Praxis-Tipp: Fallen/Leinen tauschen oder in den Mast einziehen

Ein Beitrag von

Martin Goerke

Martin ist Berufssegler mit über 100.000 Seemeilen Erfahrung auf Yachten und Traditionsschiffen. Als Miteigner der Swan 48 VELLAMO bietet er über seine Agentur SEGELWEGE Kojencharter-Törns in wechselnden Revieren an. Daneben führt er als Psychologe Coachings und Trainings zum Thema Kommunikation und Crewführung an Bord durch.

Mitunter eine Herausforderung: der Leinentausch

Wer kennt das nicht? An Bord muss eine Leine ausgetauscht werden. Bei einer Schot ist das in der Regel einfach, weil sie nicht versteckt läuft. Muss hingegen Tauwerk getauscht werden, das durch den Mast führt oder unter dem Deck durchgeleitet wird, wird es komplizierter. Vor allem auch, wenn die Leine um irgendwelche Blöcke oder Rollen geführt wird.

Beim Leinentausch gibt es einige Varianten, das neue Tauwerk dorthin zu bekommen, wo das alte ist. Grundsätzlich werden dabei die alte und neue Leine verbunden. Am einfachsten geht das mit Tape.

Leinentausch mit Tape-Verbindung

Die Fixierung von Leinen aneinander mit Tape hat allerdings den Nachteil, dass die Verbindung deutlich dicker wird als der Leinendurchmesser und zudem unflexibler ist. Damit läuft die Leinenverbindung nicht gut um die Rollen herum.

Nicht ideal – eine Tape-Verbindung. ©Sönke Roever

Auch ist die Tape-Verbindung nicht die stabilste. Bei zunehmender Masthöhe haben die Leinen ein recht hohes Eigengewicht und die Tape-Verbindung kann sich beim Einfädeln durch den Mast lösen. Das ist mehr als ärgerlich, wenn die alte Leine im Mast verschwindet und die neue noch nicht drin ist… Ein sehr lästiges Unterfangen, das dann zu lösen.

Wenn alles geklappt hat, muss man das Tape noch wieder von der Leine sauber abbekommen. Gelegentlich ist auch das mühsam.

Leinentausch mit Takelgarn

Alternativ wird daher eine Verbindung durch Takelgarn genutzt. Beide Leinen werden aneinandergenäht. Das hält gut, ist flexibel und meist nicht deutlich dicker als die Leine.

Alternative: die Verbindung mit Takelgarn. ©Sönke Roever

Aber es ist immer lästig, bei jedem Leinenwechsel die Enden wieder aneinander zu nähen. Insbesondere, wenn man für das Winterlager die Fallen vom Mast oder Boot entfernen möchte und damit regelmäßig die Leinen ein- und ausfädelt. Wenn man dann auch noch eine Hilfsleine dafür braucht, hat man die Arbeit gleich zweimal. Abhilfe schafft da eine simple, aber effektive Lösung.

Leinengarn mit Takling und Schlaufe

Wir haben bei uns an Bord an den Fallen und Leinen, die etwas kniffelig einzufädeln oder auszutauschen sind, ans Ende jeweils eine Schlaufe genäht. Diese wird durch einen einfachen Takling gesichert.

An diese Schlaufe kann zum Entfernen der Leine, z.B. im Winterlager, einfach eine dünne Hilfsleine angeknotet werden. Die Leinen sind schnell verbunden und können problemlos durch enge Stellen gezogen werden. Bevor es im Sommer wieder ins Wasser geht, läuft das ganze Retour.

Wenn wir neue Fallen einziehen müssen, bekommt das neue Fall ebenfalls eine Schlaufe mit Takling. Die neue und die alte Leine können dann über ein dünnes Stück Takelgarn direkt miteinander verbunden werden. Ausnahme: Die Fallen haben einen Augspleiß. Dann geht der Leinenwechsel nur über eine Hilfsleine.

Zwei Leinen wurden mit dem Schlaufen-Takling verbunden. ©Stefanie Kamke

Das Verbinden der Schlaufen geht am besten mit gewachstem Takelgarn. Das ist etwas klebrig, sodass die Knoten gut halten. Wer Sorge hat, dass sich was löst, kann diese Verbindung mit einem Tape zusätzlich sichern. Wir verzichten darauf inzwischen.

Die eingenähten Schlaufen samt Takling sind insgesamt so klein, dass sie im Alltag nicht stören, wenn sie am Ende der Leine verbleiben. Durch den Takling ist zudem die Naht, der Knoten und auch das Leinenende sauber gesichert. Unsere letzten Fallen haben wir gerade alle ausgetauscht. Die Schlaufen waren noch immer dran und hielten den Leinenwechsel problemlos durch.

Tipp: Die Leinen beim Verbinden nicht zu eng zusammenknoten. Es kann sonst schwierig sein, die Verbindung zu lösen, ohne die Schlaufen kaputt zu machen. Daher besser etwas
Abstand lassen.

Bei den Schlaufen genug Abstand zum Tauende lassen. ©Stefanie Kamke

Eine Schlaufe herstellen in 3 Schritten

1) Durch das Tauwerksende drei circa 1–2 Zentimeter lange Schlaufen nähen. Dabei je nach Leinenende mindestens einen Zentimeter Abstand zum Ende halten.

©Stefanie Kamke

2) Schlaufe nah am Tampen verknoten.

©Stefanie Kamke

3) Einfachen Takling um das Tauwerkende legen und dabei den Knoten der Schlaufe mit einwickeln. Fertig ist das Leinenende.

©Stefanie Kamke

Wer möchte, kann die Farben passend zur Leine wählen, dann fällt das Ganze noch nicht mal auf und auf das Design an Bord wurde auch noch geachtet. 🙂

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Joachim Floegel
Joachim Floegel
3 Tagen her

Der Beitrag war sehr hilfreich, da ich alle Leinen vor dem Winterlager tauschen möchte. Klasse, hat mir sehr geholfen