Segelscheine: Der Sporthochseeschifferschein (SHS)

Ein Beitrag von

Die Blauwasser-Redaktion recherchiert, produziert und veröffentlicht praxisnahe Themen rund um das Reisen auf dem Wasser. Das Team besteht aus erfahrenen Seglern und Experten.

Titelfoto: ©️radiopelicano.de

Der Sporthochseeschifferschein (SHS) im Überblick

Der Sporthochseeschifferschein (SHS) ist der Schein zum Führen von Yachten in weltweiten Gewässern, also auf allen Meeren. Für private Skipper ist dieser Segelschein nicht vorgeschrieben. Er ist eine freiwillige Ergänzung, die die Theorie der vorrangegangenen Scheine um die Inhalte für die weltweite Fahrt ergänzt.

Der Sporthochseeschifferschein ist vorgeschrieben zum Führen von gewerblich genutzten Sportbooten mit einer Passagieranzahl bis zwölf Personen sowie für Traditionsschiffe mit einer Länge von zwölf bis 25 Metern und dort auch nur, wenn das Fahrgebietes des Sportseeschifferscheines (SSS) verlassen wird.

Wer gewerblich genutzte Yachten über Ozeane skippert, braucht den Sporthochseeschifferschein. ©Sönke Roever

Der Weg zum Sporthochseeschifferschein (SHS)

Wer den SHS erlangen will, muss verschiedene theoretische Kenntnisse vor der Zentralen Verwaltungsstelle (ZVS) des Deutschen Segler Verband (DSV) in Hamburg nachweisen. Die drei schriftlichen Prüfungsblöcke Navigation, Schifffahrtsrecht und Wetterkunde können komplett oder auch einzeln in beliebiger Reihenfolge absolviert werden. Der Zeitraum darf 24 Monate nicht überschreiten. Auch die mündliche Prüfung kann separat absolviert werden.

Voraussetzungen zum Erlangen des Sporthochseeschifferscheins (SHS)

Der Absolvent muss 18 Jahre alt und im Besitz des Sportseeschifferscheines (SSS) sein. Er muss tausend Seemeilen auf Yachten im Seebereich (nach dem Erlangen des SSS) als Wachführer nachweisen. Fünfhundert Seemeilen müssen vor der ersten Teilprüfung bereits abgeleistet worden sein. Als Beleg dafür gilt die Bestätigung zum Nachweis der Seemeilen nach der Verordnung über den Erwerb von Sportsee- und Sporthochseeschifferscheinen (SportSeeSchiffV).

Für den Erwerb des Sporthochseeschifferscheins müssen Seemeilen als Wachführer nachgewiesen werden. ©Sönke Roever

Ausbildung zum Sporthochseeschifferschein (SHS)

Die Ausbildung wird von Segelschulen deutschlandweit angeboten. Sie umfasst, im Vergleich zu allen anderen Scheinen, nur einen theoretischen Teil, der schriftlich und mündlich abgenommen wird. Die theoretische Ausbildung kann sowohl vor Ort, in einer Segelschule als auch online gemacht werden.

Lehrmaterialien für den Sporthochseeschifferschein (SHS)

Für die Vorbereitung auf den SHS sind verschiedene Lehrbücher und Übungsaufgaben im Handel erhältlich.

Die folgenden Materialien sind identisch mit denen für den Sportseeschifferschein (SSS). Sie dienen der Vorbereitung zu der theoretischen Prüfung und werden auch direkt bei der Prüfung verwendet: Die Übungskarte BA 2656 Ü, Stand 2005, die Karte 1/INT 1, das Begleitheft mit Formelsammlung, ein nicht programmierbarer Taschenrechner und ein Navigationsbesteck (Kursdreieck, Anlegedreieck und Meilenzirkel). Darüber hinaus benötigen wir den Vordruck Radarplotscheibe für das Fach Schifffahrtsrecht.

Zum Erlernen der Theorie sind zahlreiche Hilfsmaterialen erhältlich. ©radiopelicano.de

Prüfungsanmeldung zum Sporthochseeschifferschein (SHS)

Die Anmeldung zur Prüfung für den Sporthochseeschifferschein (SHS) findet bei der Zentralen Verwaltungsstelle (ZVS) statt. Hierfür müssen einige Dokumente eingereicht werden: der Antrag auf Zulassung (Vordruck), der Seemeilennachweis, ein aktuelles Passbild und ein Nachweis über die Entrichtung der Prüfungsgebühr.

Die theoretische Prüfung muss beim Prüfungsausschuss beantragt werden. ©radiopelicano.de

Die theoretische Prüfung des Sporthochseeschifferscheins (SHS)

Vor der Prüfung zum Sporthochseeschifferschein (SHS) ist keine einzige der Prüfungsfragen bekannt, der Prüfling muss sich also dementsprechend umfangreich vorbereiten. Die Prüfung zum SHS wird schriftlich und mündlich abgelegt.

Die schriftliche Prüfung erfolgt in den drei Teilsegmenten Navigation (insbesondere Astronavigation), Schifffahrtsrecht (inklusive internationalem Seerecht) und Wetterkunde (inklusive des Verhaltens in wirbelsturmgefährdeten Regionen).

Für die Prüfungen im Bereich Navigation und Schifffahrtsrecht werden die oben genannten Übungsmaterien gebraucht, die Seekarte darf allerdings keine Markierungen enthalten, diese müssen vorher sorgfältig ausradiert werden. Smartphone, Laptop oder Tablet sind nicht zugelassen. Diese Prüfung kann mündlich nachgeprüft werden.

Das Arbeiten mit Astrotabellen gehört zum Lehrumfang des SHS. ©Sönke Roever

Es müssen in jedem Teilbereich 65 Prozent der maximalen Punktzahl erreicht werden, dann ist das Prüfungsfach bestanden. Werden nur 55 bis 64 Prozent der erforderlichen Punkte erreicht, folgt eine mündliche Nachprüfung. Nicht bestanden ist die Prüfung, wenn weniger als 55 Prozent der nötigen Punkte erreicht werden.

Die mündliche Prüfung umfasst den Bereich Handhabung einer Yacht. Konkret die Inhalte seemännische und technische Aspekte der Yachtführung, Fahren in schwerem Wetter und Verhalten in Gebieten mit Wirbelstürmen.

Die praktische Prüfung des Sporthochseeschifferscheins (SHS)

Eine praktische Extraprüfung gibt es nicht. In der theoretischen Prüfung im Bereich Navigation muss jedoch praktisch die Handhabung eines Sextanten vorgeführt werden. Dazu gehören auch die Vertikal-Winkel-Messung, die Bestimmung der Indexberichtigung und die Erklärung von Fehlermöglichkeiten.

Astronavigation ist prüfungsrelevant beim Sporthochseeschifferschein. ©Uwe/stock.daboe.com

Achtung: Wird diese Teilprüfung nicht bestanden, gilt der gesamte Komplex Navigation als nicht bestanden. Zum Erlangen des SHS ist es also unbedingt notwendig, dass wir einen Sextanten verstehen und beherrschen.

ANZEIGE

Fazit

Der SHS ist der Olymp der Segelausbildung des deutschen Ausbildungssystems. Internationales Seerecht und auch die Besonderheiten des Wetters auf Ozeanen und in tropischen Regionen sind wichtige Aspekte für die weltweite Fahrt.

Alle Segelscheine in der Tasche! Der SHS ist dabei der wertigste. ©radiopelicano.de

Ein viel diskutiertes Thema, gerade unter Blauwasserseglern, ist jedoch, ob es in Zeiten von GPS noch zeitgemäß ist, den Umgang mit einem Sextanten zu lehren. Diese Diskussion setzt sich auch bei der Ausbildung zum SHS fort, deren Schwerpunkt deutlich auf der Schulung im Bereich Astronavigation liegt.

Ausbildung zum Thema

Segelschule Well Sailing

Die Sportbootschule bietet neben der Ausbildung für alle Führerscheinqualifikationen zahlreiche Weiterbildungskurse und Segelreisen – sowohl in bzw. ab Hamburg und der Neustädter ancora Marina.
Subscribe
Informiere mich bei
guest
7 Comments
Älteste
Aktuellste Likes
Inline Feedbacks
View all comments
Volker Nassenstein
Volker Nassenstein
2 Jahren her

Wie seht Ihr den Vergleich zum Yachtmaster, z.B. – Offshore ?!.
Hierzu tendiere ich persönlich eher, da die Ausbildung beim Yachtmaster mit einem deutlich höheren Praxisanteil (ca. 80%) im Vergleich zur Theorie, ausgestattet ist.
Viele Grüße
Volker

Jörg Schaefer
Jörg Schaefer
2 Jahren her

Das Problem fängt doch viel früher an.
Habe ich den SBF-See und den SRC in der Tasche, mit etwas Fleiß und Talent in einem Sommerurlaub zu erledigen, darf ich mit praktisch null Ahnung weltweit Megayachten über die Ozeane schippern,. So macht man das in Deutschland.

Viele Grüße und viel Glück

Jörg

Benno Lensdorf
Benno Lensdorf
2 Jahren her
Reply to  Jörg Schaefer

Kurze Anmerkung:
Es ist halt wie beim Erwerb des KFZ-Führerscheins:
Man weiß, wie es im Straßenverkehr gehen soll – aber die richtige Praxis kommt halt durch “Learning by doing”. 🙂
Übrigens: Auch bei den Scheinen “darunter” erlangt man die richtige, praktische Führung eines Schiffes nur durch die anschl. Praxis. Die Skipperin – der Skippersteht steht in der Verantwortung, sich “Schritt für Schritt” weiterzuentwickeln.Dazu braucht es halt seine Zeit….

Last edited 2 Jahren her by Benno Lensdorf
Jörg Schaefet
Jörg Schaefet
2 Jahren her
Reply to  Benno Lensdorf

So einfach ist das leider nicht. Wer würde seine Kinder in einen Schulbus stecken, bei dem der Fahrer den notwendigen Führerschein besitzt, sich ansonsten noch in der Phase „Learning by doing“ befindet. Passagierschiff, Flugzeug? Es darf nicht von einer vorhandenen Eigenverantwortung und Voraussicht ausgegangen werden. Dies zeigt sich bei jungen Verkehrsteilnehmern im Straßenverkehr. Im Straßenverkehr bleibt es häufig bei Blechschäden. Nach einem Bums steige ich aus und kümmere mich in aller Ruhe. Das ist auf See leider anders. Wenn ich als Skipper auf einem Segelboot vor dem Törn eine gewissenhafte und umfangreiche Creweinweisung durchführe, inclusive der Segel- und Rettungsmanöver, reicht… Mehr lesen »

Jörg
Jörg
1 Jahr her
Reply to  Jörg Schaefer

Das stimmt so in letzter Konsequenz nicht: Du kriegst den Kahn ohne eine höhere Befähigung nicht versichert bzw. die Versicherung ist unwirksam, wenn der Schiffsführer und Besatzung nicht entsprechende Befähigungnachweise haben. Stichwort (grobe) Fahrlässigkeit. In der Praxis bedeutet das, dass ein Amateur so einen Megakahn nicht fährt, was ja auch Sinn macht.

Axel
Axel
2 Jahren her

Ich hab mir den Spaß SHS mal angetan: Seerecht ist von einigen winzigen Zusatzthemen (“Einschleicher”) mal abgesehen das gleiche wie beim SSS. Navigation terrestrisch beinhaltet on Top zu SSS Großkreisberechnung von Hand (wozu???? das mach ich doch VOR der Ozeanüberquerung an Land, wo mit zwei Klicks die Route aus dem Rechner purzelt) und Astro – letzteres aber nicht in der anwendungsorientierten Variante mit Tabellen, sondern mit dem Arcustangens in endlosen Taschenrechnergefechten. Wetter ist ein bisschen mehr als beim SSS, aber wie in allen Führerscheinen die kleinste Prüfung vom Themenumfang – damit bleibt sich der DSV zumindest treu, dass man Wetter… Mehr lesen »

Joachim Kuntz
Joachim Kuntz
1 Jahr her

Wenn man vielleicht 5 oder 10 Jahre nach dem SSS an den SHS geht bringt man die grauen Zellen wieder richtig in Wallung, was den Aufwand alleine schon rechtfertigt. Bei der Navigation und dem Recht wiederholt sich nicht nur Vieles, viel Interessantes und Wichtiges, das man vergessen hat, kommt einem wieder in den Sinn. Die astronomische Navigation, auch wenn man sie nicht mehr braucht, ist eine tolle, anspruchsvolle Sache, insbesondere, wenn man sie nicht auf den reinen Prüfungsstoff reduziert, sondern beim Spazieren in der Dunkelheit in den Himmel schaut, und die Sternbilder und Navigationssterne kennen lernt. Aber bitte aufpassen, damit… Mehr lesen »