Yacht-Refit: Spüle neu abdichten/einsetzen

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Vorbereiten der Arbeiten

Gerade bei älteren Booten kann es vorkommen, dass die Spüle an ihren Rändern undicht wird. Das ist uns unlängst bei unserem 1984 gebauten Boot passiert. Dann hilft in der Regel nur noch der Ausbau der Spüle und das erneute Einsetzen mit Gummi. Dieser Vorgang ist nicht allzu kompliziert, sofern man gut an die entsprechenden Stellen herankommt.

Bevor es losgeht, wird das Seeventil geschlossen und der Abwasserschlauch wird von der Spüle abgenommen, damit diese frei beweglich ist.

Die Spüle der Yacht ausbauen

Je nachdem, um was für eine Spüle es sich handelt, ist die größte Herausforderung, das in der Regel gut verklebte alte Gummi zu lösen. Dies gelingt einigermaßen kratzfrei mit einem Teppichmesser, das unter den Rand geschoben wird. Der Vorteil des Teppichmessers ist, dass es sich, wenn es voll ausgefahren ist, einigermaßen flexibel biegen lässt (zumindest solange, bis es überbogen wird – dann brechen die Klingen ab).

Erfahrungsgemäß kann man mit der Schneideseite des Teppichmessers vorsichtig unter dem Rand der Spüle entlangfahren. Das kann allerdings eine zähe Angelegenheit sein, bei der man Geduld braucht. Mit der Zeit gelingt es normalerweise, einen sauberen Schnitt unter der Spüle beziehungsweise deren Rand zu ziehen.

Diese Spüle ist lose und wird vorsichtig mit Schraubenziehern unter Druck gesetzt. ©Sönke Roever

Ist der Schnitt einmal um die Spüle herum gelungen, kann man versuchen, die Spüle von der Unterseite aus vorsichtig hochzudrücken. Dabei kann es helfen, die ersten entstandenen Schlitze mit Schraubenziehern zu unterfüttern und so auf Spannung zu halten. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass der empfindliche Metallrand der Spüle nicht verbiegt. Wie gesagt, hier sind Geduld und etwas Geschick gefragt. Besser wäre es, breite, flache Keile zu benutzen, damit das Metall nicht verbiegt. Diese hatte ich aber leider nicht zur Hand.

Früher oder später gewinnt man üblicherweise den Kampf und die Spüle kann herausgenommen werden.

Die Spüle und das Einbauloch reinigen

Vor dem Wiedereinsetzen der Spüle muss sämtliches altes Gummi restlos entfernt werden. Außerdem müssen eventuell feuchte Stellen im Holz oder der Arbeitsplatte getrocknet werden. Andernfalls geht das neue Gummi später keine Haftung ein und es kann erneut eine Undichtigkeit entstehen.

Die Spüle wurde entfernt. ©Sönke Roever

Zum Entfernen des alten Gummis und Reinigen der Oberfläche der Arbeitsplatte eignet sich ein sogenannter Dichtungsschaber sehr gut. Dieser hat eine breite Auflagefläche und führt nicht zum Verkratzen der Oberfläche. Mit einem Schraubenzieher oder Teppichmesser erzeugt man schnell Kratzer, die später unschön aussehen.

Mit einem Dichtungsschaber werden vorsichtig die Gummireste entfernt. ©Sönke Roever

Die Spüle der Yacht wieder einsetzen

Nachdem alles gereinigt wurde, kann die Spüle neu eingesetzt werden. Hierzu sollte Dichtgummi aus dem Marinebereich verwendet werden. Sanitärsilikon ist erfahrungsgemäß keine gute Option. Ich nutze bei so etwas gerne einen großen Müllsack als Unterlage, um die Bauteile der Yacht zu schonen und nicht aus Versehen mit Gummi zu beschmutzen.

Auf den gereinigten Rand der Spüle wird Gummi aufgebracht. ©Sönke Roever

Den Rand der Spüle großzügig mit Gummi einstreichen, insbesondere, wenn große Abstände zwischen der Spüle und dem Loch im Holz vorhanden sind. Diese sollten später idealerweise mit Gummi gefüllt sein, damit keine Undichtigkeiten auftreten.

Der Rand der Spüle wurde großzügig mit Gummi versehen. ©Sönke Roever

Die Spüle vorsichtig einsetzen. Dabei kann es helfen, sie von innen unter Druck zu greifen und von oben vorsichtig in das Loch zu führen. In der Regel sieht man dann, wo sie vorher gesessen hat, sodass sie in Ruhe ausgerichtet werden kann. Anschließend die Spüle gleichmäßig nach unten drücken, sodass das Gummi herausquillt. Wichtig: Die Spüle nur so weit nach unten drücken, dass das Gummi unter dem Rand nicht komplett herausgedrückt wird. Andernfalls können erneut Undichtigkeiten entstehen.

Die Spüle wird vorsichtig wieder eingesetzt. ©Sönke Roever
Die Spüle wird vorsichtig angedrückt. ©Sönke Roever

Jetzt heißt es: abwarten, bis das Gummi ausgehärtet ist. Ich würde nicht versuchen, das noch weiche Gummi sofort zu entfernen. Das hinterlässt unschöne Spuren. Das Entfernen der Überreste gelingt viel besser, wenn das Gummi ausgehärtet ist. Dann kann es mit einem scharfen Messer einfach abgeschnitten und entfernt werden.

Mit dem Teppichmesser wird das überschüssige Gummi entlang des Randes eingeschnitten. ©Sönke Roever
Das eingeschnittene Gummi kann mit der Hand entfernt werden. ©Sönke Roever

Tipp: Ich habe bei uns die frisch eingesetzte Spüle vorübergehend gut sichtbar markiert, damit sie nicht aus Versehen benutzt wird und die Arbeit zunichte gemacht wird. Dafür kann man sehr gut Gewebeklebeband verwenden, das sich rückstandsfrei wieder entfernen lässt.

Baustellenmarkierung. ©Sönke Roever

Zum Abschluss den Abwasserschlauch wieder anschließen und das Seeventil öffnen. Danach sollte die Spüle wieder dicht und einsatzklar sein.

Fazit

Das Abdichten oder Neu¬einsetzen einer Spüle an Bord ist keine Hexerei, erfordert aber Geduld, sauberes Arbeiten und das richtige Material. Wer alte Dichtungen sorgfältig entfernt, die Flächen gründlich reinigt und beim Wiedereinsetzen hochwertiges Marine-Dichtgummi verwendet, erhält eine dichte und saubere Lösung. Wichtig ist, der Dichtmasse ausreichend Zeit zum Aushärten zu geben. Und nun viel Erfolg!

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