch in der Fertigung aufwändiger.

Die Entwicklung der Membransegel begann mit dem Ziel, die Formstabilität und Effizienz von Segeln zu verbessern. Im Laufe der Jahre wurden Technologien wie das 2D-Laminat und das 3D-Formverfahren entwickelt.
2D-Membrantechnologie: Bewährte Technik mit Grenzen
Die 2D-Membrantechnologie ist die am häufigsten verbreitete Herstellungsmethode für Membransegel, da sie einen geringeren technischen Aufwand erfordert und damit kostengünstiger ist. Bei dieser Methode werden einzelne Bahnen mit lastorientiert verlegten Fasern gefertigt und anschließend manuell durch Kleben oder Nähen zusammengesetzt – je nach technischer Ausstattung des Segelmachers.
Diese Herstellungsweise bringt jedoch einige Nachteile mit sich. Da die lastaufnehmenden Fasern an den Nahtstellen unterbrochen werden, entstehen potenzielle Schwachstellen, die die Gesamtstabilität des Segels beeinflussen können. In der Langzeitbetrachtung sind Segel mit durchgehenden Fasern daher profilstabiler und behalten ihre aerodynamische Form länger bei. Zudem stößt die 2D-Technologie in puncto Formgenauigkeit an ihre Grenzen, da die Bahnen nicht immer perfekt aneinandergefügt werden können.

Ein weiterer Aspekt ist die Produktionsstruktur: Hinter den meisten 2D-Membranherstellern stehen Unternehmen, die nicht aus dem Segelsport stammen. Dies kann dazu führen, dass die Entwicklung dieser Segel nicht immer optimal auf die spezifischen Anforderungen von Seglern abgestimmt ist.
3D-Formverfahren
Bei diesem Fertigungsverfahren wird das Segel direkt auf einer dreidimensionalen Form gefertigt, die das finale Profil des Segels nachbildet. Dieses Verfahren stellt sicher, dass die aerodynamischen Eigenschaften des Segels unter allen Bedingungen erhalten bleiben.

Ein besonderes Highlight moderner Membransegel ist die Verwendung von filmlosen Technologien wie 4T Forte. Diese Segel verzichten auf traditionelle Klebeschichten, wodurch sie leichter, flexibler und widerstandsfähiger gegen Delamination werden.

Vergleich filmbasiertes Laminat vs. Filmless
In allen Laminatsegeln, egal ob aus Rollenware oder Membrantechnologie, werden die lastaufnehmenden Fasern gezielt „gelegt“. Damit diese Fadengelege fixiert werden können, benötigen sie eine Basis. In klassischen, filmbasierten Laminaten besteht diese Basis aus einem Mylar-Film, der mithilfe eines Klebstoffs mit einer zweiten Filmschicht verbunden wird. Dadurch entsteht die eigentliche Membran. Um die äußeren Filmschichten vor mechanischer Abnutzung zu schützen, werden zusätzliche Schutzschichten aufgebracht – meist in Form eines Taftgewebes oder eines leichten, glatten Fleece-Materials. Während ein Taftgewebe robusteren Schutz bietet, ist Fleece leichter, aber auch anfälliger für mechanische Belastungen.
Ein grundlegendes Problem filmbasierter Laminate ist die Alterung der verwendeten Materialien. Sowohl der Klebstoff als auch der Mylar-Film verändern im Laufe der Zeit ihre Eigenschaften: Der Kleber verliert an Haftkraft, selbst wenn das Segel ungenutzt gelagert wird, und der Mylar-Film wird spröde und brüchig, was zur Delamination führen kann, wenn sich die Schichten voneinander lösen.

Die Vorteile der Filmless-Technologie
Filmless-Technologien wie 4T Forte umgehen diese Probleme durch den Einsatz eines thermoplastischen Verfahrens. Dabei wird der Mylar-Film komplett eliminiert und auch der Klebstoff durch eine selbsthaftende thermoplastische Struktur ersetzt. Dies hat mehrere Vorteile:
- Langfristige Stabilität: Die Verbindung der Fasern bleibt deutlich länger stabil, da Thermoplaste wesentlich langsamer altern.
- Gewichtsreduktion: Durch den Wegfall von zwei Materiallagen wird das Segel leichter und weicher.
- Längere Lebensdauer: Filmless gefertigte Membransegel sind nicht nur haltbarer, sondern behalten auch ihre aerodynamische Form über einen längeren Zeitraum bei.

Fasermaterialien: Welche ist die richtige Wahl für Blauwassersegler?
Membransegel ermöglichen den gezielten Einsatz verschiedener Hochleistungsfasern, wobei jedes Material spezifische Vor- und Nachteile besitzt:

Durch den gezielten Einsatz dieser Materialien in Membransegeln kann eine Balance zwischen Haltbarkeit, Gewicht und aerodynamischer Effizienz erreicht werden. Moderne Filmless-Technologien und thermoplastische Verfahren sorgen zudem dafür, dass bestimmte Membransegel langlebiger sind als klassische Laminate, da sie weniger anfällig für Delamination sind.
Für Blauwassersegler empfehlen wir Dyneema-basierte Membransegel, da sie eine ideale Kombination aus Langlebigkeit, UV-Stabilität und Gewichtseffizienz bieten. 4T-Membransegel setzen auf eine speziell entwickelte Dyneema-Faser (STR), die sich in Langzeittests als besonders widerstandsfähig erwiesen hat.

Was sind die Vorteile einer Membran?
Empirische Erkenntnisse: Studien zeigen, dass Membransegel im Vergleich zu traditionellen Panelsegeln deutlich formstabiler bleiben. Ihre Effizienz und Lebensdauer sind wissenschaftlich belegt und bestätigen ihre Überlegenheit in Bezug auf Langzeiteinsatz und Performance.
Praxiserfahrungen: Erfahrungsberichte von Blauwasserseglern bestätigen die hohe Zuverlässigkeit und Leistungsfähigkeit dieser Segel, selbst unter extremen Bedingungen. Die widerstandsfähige Konstruktion sorgt dafür, dass die Segel ihre Form auch bei intensiver Nutzung beibehalten und weniger anfällig für Materialermüdung sind.
Technologische Exzellenz: Membranen wie 4T Forte setzen auf modernste Materialien und Fertigungstechniken, um maximale Langlebigkeit und herausragende Performance zu gewährleisten. Durch innovative Herstellungsverfahren wie die Filmless-Technologie wird das Risiko von Delamination minimiert, was zu einer insgesamt höheren Lebensdauer führt.

Optimale Materialwahl: Hochwertige Fasermaterialien wie Dyneema, Carbon oder Aramid werden gezielt eingesetzt, um eine bestmögliche Kombination aus Leichtigkeit, Festigkeit und UV-Beständigkeit zu erreichen. 4T Forte nutzt beispielsweise eine speziell angepasste Dyneema-Faser (STR), die eine außergewöhnliche Balance aus Stabilität und Flexibilität bietet.
Effizienz und Gewichtseinsparung: Durch optimierte Produktionsprozesse sind Membranen oft leichter als herkömmliche Segel und bieten dennoch eine verbesserte Belastbarkeit. Dies führt nicht nur zu einer besseren Performance, sondern erleichtert auch das Handling an Bord.
Membransegel stellen somit eine lohnende Investition für ambitionierte Segler dar, die höchste Ansprüche an Formstabilität, Haltbarkeit und Performance stellen.
Vergleich der Segeltechnologien unter Last
CrossCut, Triradialschnitt und Membrantechnik: CrossCut-Segel zeigen die höchste Dehnung, gefolgt von Triradialschnitten. Membransegel bleiben selbst unter Spitzenlasten nahezu unverändert.
Membrantechnik Standard vs. Hocheffizienz: Hochleistungstechnologien wie 4T Forte übertreffen Standard-Membrantechniken hinsichtlich Formstabilität und Belastbarkeit.
Panelsegel vs. Membransegel im gerefften Zustand: Gereffte Membransegel behalten ihre Form deutlich besser als traditionelle Panelsegel.

Wie ist die Lebensdauer eines Segels definiert?
Die Lebensdauer eines Segels hängt von zwei zentralen Faktoren ab:
- Strukturelle Haltbarkeit: Sie beschreibt, wie lange das Material mechanischen Belastungen wie Zugkräften, Knicken und UV-Strahlung standhält, ohne dass Risse oder Brüche entstehen.
- Aerodynamische Performance: Die Fähigkeit des Segels, seine optimale Form über einen langen Zeitraum zu bewahren und nicht durch Materialermüdung oder Verformung an Effizienz zu verlieren.
Nicht jedes Membransegel ist strukturell überlegen, aber einige moderne Membrantechnologien haben sich als langlebiger erwiesen als klassische Laminatsegel von der Rolle. Hochwertige Membransegel sind alltagstauglich und vereinen die Vorteile von Gewichtseinsparung und Leistung, sodass sie für konstant hohe Geschwindigkeiten und exzellentes Handling auf See sorgen.

Worauf ist bei der Handhabung zu achten?
Die richtige Pflege und Benutzung von Membransegeln ist entscheidend für ihre Langlebigkeit und optimale Performance. Hier sind die wichtigsten Punkte:
- Schonende Lagerung: Membransegel sollten bei Nichtgebrauch trocken und an einem kühlen Ort aufbewahrt werden, um Materialermüdung zu vermeiden. Auch eine gerollte Lagerung erhöht die Gesamtlebensdauer. Eine Lagerung bei hohen Temperaturen kann hingegen die Alterung von Klebstoffen und Filmmaterialien beschleunigen.
- Schutz vor UV-Strahlung: Besonders filmbasierte Laminate sind anfällig für UV-Strahlung, da der Kleber mit der Zeit seine Haftkraft verliert und Mylar-Filme spröde werden. Eine UV-abweisende Segelpersenning oder die Lagerung in einem schattigen Bereich verlängert die Lebensdauer erheblich.
- Vermeidung von Flattern: Die Lieken eines Membransegel dürfen während des Segelns nicht flattern. Anders als bei gewebten Segeln fehlt ihnen die innere Struktur, die kleine Bewegungen auffängt. Anhaltendes Flattern kann zu Faserschäden und einer schnelleren Materialermüdung führen.
- Regelmäßige Inspektionen: Kleinere Beschädigungen sollten frühzeitig erkannt und behoben werden, um größere Schäden zu vermeiden. Dazu gehören insbesondere Risse oder Delaminationserscheinungen.
- Wartung durch einen Vertragssegelmacher: Für über die gesetzliche Gewährleistung hinausgehende Garantien kann es notwendig sein, das Segel einmal pro Jahr bei einem autorisierten Segelmacher überprüfen zu lassen. Dies stellt sicher, dass eventuelle Mängel frühzeitig erkannt und fachgerecht behoben werden.
- Reffen mit Sorgfalt: Beim Reffen sollte darauf geachtet werden, dass das Segel sauber gelegt wird, um unnötige Knicke zu vermeiden, die die Fasern schwächen könnten.
Durch diese Maßnahmen lässt sich die Lebensdauer eines Membransegel erheblich verlängern und seine Performance über Jahre hinweg erhalten.

Lässt sich ein Membransegel mit Bordmitteln reparieren?
Membransegel bieten den Vorteil, dass sie sich bei kleineren Beschädigungen mit speziellen Reparatursets direkt an Bord instand setzen lassen. Dies umfasst beispielsweise das Ausbessern kleiner Risse oder punktueller Schäden. Für umfassendere Reparaturen, wie die Erneuerung von stark belasteten Bereichen oder größeren Faserbrüchen, steht ein weltweites Servicenetz mit spezialisierten Segelmachern zur Verfügung. Dieses Netzwerk garantiert, dass ein Segel selbst in entlegenen Revieren schnell und fachgerecht repariert werden kann, sodass die Crew ihre Reise ohne größere Verzögerungen fortsetzen kann.
Für wen ist ein Membransegel sinnvoll?
Membransegel eignen sich besonders für Fahrtensegler, die hohe Ansprüche an Performance, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit stellen. Durch ihre überlegene Formstabilität und die Verwendung modernster Materialien wie Dyneema und Carbon bieten sie herausragende Vorteile gegenüber traditionellen Segeln. Sie sind ideal für Blauwassersegler, die sich auf lange Törns begeben, für Regattasegler, die höchste Geschwindigkeit und Präzision verlangen, sowie für alle Yachteigner, die das volle Potenzial ihrer Boote ausschöpfen möchten.

Für wen ist es nicht geeignet?
Wer nur gelegentlich segelt oder überwiegend kurze Törns unternimmt, wird den Mehrwert eines Membransegel möglicherweise kaum ausschöpfen. In solchen Fällen erfüllen klassische Segel ihren Zweck oft ebenso gut – bei geringeren Anschaffungs- und Pflegekosten.
Mach den Unterschied!
Erlebe die Vorteile moderner Membransegel selbst: OneSails steht für innovative Segeltechnologien, die mit Formstabilität, Langlebigkeit und hoher Performance überzeugen. Eine persönliche Beratung zeigt, wie diese Technologien das Segeln auf ein neues Niveau heben können. Mehr Informationen und individuelle Lösungen gibt es direkt bei OneSails.





















Wieviel teurer sind diese Segel im Vergleich zu Standardsegeln?