Seewetter: Entstehung, Arten und Einfluss von Wolken verstehen

Ein Beitrag von

Meeno Schrader

Dr. Meeno Schrader ist Diplom-Meteorologe, TV- und Hörfunk-Wetterexperte sowie Wetterrouter und -berater. Zudem ist der an der Nordsee aufgewachsene Fahrten- und Regattasegler mit mehr als 50.000 Seemeilen im Kielwasser Gründer der WetterWelt GmbH, die mit rund 20 Mitarbeitern weltweit Wassersportler und die Berufsschifffahrt berät.

Vom unsichtbaren Wasserdampf zur sichtbaren Wolke

Nahezu überall auf der Welt verdunstet täglich Wasser. Luft enthält dadurch immer Wasserdampf. Das ist gut so, sonst würden wir innerhalb kurzer Zeit wie eine Primel eingehen. Besonders groß sind diese Wasserdampfmengen über den tropischen Ozeanen. Die Menge an Wasserdampf, die die Luft enthält, variiert von Tag zu Tag und von Ort zu Ort. Aber wodurch wird bestimmt, wie viel gasförmiges Wasser in der Luft enthalten ist?

Für die Feuchtigkeit einer Luftmasse ist ihr Ursprung entscheidend. Wird Luft von den Ozeanen herangeführt, enthält sie viel Wasserdampf, es handelt sich um maritime Luft. Kommt die Luft aus dem Landesinneren und geht weite Wege über Land, ist es trockene Kontinentalluft.

Über den Ozeanen entsteht viel Wasserdampf. ©Sönke Roever

Ob Luft feucht oder trocken ist, ist mit dem bloßen Auge nur teilweise erkennbar. Ob sie sich trocken oder feucht anfühlt, hängt nicht nur von der Menge Wasserdampf ab, sondern von der sogenannten relativen Feuchte. Diese ist wiederum abhängig von der Temperatur der Luftmasse. Die relative Feuchte wird in Prozent angegeben und beschreibt das Verhältnis der „trockenen Luftmoleküle“ zu den Wasserdampfmolekülen. Warme Luft kann sehr viel mehr Wasserdampf aufnehmen als kalte Luft.

Je mehr sich Luft erwärmt, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen. Umgekehrt: Wenn sich ein Luftvolumen abkühlt, kann es nicht mehr so viel Wasserdampf aufnehmen, die relative Feuchte steigt schnell an und erreicht schließlich bei weiterer Abkühlung 100 Prozent. Das ist die sogenannte Sättigungsfeuchte.

In der Hitze der Tropen kann die Luft beachtliche Mengen Wasserdampf aufnehmen. ©radiopelicano.de

Entstehung von Wolken

Gase sind unsichtbar, so auch der Wasserdampf. Wie viel Wasserdampf in der Luft enthalten ist, wird erst deutlich, wenn sich der unsichtbare Wasserdampf zu erkennen gibt. Das tut er, wenn er vom gasförmigen in den flüssigen Zustand wechselt. Der Wechsel heißt Kondensation und das Ergebnis dieses Umwandlungsprozesses sind winzige Wassertröpfchen.

Eine große Ansammlung dieser Wassertröpfchen über dem Wasser oder auch in Bodennähe nennt man Nebel. Ist es eine eingeschränkte Menge Wassertröpfchen, dann entsteht eine Nebelbank, werden es immer mehr, wächst die Nebelbank zu einer Nebelschicht an. Löst man sich vom Boden und geht in größere Höhen, heißt der Nebel „Wolke“.

©BLAUWASSER.DE

Die vorstehende Grafik zeigt: Infolge von Verdunstung nimmt die Luft Wasserdampf auf. Setzt sich der Wasserdampfzufluss ungehindert fort, wird je nach Temperatur früher oder später die Sättigungsfeuchte erreicht. In diesem Moment bilden sich Wassertröpfchen, es entsteht Nebel. Wird die Sättigungsfeuchte durch Hebung und Abkühlung erzielt, bilden sich Wolken. Wolken sind Nebel in der Höhe.

Damit es zur Kondensation kommt, muss bei gleichem Wasserdampfgehalt im Luftpaket die Temperatur des Luftpakets sinken, sie kühlt sich ab. Damit nähert sich die relative Feuchte 100 Prozent und hiermit dem Punkt der Kondensation.

Wie entstehen Wassertröpfchen in der Atmosphäre?

Betrachtet man eine etwa 500 Meter dicke Luftschicht über dem Wasser, sind an den meisten Tagen im Jahr die Sichtverhältnisse gut. Es sind keine winzigen Wassertröpfchen in dieser Schicht vorhanden, der gesamte Wasserdampf ist unsichtbar. Wie viel unsichtbaren Wasserdampf dieses Paket jedoch enthalten kann, hängt von der Temperatur des Luftpaketes ab. Je höher die Temperatur, desto mehr unsichtbaren Wasserdampf kann es halten, und je höher die Temperaturen sind, desto länger bleibt der Wasserdampf auch unsichtbar.

Werden die untersten Meter dieser Schicht erwärmt (beispielsweise durch die Sonne), entsteht ein warmes Luftpaket. Warme Luft ist leichte Luft und steigt auf. Wenn das Luftpaket jetzt in die Höhe steigt, kühlt es sich ab, weil die Temperatur in der Regel mit der Höhe abnimmt. Irgendwann ist das Luftpaket so kalt, dass die Luft mit Wasserdampf gesättigt ist. Jetzt beträgt die relative Feuchte 100 Prozent, die Sättigungsfeuchte ist erreicht. Steigt das Luftpaket noch weiter auf und kühlt sich dabei ab, ist „zu viel“ Wasserdampf vorhanden. Dieses „Zuviel“ an Wasserdampf kondensiert, es bilden sich Wassertröpfchen und damit Wolken.

In der hinteren Bildhälfte ist die Sättigungsfeuchte (relative Feuchte = 100 Prozent) durch Abkühlung soeben erreicht, es entsteht Nebel. In der vorderen Bildhälfte ist es noch ein paar Zehntel Grad zu warm, es bleibt nebelfrei. ©Bruno/stock.adobe.com

Erfolgt eine weitere Hebung des Luftpaketes, jetzt angereichert mit Wassertröpfchen, erfährt es eine immer stärkere Abkühlung. Je höher in der Atmosphäre, desto kälter ist es. Irgendwann geraten die Temperaturen unter null Grad Celsius. Die Wassertröpfchen erfahren zunächst eine Unterkühlung. Ab 20 Grad Celsius machen die Wassertröpfchen in größerem Umfang einen weiteren Phasenwechsel durch und werden zu Eiskristallen.

Warum steigt Luft auf?

Zwei Gründe führen zur Hebung von Luft:

  • Die Luft wird gezwungen aufzusteigen, weil ein Hindernis im Weg ist und die Luft nur hierüber hinwegströmen kann. Ein Gebirge, eine Steilküste oder auch nur eine seichte Hügellandschaft reichen dafür. Ursache ist somit die Topographie.
  • Luft steigt auf, wenn sie wärmer als ihre Umgebung ist. Warme Luft hat eine geringe Dichte, sie ist leicht, leichte Luft steigt auf. Es greift das einfache Prinzip des direkten Vergleichs der benachbarten Luftmassen, unbeachtet der absoluten Temperatur. Dabei gilt: Die wärmere Luft steigt auf, die kältere von beiden sinkt ab.

Typische Herbstbedingungen: Das Wasser ist noch warm, meist wärmer als die Luft. Auf der Rückseite eines Tiefs fällt mit Nordwestwind kalte Luft aus polaren Regionen ein. Schon ergibt sich ein Dilemma: Der Untergrund ist warm, die Luft darüber kalt. Ein höchst instabiler Zustand. Sofort beginnen sich von unten erwärmte Luftpakete in Form von Blasen zu lösen und aufzusteigen. Durch das Aufsteigen kühlt sich die Warmluftblase langsam ab, sie bleibt aber immer noch wärmer als ihre Umgebungsluft. Sie steigt so lange auf, solange sie wärmer ist als ihr Umfeld.

Quellwolken (Cumulus) können beeindruckende Formen annehmen. ©evgenydrablenkov/stock.adobe.com

Ein Wettlauf beginnt: Zum einen kühlt sich die Warmluftblase ab, zum anderen kühlt sich mit der Höhe aber auch die Umgebungsluft ab (normale Temperaturabnahme mit der Höhe). Allerdings sind die Abkühlungsgeschwindigkeiten verschieden: In trockener Umgebungsluft kühlt sich das Luftpaket schneller ab, pro 100 Meter um ein Grad Celsius. In feuchter Umgebungsluft geht die Abkühlung langsamer voran: Pro 100 Meter sind es in diesem Fall nur ein halbes Grad Celsius.

Wer schneller abkühlt, hat „verloren“ und wird von der anderen Luft überholt. So kann die Warmluftblase sehr hoch aufsteigen, enorme Quellwolken entstehen. Die Königswolke (die „Gewinnerin“) mit dem höchsten und längsten Aufstieg ist die Gewitterwolke. Hier hat es die „Warmluftblase“ bis zur Tropopause, dem Oberrand der Troposphäre, geschafft.

Wolkenarten

Wolken gibt es in unendlich vielen Formen, Größen und scheinbar unendlich vielen Farbschattierungen: weiß, blau, grau, rot, gelb, schwarz — ihre Farbe lässt sie einmal bedrohlich wirken, ein anderes Mal beruhigend.

Aufgrund der riesengroßen Auswahl an Wolkenerscheinungen dachte man lange Zeit, Wolken seien zu vielfältig und unterschiedlich, als dass man sie in irgendeiner Form einordnen könnte. Im 19. Jahrhundert war es Luke Howard, ein Arzt, Apotheker und leidenschaftlicher Hobbymeteorologe, der sich an dieses Thema heranwagte. Wie in einem Apothekerschrank begann er die Wolkentypen zu unterscheiden und zu sortieren. Trotz sehr vieler Schubladen nebeneinander stellte sich für ihn bald eine verblüffend einfache Grundordnung in verschiedenen Höhen heraus.

Wolken gibt es in unterschiedlichen Farben und Formen. ©radiopelicano.de

Cirro-, Alto-, Strato- und Nimbowolken

Alle Wolken können drei Stockwerken zugeordnet werden. Es gibt hohe Wolken (cirro), mittelhohe Wolken (alto), tiefe Wolken (strato) und Wolken mit großer vertikaler Erstreckung (nimbo). Die Zuordnung erfolgt anhand der Basis der Wolke, also ihrer Untergrenze.

Das oberste Stockwerk ist durch seine Temperatur definiert: Hier sind die Wassertröpfchen gefroren, alle hohen Wolken sind folglich Eiswolken. Dieses Stockwerk liegt in den mittleren Breiten oberhalb von sieben bis acht Kilometern. Die Wolken in dieser Höhe tragen die Zusatzbezeichnung „Cirro“.

Cirruswolken ©ThierryMaffeis/stock.adobe.com

Der mittleren Etage zuzuordnende Wolken werden als „mittelhoch“ bezeichnet. Diese Wolken bestehen größtenteils aus Wasser. Das Stockwerk reicht von zwei Kilometer bis etwa sieben Kilometer. Diese Wolken haben alle den Beinamen „Alto“, beispielsweise Altostratus.

Im untersten Stockwerk sind die „tiefen“ Wolken. Sie reichen vom Boden bis in etwa zwei Kilometer Höhe. Hier handelt es sich ebenfalls um Wasserwolken. Diese Wolken haben keinen typischen Beinamen.

Neben diesen drei Familien gibt es noch eine vierte, die als Sonderzuordnung gesehen werden kann: Diese beinhaltet Wolken mit tiefer Basis (tiefe Wolken), die allerdings durch weite Teile der Atmosphäre in die Höhe reichen. Hierzu zählen sehr hoch reichende Quellwolken und Gewitterwolken sowie die Schichtwolken direkt vor einer Warmfront. Viele dieser Wolken haben den Beinamen Nimbo.

Wolken können Stockwerken zugeordnet werden. Jedes Stockwerk führt zu anders gearteten Wolken, die sich als Eis- oder Wasserwolke gut unterscheiden lassen. Die Höhe ihrer Basis bezieht sich hier auf die mittleren Breiten. ©BLAUWASSER.DE

Losgelöst von der Stockwerkzuteilung gibt es grundsätzlich zwei völlig unterschiedliche Wolkentypen. Diese beiden Wolkenarten beschreiben bereits ausführlich und ausreichend die Luftbewegungen und geben Aufschluss über die Dynamik und Stabilität der Troposphäre. Der Entstehung aller Wolken liegt immer derselbe Prozess zugrunde: Wasserdampfhaltige, also feuchte Luft steigt auf (egal, ob langsam oder schnell). Erreicht die Temperatur des Luftpaketes den Taupunktwert, kondensiert der Wasserdampf und es bildet sich eine Wolke.

Die Wolkenart gibt hilfreichen Aufschluss, wie sich dieser Prozess genau abspielt, mit welcher Geschwindigkeit, welche Luftmassen beteiligt sind und welche Temperaturgegensätze bestehen.

Schichtwolken (Stratus)

Stratus-(Schicht-)Wolken entstehen, wenn Luft großflächig sehr langsam gehoben wird. Meist handelt es sich hier um einen Aufgleitvorgang, bei dem sich wärmere Luft über kältere schiebt. Bei diesem Prozess beträgt die Vorwärtsbewegung etwa 70 Prozent, die Hebung etwa 30 Prozent.

Schichtwolken (Stratus) ©radiopelicano.de

Der Aufgleitvorgang (warm schiebt sich über kalt) ist ein langsamer und zugleich stabiler Prozess, der sich über Stunden hinzieht. Die Stabilität des Vorgangs sieht man der Wolke an: Sie ist gleichförmig und eintönig grau, ohne scharfe Konturen, ohne Verwirbelungen oder Auswüchse nach oben.

Warme Luft schiebt sich auf kalte. Das geschieht langsam und gleichförmig über ein großes Gebiet. Das Ergebnis ist eine sehr einheitlich aussehende Schichtwolke. ©BLAUWASSER.DE

Haufenwolken (Cumulus)

Die Haufenwolke ist ein ganz anderer Wolkentyp. Sie hat auch eine andere Entstehungsgeschichte. Eine senkrechte Hebung der Luft löst die Bildung einer Haufenwolke aus (wenn genügend Wasserdampf vorhanden ist). Hier ist das Verhältnis anders: 90-100 Prozent sind Hebung, eine Vorwärtsbewegung ist kaum bis gar nicht vorhanden. Je schneller die Hebung, desto mächtiger die Wolke. Es gibt zwei Auslöser:

  • Thermik = starke Erwärmung des Untergrundes
  • Dynamik = kalte Luft schiebt sich unter warme Luft (beispielsweise eine Kaltfront). Die warme, leichte Luft wird sehr schnell und senkrecht in die Höhe geschossen. So manches Mal kann man mit dem bloßen Auge erkennen, wie die Wolke nach oben und zu den Seiten quillt. Die Luftströmung in einer solchen Wolke ist turbulent, stark verwirbelt, sie hat das Aussehen eines Blumenkohls.

Woraus bestehen Wolken? Grundsätzlich aus Wassertröpfchen, Eiskristallen oder einem Gemisch von beiden.

Haufenwolken (Cumulus) ©Sönke Roever

Hat die Wolke scharfe Umrisse und gut gezeichnete Ränder, enthält sie durchweg Wassertröpfchen. Kleine Haufenwolken können sich zu Regenwolken weiterentwickeln. Viele dieser Wolken bringen Schatten und können nach Regen aussehen, obwohl sie dafür nicht mächtig genug sind. Davon sollte man sich nicht gleich täuschen lassen! Häufig ist es die der Sonne abgekehrte Seite, die die Wolke dunkel erscheinen lässt.

Nichtsdestotrotz können sich bei entsprechend labiler Schichtung solche Wolken auch zu Regenwolken weiterentwickeln. Der hieraus fallende Regen ist für diesen Wolkentyp ebenfalls bezeichnend: Es handelt sich um Schauer: Regengüsse, die nur eine beschränkte Zeit andauern (weniger als 15 Minuten) und auch nur ein relativ kleines Gebiet nass machen. Jeder kennt die Situation etwa an Land, wenn es auf der einen Straßenseite heftig regnet, auf der anderen aber kein Tropfen herunterkommt. Schauer sind lokale, scharf abgegrenzte Wettererscheinungen.

Schauerwolken entstehen aus überentwickelten Haufenwolken. Die Schauer sind deutlich als Regenvorhang zu erkennen, der bis zur Wasseroberfläche reicht. Sie können bedrohlich aussehen und auch heftig sein, sind aber immer nur kurz. ©radiopelicano.de

Das Gegenstück ist die Schönwetterwolke. Sie ist eine reine Wasserwolke und völlig harmlos. Ihre Basis liegt zwischen 300 und 700 Metern, sie hat keine auffälligen Strukturen. Ihre Entstehung geht auf die Sonneneinstrahlung und lokale Erwärmung der Erdoberfläche (Land wie Wasser) zurück, wodurch kleine Warmluftblasen aufsteigen, aus denen die Wolke hervorgeht. Sobald die Sonne tiefer steht (Spätnachmittag/früher Abend), verschwinden diese Wolken ganz schnell und hinterlassen einen klaren Himmel.

Schönwetterwolken: Das Wetter bleibt schön. ©radiopelicano.de

Eiswolken haben im Gegensatz dazu ein faseriges Aussehen, ihre Ränder erscheinen unscharf und zerfetzt. Cirruswolken sind grundsätzlich Eiswolken. Sie bestehen aus Eiskristallen, weil sie sich in der obersten Etage der Troposphäre befinden, wo es zwischen minus 20 Grad Celsius und minus 60 Grad Celsius kalt ist. Aufgrund ihrer Entfernung haben sie keinen direkten Einfluss auf die Windverhältnisse über der Wasseroberfläche.

In den mittleren und hohen Breiten kann es nur aus Wolken regnen, in denen Eiskristalle enthalten sind. Eine Cumuluswolke, aus der es regnet, hat an ihren oberen Rändern ein faseriges, unscharfes Aussehen. Eine Cumuluswolke, aus der es nicht regnet, hat scharfe Ränder und klar umrissene Konturen.

Diese Cumuluswolke bringt wahrscheinlich auch Regen mit. ©Sönke Roever

Was uns die Wolken sagen

Für das allgemeine Verständnis und die Möglichkeit einer eigenen Wettervorhersage ist die wichtigste Unterscheidung die nach Schichtwolken und Haufenwolken.

Schichtwolken gehen einher mit

  • einem gleichmäßig verteilten Windfeld
  • relativ stetigem Wind
  • normaler Böigkeit (+ 1 bis 1,5 Beaufort = + 5 Knoten)

Stratusbewölkung lässt keinen Schluss über die mittlere Windgeschwindigkeit zu! Cumuluswolken entstehen dort, wo es in der Atmosphäre turbulent zugeht. Hierbei können massive Umwälzungen stattfinden, die sich über die Mächtigkeit der Wolke ausdrücken. Dabei kommt es zu starken vertikalen Winden, die sowohl aufwärts als auch abwärts wehen. Die abwärts wehenden Winde fallen als Böen aus. Cumulus- oder Haufenwolken bringen immer markante Böen und unruhigen, unbeständigen Wind. Je chaotischer der Himmel aussieht und je dynamischer und hochreichender die Wolken sind, desto ausgeprägter ist die Böigkeit.

Diese Cumuluswolke hat sicher Böen im Gepäck. ©TamaraKulikova/stock.adobe.com

Scheint die Sonne an einem Sommertag, ist es typisch, dass am Vormittag Quellwolken entstehen. Die meisten bilden sich über Land und bleiben auch dort. Nur wenige driften seewärts. Je weiter weg von der Küste, desto schöner und sonniger bleibt es. Über Land werden die Quellwolken in der Regel im Tagesverlauf größer, bis sie ab dem späten Nachmittag kleiner werden und in sich zusammenfallen, um spätestens am Abend wieder ganz zu verschwinden. Quellwolken haben häufig einen „Tagesgang“.

Bleibt es am Abend trocken? Gibt es noch einen Schauer? Was macht der tagsüber böige Wind? Die Antwort fällt für alle Fragen gleich aus: Mit tiefer stehender Sonne lässt die Erwärmung nach, die Labilität der Atmosphäre nimmt ab, die Verhältnisse stabilisieren sich. Zugleich nimmt die Turbulenz ab und damit auch die Böigkeit.

Eine kleine Haufenwolke, die sich langsam auflöst ©radiopelicano.de

Abend- und Morgenflaute

Ist das Wasser kühl (unter 18 Grad Celsius) und klart der Himmel bereits zum Abend deutlich oder auch ganz auf, kommt es häufig zu einer Abendflaute, obschon ein schwacher großräumiger Gradientwind vorhanden ist. Durch die kalte Luft direkt über dem Wasser entsteht jedoch innerhalb der untersten 40 bis 100 Meter über Wasser eine stabile Schichtung. Sie drängt den Gradientwind in die Höhe zurück. Oft sieht man, wie sich beispielsweise Windräder an Land noch drehen (Nabenhöhe 70 bis 100 Meter) oder wie auf einem hohen Mast (höher 25 Meter) das Windanemometer noch eine leichte Brise misst, während unterhalb von etwa 20 Meter der Wind völlig einschläft und nur noch eine Flaute hinterlässt.

Klarer Himmel am Abend führt zu Auskühlung und stabiler Schichtung. Dadurch bekommt der Gradientwind immer mehr Probleme, sich nach unten bis zur Wasseroberfläche durchsetzen. Er nimmt immer weiter ab, das Bodenwindfeld entkoppelt sich. ©Birol/stock.adobe.com

Am Morgen läuft dieser Prozess andersherum ab: In der kühlen Nacht hat sich die stabile Schichtung noch weiter stabilisiert. Nicht ein Hauch von Wind ist auf dem Wasser zu erkennen, es herrscht völlige Morgenflaute. Das muss keineswegs für den ganzen Tag gelten! Wenn die Sonne scheint, kommt im Laufe des früheren Vormittags zwischen 8 und 10 Uhr Wind auf.

Was passiert? Die höherstehende Sonne erwärmt den Untergrund (Land, Wasser). Die entstehenden, aufsteigenden Wärmeblasen durchbrechen die stabile Schichtung von unten und bringen Turbulenz. Diese ermöglicht dem in höheren Schichten (höher als 100 Meter) durchweg vorhandenen Wind nach unten durchzugreifen. So kann sich der Gradientwind wieder bis zur Wasseroberfläche durchsetzen und es steht einem schönen Segeltörn nichts im Weg.

Wenn über Cumuluswolken eine Lage Stratuswolken auftaucht, dann bedeutet das: Ganz oben befindet sich eine Schicht mit wärmerer Luft und die stabilisiert. Sie verhindert, dass die Cumuluswolken sehr hoch wachsen können. Die Wahrscheinlichkeit für einen Schauer ist dadurch gering.

Eine Lage Schichtwolken nähert sich vom Horizont her und schiebt sich über die Haufenwolken. Deren Wachstum wird nach oben begrenzt, sodass sie sich nicht weiterentwickeln. Es kommt zur Stabilisierung: Der Wind wird allmählich stetiger und gleichmäßiger. ©Create.Pictures/stock.adobe.com

Einfluss der Wolken auf das bodennahe Windfeld

Das bodennahe Windfeld besteht in der Regel aus dem Gradientwind, dem Wind aus den großräumigen Luftdruckgegensätzen zwischen Hochs und Tiefs. Hohe Wolken aus den Stockwerken zwei und drei (Cirro und Alto) haben keinen direkten und zeitnahen Einfluss auf das bodennahe Windfeld, sie sind einfach zu weit weg. Sie geben jedoch Hinweise auf die mittel- und langfristige Windentwicklung, vor allem auf die Windrichtung. Beispiel: Bestimmte Cirruswolken oder auch eine sich verdichtende geschlossene Cirrusschicht kündigen den Aufzug einer Warmfront an. Damit geben sie Hinweise auf die grundsätzliche Windentwicklung am nächsten Tag.

Diese Cirruswolken deuten auf eine Windveränderung hin. ©dimmas72/stock.adobe.com

Je tiefer die Wolkenuntergrenze einer Wolke, desto stärker ist der Einfluss dieser Wolke auf das Bodenwindfeld. Haufenwolken (Cumuluswolken) haben in der Regel eine tiefe Basis (200-500 Meter). Zudem hat eine Haufenwolke ein eigenes Windsystem. Es bildet sich aufgrund der Entstehung, der Thermodynamik und der Geometrie der Wolke. Überlagern sich Gradientwind und Wolkenwind, entsteht als Summe beider ein neues Windfeld.

Der Einfluss ist umso größer, je höher die Wolke in den Himmel wächst. Flache, kleine Cumuluswolken haben nur einen kleinen oder sehr lokalen Effekt. Eine 3.000 Meter hohe Quellwolke wirkt sich bereits signifikant aus, eine 9.000-10.000 Meter hohe Wolke sehr stark. Das kann so weit führen, dass der vorherrschende Gradientwind vom Wolkenwind zeitweise komplett „verzogen“ oder sogar ausgelöscht wird (Gewitterwolke, Schauerwolke mit starkem Regenguss). Dann kontrolliert vorübergehend die Wolke allein mit dem ihr eigenen Wolkenwind das Windfeld vor Ort.

Eine Gewitterwolke zieht auf. ©Sönke Roever

Quellwolken – nicht abregnend

Haufenwolken entstehen durch aufsteigende Luft. Folglich befindet sich im Zentrum der Wolke ein Aufwindbereich. Hervorragend für Segelflieger, vernichtend für Segler, Surfer und Kiter, denn hier gibt es keinerlei horizontale Luftbewegung. Direkt unter der Wolke herrscht Flaute! Unterhalb der Wolkenränder sieht das anders aus: Der Aufwindschlauch im Zentrum „saugt“ die Luft von den Seiten an, dort also strömt Luft nach. Allein dieser nur von der Wolke verursachte Wind, der Wolkenwind, kann eine beeindruckende Wirkung haben. Es hängt von der Größe der Wolke ab, wie stark sie saugt, wie stark demnach ihr Wolkenwind ist.

Eine mäßig entwickelte Wolke (ein Kilometer hoch, trocken, kein Regen, Basis auf 500 Meter, Durchmesser halbe Seemeile) kann einen Gradientwind von zehn Knoten um 20 bis 30 Prozent verändern. Dabei kommt es sehr darauf an, wie man zur Wolke positioniert ist: Direkt unter der Wolke herrscht Flaute. Vor der Wolke ist zumeist der schwächste Wind — hier wehen Gradientwind und Wolkenwind aus entgegengesetzten Richtungen, sie heben sich teilweise auf.

An den Seiten gibt es kaum Verstärkung oder Abschwächung, dafür eine Windrichtungsänderung. Wenn die Wolke auf einen zukommt, dreht der Wind auf der rechten Seite nach rechts, auf der linken Seite nach links. Auf der Rückseite der Wolke ist der stärkste Wind, weil sich hier Gradientwind und Wolkenwind addieren. Die Windrichtung ist wieder ähnlich der des Gradientwindes.

Windfeld um und an einer Wolke, die nicht abregnet. Windrichtung und -geschwindigkeit sind hier bereits das resultierende Windfeld aus Gradientwind und Wolkenwind. ©BLAUWASSER.DE

Quellwolken – abregnend

Wachsen die Quellwolken mehrere Kilometer in die Höhe, nehmen sie an Wassergehalt sichtbar zu. Aus der Perspektive des Wassersportlers werden sie dunkler (mit Blick von oben etwa vom Flugzeug oder Satelliten immer heller). Während die Wassertröpfchen in der Wolke immer größer werden und sich aneinanderlagern, sind die Tropfen irgendwann so groß, dass sie von der Wolke und dem Aufwind nicht mehr gehalten werden können: Es beginnt aus der Wolke zu regnen.

In diesem Moment kehrt sich ein Großteil des bis dahin geltenden Strömungsmusters innerhalb und unter der Wolke um. Jetzt gibt es mehr Ab- als Aufwinde. Mit dem Regen rauscht sehr kalte Luft aus den eisigen Höhen der Wolke in kurzer Zeit in Richtung Wasseroberfläche. Kalte Luft ist schwer, dadurch erfährt die Luft eine zusätzliche Beschleunigung. Die Luft jagt als Bö aus der Wolke heraus.

Hier bilden sich langsam Regenwolken. ©Sönke Roever

Den meisten Wind gibt es jetzt auf der Vorderseite der Wolke als Überlagerung von:

  • Gradientwind
  • Wolkenwind aus dem Grundströmungsmuster
  • Fallwind (kalte Luft aus dem oberen Stockwerk der Wolke) aufgrund der Schwerebeschleunigung

Kommt eine solche Schauerwolke auf einen zu, erfährt der Gradientwind an den Seiten teilweise eine Verstärkung, noch markanter ist jedoch die Winddrehung: Gegen die Wolke geblickt auf der rechten Seite eine Linksdrehung; auf der linken Seite gegen die Wolke geblickt eine Rechtsdrehung.

Auf der Rückseite ist der wenigste Wind. Hier heben sich Gradient- und Wolkenwind nahezu auf. Handelt es sich um einen sehr kräftigen Regenguss aus einer großen, ausgeprägten Schauerwolke (größer 3000 Meter Höhe, Durchmesser größer 2000 Meter), heben sich beide sogar gegenseitig auf. Dann herrscht auf der Rückseite, in der Schleppe der Wolke, für 10 bis 20 Minuten Flaute.

Fazit

Wolken sind weit mehr als nur optische Erscheinungen am Himmel, sie sind das Ergebnis komplexer physikalischer Prozesse und verraten viel über das aktuelle und bevorstehende Wettergeschehen. Ob Quellwolken, Schichtwolken oder Haufenwolken – wer über das nötige Wissen verfügt, Wolken richtig zu lesen und zu interpretieren, kann das Wetter besser vorhersagen und einordnen. Ein Punkt, der gerade beim Segeln und für die Törnplanung immens wichtig ist.

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