Krankenversicherung im Ausland für Blauwassersegler

Ein Beitrag von

Dirk Hilcken

Dirk Hilcken ist Koordinator Vertrieb und Underwriting bei Europas führendem Anbieter von Yachtversicherungen Pantaenius und hat in seinen rund 20 Jahren so einiges gesehen, was schwimmt und Eigner gern abgesichert wissen möchten. Hier immer die richtige Einschätzung zu finden, geht nur mit eigener Erfahrung auf möglichst vielen Kielen. Groß geworden auf dem elterlichen Segelboot, war es lange vor allem das Dickschiff-Regattasegeln im Team, das Dirk faszinierte. Nach einem Intermezzo, das unter großer Maschine in die USA und die Karibik führte, ist der Hamburger heute öfter mit dem Pantaenius-Sicherungs-RIB auf Klassiker-Regatten anzutreffen. Und für den Notfall wartet der von seinem Vater gebaute Holz-Opti stets segelklar im Keller.

Warum ist eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung sinnvoll?

In Deutschland ist es Standard, dass die Kosten für Medikamente, Arztbesuche oder Krankenhausaufenthalte mehr oder weniger vollständig von der Krankenkasse übernommen werden. Doch wie sieht es mit dem Versicherungsschutz im Ausland beim Segeln aus, zum Beispiel auf einer Langfahrt, einer Atlantikrunde oder gar einer Weltumsegelung?

Manchmal ist es auch an den schönsten Orten der Welt nötig, zum Arzt zu gehen. ©Pcess609/stock.adobe.com

Grundsätzlich besteht der Versicherungsschutz einer deutschen gesetzlichen Krankenkasse nur in Deutschland. Das heißt, nur hier werden die Kosten für Medikamente, einen Arztbesuch oder eine Notfallbehandlung übernommen. Eine Ausnahme bilden die Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), also alle Staaten der Europäischen Union (EU) plus Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz.

Auch Großbritannien und Nordirland sind trotz Brexit weiterhin abgedeckt. Mit einigen weiteren Staaten wie Tunesien und der Türkei bestehen sogenannte Sozialversicherungsabkommen, die auch Regelungen zum Krankenversicherungsschutz enthalten. In allen anderen Staaten gilt die deutsche gesetzliche Krankenversicherung nicht.

Das klingt erstmal gut. Allerdings muss auch bei Reisen in Europa aufgepasst werden, dass im Krankheitsfall die Behandlungskosten übernommen werden! Es kann passieren, dass nur jene Kosten von der Krankenkasse erstattet werden, die auch von einer örtlichen Krankenkasse im Reiseland erstattet werden würden. Diese Abdeckung kann zum Teil erheblich von den Leistungen abweichen, die in Deutschland mitversichert sind. Teure Medikamente oder Notfalltransporte sind meist nicht mitversichert und die Kostenübernahme für einen Rücktransport ins Heimatland ist sogar gesetzlich verboten.

Der Rücktransport einer erkrankten Person ins Heimatland kann teuer werden. ©VanHope/stock.adobe.com

Hinzu kommt das Risiko, versehentlich in einer Privatklinik behandelt zu werden, was in Urlaubsregionen häufig passiert. Auch diese Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen.

Kurzum: Wer nur mit der gesetzlichen Krankenversicherung von zu Hause im Gepäck unterwegs ist, kann bei einer Auslandsbehandlung böse Überraschungen erleben. Das kann zu einem finanziellen Desaster führen.

Kosten für Selbstzahler werden oft unterschätzt und können im Ernstfall schnell in die Tausende gehen. ©NewAfrica/stock.adobe.com

Segler, die sich auf eine längere Reise begeben, sind somit gut beraten, eine spezielle Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Die gute Nachricht: Man muss nicht unbedingt für zwei Krankenversicherungen zahlen. In der Regel kann die heimische Krankenversicherung für die Zeit im Ausland preiswert „stillgelegt“ werden. Primär entstehen dann die Kosten für die Langzeit-Auslandskrankenversicherung. Bis zu einem bestimmten Alter liegen die Gesamtkosten weit unter dem günstigsten Tarif jeder gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland.

Zahnbehandlungen können kostspielig werden und lassen sich auf Langfahrt nicht immer vermeiden. ©radiopelicano.de

Welchen Schutz bietet eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung und wo liegen die Unterschiede zur gesetzlichen Krankenversicherung?

Eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung dient dazu, sich bestmöglich gegen die Kosten ambulanter und stationärer Heilbehandlungen im Ausland abzusichern, sie deckt also bei vielen Behandlungen im Ausland prinzipiell die gleichen Leistungen ab wie eine gesetzliche Krankenkasse bei den entsprechenden Behandlungen in Deutschland. Allerding kann es Einschränkungen geben – beispielsweise bei Zahn- oder Vorsorgebehandlungen. Darüber hinaus deckt eine Auslandsreisekrankenversicherung in der Regel auch besondere Reiserisiken wie Bergungskosten oder Krankenrücktransporte ab.

Achtung: Eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung ist nicht die übliche Auslandskrankenversicherung, die oft als Zusatzversicherung angeboten wird oder in manchen Kreditkartenverträgen enthalten ist. Diese Versicherungen sind für normale Urlaubsreisen gedacht und decken einen Auslandsaufenthalt von maximal zehn Wochen ab! Blauwasserreisen dauern erfahrungsgemäß länger.

Was ist vor dem Abschluss einer Langzeit-Auslandskrankenversicherung zu beachten?

Wie bei jeder Versicherung können die Versicherungsbedingungen von Versicherer zu Versicherer unterschiedlich sein. Beim Abschluss einer Langzeit-Auslandskrankenversicherung lohnt es sich daher, die Angebote zu vergleichen. Hierbei sind einige Punkte besonders zu beachten.

Viele Auslandskrankenversicherungen werden nur für einen festen Zeitraum angeboten. Dieser beträgt in der Regel ein Jahr. Einige Versicherer bieten auch längere Laufzeiten an. Das kann nachteilig sein. Dazu ein Beispiel: Wer eine klassische Weltumsegelung von drei Jahren plant, sollte im besten Fall auch einen Vertrag für drei Jahre abschließen. Allerdings ist kaum vorherzusagen, was in drei Jahren ist. Vielleicht soll die Reise verlängert werden, vielleicht soll sie verkürzt werden. Es sollte somit geklärt werden, unter welchen Bedingungen die Versicherung nach dem Versicherungszeitraum bei Bedarf verlängert werden kann beziehungsweise ob ein vorzeitiger Ausstieg möglich ist. Vorausbezahlte Jahresbeiträge sollten dann auch erstattet werden.

Wer weit reist, braucht einen zeitlich flexiblen Versicherungsschutz. ©Sönke Roever

Tipp: Vorteilhafter ist für Blauwassersegler eine Auslandskrankenversicherung, die auf unbestimmte Zeit läuft und jederzeit gekündigt werden kann. So ein Angebot gibt es beispielsweise bei Pantaenius. Damit ist man als Segler maximal flexibel.

Generell ist zu prüfen, ob Vorerkrankungen mitversichert sind. Wer beispielsweise regelmäßig Medikamente einnehmen muss, müsste diese sonst aus eigener Tasche bezahlen. Hier ist Vorsicht geboten, es kann sein, dass der Versicherer vorab eine Gesundheitsprüfung verlangt. Um im Ernstfall den Versicherungsschutz nicht zu verlieren, müssen die Fragen dazu unbedingt wahrheitsgemäß beantwortet werden!

Wichtig ist auch zu klären, ob der Vertrag eine freie Arztwahl vorsieht oder ob im Notfall nur Vertragsärzte aufgesucht werden dürfen. Dies kann im Ernstfall lästig oder sogar unmöglich sein.

Freie Arztwahl ist im Ausland ein wichtiger Faktor. ©NordStock/stock.adobe.com

Auch das Reiseziel kann die Versicherungskosten beeinflussen. Einige Langzeit-Auslandskrankenversicherungen sind beispielsweise teurer, wenn die USA eingeschlossen werden, da die Behandlungskosten dort sehr hoch sind.

Weitere Fallstricke lauern beim Rücktransport, sei es als Krankentransport oder im Todesfall. Beides sollte unbedingt mitversichert sein, da die Kosten dafür meist sehr hoch sind. Vorteilhaft sind in diesem Zusammenhang Versicherer, die über einen Notdienst mit Notrufnummer verfügen, mit dem im Ernstfall alle Details geklärt werden können.

Die Kosten für Krankentransporte sind ein schwer kalkulierbares Risiko. ©Sönke Roever

Wie wird eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung abgeschlossen und was passiert mit der deutschen Krankenversicherung?

Eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung muss vor Antritt der Reise abgeschlossen werden. Sie gilt dann ab dem Zeitpunkt der Ausreise aus dem Heimatland. Die deutsche Krankenversicherung kann zu diesem Zeitpunkt gekündigt oder stillgelegt werden. Im günstigsten Fall geschieht das im Rahmen einer sogenannten Anwartschaft, mittels derer das Versicherungsverhältnis nach der Rückkehr ohne erneute Prüfung direkt wieder aufgenommen werden kann. Ein weiterer Vorteil der Anwartschaft ist, dass die für spätere Leistungsansprüche wichtigen Vorversicherungszeiten weiterlaufen. Die monatlichen Kosten für eine Anwartschaft liegen bei den gesetzlichen Krankenkassen im unteren zweistelligen Bereich.

Wie funktioniert die Kostenerstattung einer Langzeit-Auslandskrankenversicherung im Schadensfall?

Ähnlich wie bei einer privaten Krankenversicherung in Deutschland ist es auch bei einer Langzeit-Auslandskrankenversicherung üblich, dass die Behandlung zunächst vor Ort bezahlt und danach vom Versicherer erstattet wird. Dies ist bei einem Arztbesuch im Ausland unbedingt zu beachten. Es ist nicht nur wichtig, dass genügend Geld im Portemonnaie ist, sondern es muss auch eine Rechnung ausgestellt werden, um die Leistung später mit dem Versicherer abrechnen zu können. Diese wird in der Regel unter Angabe der Versicherungsnummer an den Versicherer geschickt, der dann die Kosten überweist.

Die Arztrechnung ist Voraussetzung für die Kostenerstattung. ©Motortion/stock.adobe.com

In jedem Fall ist es ratsam, das Merkblatt der Versicherung mitzunehmen. Aufwändigere Behandlungen, wie zum Beispiel ein stationärer Krankenhausaufenthalt oder ein Krankenrücktransport, sollten mit der Versicherung abgesprochen werden. Manche Versicherer bieten besondere Serviceleistungen an. Beispielsweise kann die Versicherung eine Kostenübernahmegarantie für ein ausländisches Krankenhaus ausstellen, um hohe Vorauszahlungen zu vermeiden.

Versicherer bieten oft Merkblätter, in denen steht, was im Versicherungsfall genau zu tun ist. ©BLAUWASSER.DE, Pantaenius, Vadym/stock.adobe.com

Fazit

Ein Knochenbruch oder eine Tropenkrankheit sind auf einer Langfahrt ohnehin schon ein überflüssiges Ärgernis. Bleibt man dann noch auf den Behandlungskosten sitzen, ist das Ärgernis umso größer. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, schließt am besten eine Langzeit-Auslandskrankenversicherung ab.

Da es am Markt viele verschiedene Anbieter mit sehr unterschiedlichen Bedingungen gibt, ist es wichtig, die Bedingungen zu vergleichen und sich ausführlich beraten zu lassen. Stimmt die Versicherung, ist man gut abgesichert und spart insgesamt auch noch Geld!

Beratung zum Thema

Pantaenius Yachtversicherungen

Seit 50 Jahren bietet Pantaenius Eignern, Skippern und Crews ausgezeichneten Versicherungsschutz. Über 100.000 Kunden machen das Unternehmen zu Europas führendem Spezialisten für Yachtversicherungen.
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