Törntipp Ionisches Meer: Routenvorschlag ab Korfu

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Christian wuchs an einem See auf und begann bereits im Alter von sechs Jahren zu segeln. Mit seinem ersten Segelschein, den er 1974 erwarb, segelte er viel im Mittelmeer und auf der Ostsee. Ab 1983 lebte er dann zwölf Jahre lang auf seiner eigenen Yacht. Zuerst im Mittelmeer, dann sechs Jahre auf dem Atlantik, in der Karibik, in Südamerika, im Golf von Mexiko und in Nordamerika. Seit über 30 Jahren veröffentlicht Christian Fachartikel in verschiedenen nautischen Publikationen, insbesondere zu den Themen Reisen, Chartern, Praxiswissen und Ausrüstung.

Auf einem Wochentörn die schönsten Ziele rund um Korfu erleben. Ein konkreter Routenvorschlag für Segler mit den wichtigsten Infos zu den schönsten Zielen

Das Ionische Meer wird als Einsteiger- und Familien-Revier geschätzt. Zum einen, weil man mit kurzen Schlägen viele attraktive Ziele ansteuern kann, aber wohl auch deshalb, weil der „Maístos“ sich in den Sommermonaten moderater gibt als der oft stürmische Meltemi in der Ägäis. In der Vor- und Nachsaison will das Revier aber ernst genommen werden. Alle nautischen Informationen zum Revier findest du in der Revierinformation Ionisches Meer und in dieser Revierreportage.

Das Setup mit Liegeplätzen direkt vor den Restaurants wie hier in Gáios auf der Insel Paxós gehört mit zum Törnerlebnis. ©Christian von der Hecken

Routenvorschlag Ionisches Meer: Eine Woche ab Korfu (131 Seemeilen)

Die attraktivste Variante für einen Törn ab der Gouviá Marina auf Korfu ist vermutlich die hier vorgestellte Umrundung von Korfu, die auch die Inselwelt des nördlichen Ionischen Meeres einschließt. An manchen Buchten von Korfu darf man einfach nicht vorübersegeln. Paxós ist Plicht, Andípaxos ein Swimmingpool der Superlative. Und die Inseln im Norden? Ein Hort der Stille, vergessen vom Trubel der Welt! Und das alles so nahe am Festland, dass sich ein Abstecher zu einer ihrer Buchten oder Häfen in den Törnplan mit einbauen ließe.

Der Törnplan im Überblick

Gouviá Marina – Korfu-Stadt (5 Seemeilen) – Gáios/Insel Paxós (30 Seemeilen) – Ó. Lákka/Insel Paxós (17 Seemeilen) – Paleokastrítsa/Insel Korfu (26 Seemeilen) – Insel Erikoúsa (24 Seemeilen) – Kassiópi/Insel Korfu (17 Seemeilen) – Gouviá Marina (12 Seemeilen). Gesamtdistanz: 131 Seemeilen

©BLAUWASSER.DE

Anreisetag (Sa.): Von Gouviá Marina nach Korfu-Stadt/Órmos Garítsas (5 Seemeilen)

Mal angenommen, der Wetterbericht verspricht erst für den zweiten Teil der Segelwoche leichte Winde. Dann sollte man sich – und das möglichst gleich nach der Übernahme des Schiffes – erst vom Maístos südwärts blasen lassen. Eine Stunde Tageslicht reicht, denn schon im Ó. Garítsas kann man sein Schiff (wenn sich denn kein Platz an den Stegen findet) vor Anker legen und zum Pflichtbesuch von Korfu’s Festung starten. Danach sollte sich noch ein Abend in der Altstadt ausgehen, der einem lange in Erinnerung bleibt, wenn man ihn mit einem griechischen Abendessen abschließt.

Die schöne und lebendige Altstadt von Korfu-Stadt ist unbedingt einen Besuch wert. ©Christian von der Hecken

Segeltag 1 (So.): Von Korfu-Stadt nach Gáios auf der Insel Paxós (30 Seemeilen)

Das Achilleion, einst Traumschloss der Kaiserin Elisabeth von Österreich, ist die wohl größte Attraktion von Korfu. Schon bald nach dem Auslaufen am nächsten Tag läge es querab. Doch für Segler ist es mangels sicherer Ankermöglichkeiten meist unerreichbar. Weht der Maístos aus Nordnordwest, steht ein Kurs an, der zum „Kreuzen vor dem Wind“ zwingt. So kann der Törn länger dauern, als man ihn geplant hatte. In Gáios muss man aber früh einlaufen, um noch einen Liegeplatz zu ergattern. So begehrt ist dieser fjordähnliche Hafen, dass schon nach Mittag das Gerangel um die besten Liegeplätze vor den Tavernen beginnt. Wer hier unterliegt, den bestrafen Griechenlands Götter mit langen Fußmärschen und Ankerlieger im Süden von Ágios Nikólaos zudem noch mit einer Dingi-Fahrt über nicht immer glattes Wasser.

Der Hafen von Gáios auf Paxós ist einer der beliebtesten des Reviers. ©Christian von der Hecken

Segeltag 2 (Mo.): Von Gáios über Andípaxos nach Ó. Lákka auf Paxós (17 Seemeilen)

Bevor man seinen Anker aus dem Gewirr der Ketten befreit, sollte man sich darüber klar sein, dass in der südlichen Passage felsiger Grund schon 1,8 Meter unter der Wasserlinie auf die Kiele der Yachten lauert. Erst wenn man diese Klippe (am besten durch die nördliche Ausfahrt) umschifft hat, kann man sich auf einen traumhaften Badetag im Lee von Andípaxos freuen. Allzu lange sollte man ihn aber nicht genießen, denn auch in der Bucht von Lákka könnten abends die Ankerplätze rar und die Restauranttische knapp werden. Auf die wenigen Liegeplätze an der Pier des kleinen Ortes darf man ohnedies nicht hoffen.

Trotz der Größe der Ankerbucht von Lákka kann es in der beliebten Bucht eng werden. ©Michael Amme

Segeltag 3 (Di.): Von Lákka nach Paleokastrítsa auf Korfu (26 Seemeilen)

Vor diesem Schlag kann man nur hoffen, dass der Maístos sein Einsehen hat oder sich ihm eine aus dem westlichen Mittelmeer hereinziehende Front entgegenstemmt. Denn sonst könnte es sein, dass man den ganzen langen Schlag gegen fünf (manchmal auch sechs!) auf die Nase kreuzen muss. Danach würde einem die Bucht von Paleokastrítsa, an dessen Strand einst Nausikáa den nackten Odysseus aufgelesen hatte, als wahrer Hort erscheinen. In der Marina sind nur wenige (teure) Plätze für Gastlieger reserviert. Hat man einen zugewiesen erhalten, steht man vor der Wahl, in welchem der Restaurants man sein Geld fürs Abendessen ausgeben will. Meist muss man jedoch in der weiträumigen Bucht ankern. Für einen Bordabend fehlt dann nur noch Homer’s „Odyssee“, bei der man so schön in Griechenlands Mythen abtauchen kann.

Auch wenn der Hafen mal wieder voll besetzt ist, findet sich immer ein Ankerplatz. ©Christian von der Hecken

Segeltag 4 (Mi.): Von Paleokastrítsa über die Bucht Georgius zu einer der Inseln Mathráki, Othoní oder Erikoúsa (24 Seemeilen)

Spielt der Wind mit, sollte sich ein Morgenbad in der Georgius-Bucht ausgehen. Doch wegen der Sandbänke sollte man sich nicht zu weit über die Sechs-Meter-Linie wagen. Plákes‘ Hafen, auf dem Inselchen Mathráki, ist etwas für Einsamkeitssuchende mit kleinen Booten. Die Kneipen in Ammos‘ Hafen hingegen könnten schon manchen dazu bewegen, auf Othoní eine Nacht zu verbringen. Im Hafen ist wenig Platz. Deshalb gehen manche römisch-katholisch an die Außenmole oder ankern davor. Doch Vorsicht: Es gibt Flachs und Felsen! Deshalb ziehen die meisten Segler Erikoúsa vor. In dessen Hafen ist meist so viel Platz, dass mache versucht sind, ihr Schiff längsseits an die Mole zu legen. Drückt es der Maístos am nächsten Morgen kräftig dagegen, darf der Skipper dann rätseln, wie er von der Mole wieder freikommt.

Auch die Insel Erikoúsa bleibt am Ende ein ruhiger Vertreter des Reviers. ©Michael Amme

Segeltag 5 (Do.): Von der Insel Erikoúsa nach Kassiópi auf Korfu (17 Seemeilen)

Es kann ein Traum von einem Segeltag werden, wenn der Maístos zeigt, wozu er fähig ist. An einen Zwischenstopp in den nach Nord weit offenen Buchten ist dann nicht zu denken. Doch das lässt sich verschmerzen, wenn die Seemeilen verfliegen und man schon früh am Tag vor Kassiópi steht. Bei guten Verhältnissen sollte das Einlaufen in dessen Hafen kein Problem sein. Bei viel Wind hingegen schon: Steht ein Norder voll in die Einfahrt, kann er sogar gesperrt werden! Im Hafenrund, umgeben von stimmungsvollen Restaurants, liegt es sich recht gut. Ein Abend in einem von ihnen, an einem Tisch direkt neben den Yachten, lässt einen vergessen, wie sehr doch der einst so heimelige Fischerhafen unter dem touristischen Ansturm gelitten hat.

Der Fischerhafen Kassiópi auf Korfu hat trotz Touristenflut immer noch seinen Charme. ©Christian von der Hecken

Segeltag 6 (Fr.): Von Kassiópi über die Bucht Kalámi zurück zur Marina Gouviá (12 Seemeilen)

Buchten von Ágios Stéfanos bis Agní verlocken am nächsten Tag zu Zwischenstopps. Besonders die von Kalámi. Hier hatte Lawrence Durrell zwei Jahre gelebt und der Insel in „Korfu – Schwarze Oliven“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Auch wenn Henry Miller mit seinem „Koloss von Maroussi“ Durrell’s dichterische Freiheiten entzauberte, ist das Buch noch immer lesenswert. Zu lange sollte man vor Durrell’s „Haus auf den Klippen“ aber nicht ankern, den noch wartet in Gouviá Marina das Auftanken des Bootes. Und das kann dauern!

Die Bucht Ágios Stéfanos ist nur eine von mehreren Möglichkeiten für einen Badestopp vor der Rückkehr. ©Michael Amme

Fazit zum Törntipp Korfu und mögliche Alternativen

Der hier vorgeschlagene Törn, mit der Umrundung von Korfu und dessen Inselwelt, ist eine Variante für einen Törn ab Gouviá Marina. Eine (durchaus sehr reizvolle!) Alternative wäre, die Buchten am Festland – wie Igoumenítsa, Platariás, Párga oder Moúrtos – in den Törn mit einzubeziehen. Zudem sollte man nicht übersehen, dass das südliche Ionische Meer ein Segelrevier bietet, das dem im Norden in nichts nachsteht. Startet man von Korfu aus, sollte man mindestens zwei Wochen einplanen, damit man Inseln wie Lefkas, Kefaloniá, Zákynthos oder Odysseus‘ Heimat Ithaka auch gerecht werden kann. Hat man die Zeit nicht und möchte dennoch lieber den Süden besuchen, sollte man in Marina Lefkas chartern, die vom Flughafen Préveza gut erreichbar ist.

Strand- und Badestopps wie hier in der Bucht Georgius auf Korfu gibt es im ganzen Ionischen Meer reichlich. ©Michael Amme

Yachtcharter für den Törn im Ionischen Meer ab Korfu

Das Charterangebot ab Korfu ist sehr umfangreich. Fast alle namhaften internationalen Anbieter betreiben einen Stützpunkt auf Korfu, dazu kommen viele griechische Charterfirmen. Fast ausnahmslos betreiben alle Charterfirmen ihren Stützpunkt in der Gouviá Marina unweit vom Flughafen und ganz in der Nähe von Korfu-Stadt.

Start- und Zielhafen fast aller Törns ab Korfu ist die Marina Gouviá. ©Michael Amme

Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden

Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten bewährter Anbieter auf Korfu können diese Firmen behilflich sein:

Charter-Stützpunkte, Mitsegelgelegenheiten und weitere Dienstleistungen (Anzeigen)

Diese Firmen betreiben vor Ort einen Charterstützpunkt und helfen dir die richtige Charteryacht zu finden. Andere haben ein attraktives Mitsegelangebot im Programm oder bieten interessante Dienstleistungen für Segler an.

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