Revierinformation Pazifik: Segelrouten, Jahreszeiten und Strömungen

Ein Beitrag von

Jonathan Buttmann

Jonathan besegelte zusammen mit seiner Frau Claudia von 2013 bis 2019 die Welt. Sie ließen 25.000 Seemeilen im Kielwasser und befuhren ganze drei Jahre lang ihr Traumrevier: den Pazifik. Neben der klassischen Barfußroute besuchten sie vor allem auch abgelegenere Ziele wie die Osterinsel, die Tuamotus, Kiribati, Tuvalu und die Marshallinseln. 2023 veröffentlichten sie das Buch über ihre Reise „Sieben Farben Blau“. Jonathan arbeitet als Journalist rund um das Thema Segeln und Reisen und ist Referent und Organisator verschiedener Seminare und Vorträge. Seit 2020 ist Jonathan Mitglied der BLAUWASSER.DE-Redaktion.

Der Pazifik – großes Blau, Traumziel und Herausforderung

Der Pazifik, der größte Ozean der Welt. Mit über 180 Millionen Quadratkilometern bedeckt er mehr als ein Drittel der Erde. Er wird begrenzt durch die abwechslungsreichen Küsten Amerikas und Asiens und ist durchzogen von zahllosen Inseln, Atollen und kleinen Staaten. Blauwassersegler finden hier ein Revier voller Möglichkeiten. Südseeträume und Naturparadiese, Gletscher oder tropische Urwälder, die Länder im und um den Pazifik haben viele Facetten.

Auf den Tuamotu-Inseln inmitten des Pazifiks werden Südseeträume wahr. ©radiopelicano.de

Die gewaltige Wasserfläche des Pazifischen Ozeans zu durchsegeln ist ein unvergessliches Abenteuer, das die Crews ob seiner Größe aber auch vor eine gewaltige Herausforderung stellt. Uns ging es auch so. Für meine Frau und mich war der Pazifik ein Traumziel unserer Reise und wir besegelten ihn mehr als drei Jahre. Kreuz und quer, mal auf-, mal abseits der typischen Segelroute. Ein einzigartiges Erlebnis! In diesem Beitrag möchte ich einige unserer Erfahrungen teilen und Anregungen und Vorschläge für Routen und Zwischenstopps geben.

Viele Wege führen über den Pazifik, es muss nicht unbedingt die Barfußroute sein ©BLAUWASSER.DE

Das Wetter im Pazifik – Wetterzonen, Tropenstürme und El Niño

Viele der beliebten Ziele im Pazifik befinden sich in den Tropen und somit auch im Einflussbereich von Tropenstürmen. Hurrikane, Zyklone und Taifune, im Pazifik gibt es gleich drei Namen für diese Monsterstürme! Für uns Segler sind sie eine tödliche Gefahr, die wir unbedingt vermeiden wollen, und damit auch maßgeblich für die Routenplanung.

Vorherrschende Windrichtungen im Pazifik. ©BLAUWASSER.DE/opencpn.org

Werfen wir also zunächst einen Blick auf das Wetter. Es gibt sicher viele Faktoren, die das Wetter des Pazifiks beeinflussen. In diesem Zusammenhang weise ich ausdrücklich darauf hin, dass ich kein Meteorologe bin. Ich beschränke mich nur auf eine grobe Erklärung, um die Routen besser verstehen zu können. Auf unserer Reise kam es oftmals anders als erwartet, oder um es mit den Worten des unter den Pazifikseglern sehr beliebten Meteorologen Metbob zu sagen: „Weather is a mix of pattern and chaos“ – Das Wetter ist eine Mischung aus Muster und Chaos.

Die Windzonen im Pazifik

Im Grunde genommen gleichen die Wetterzonen des Pazifiks denen des Atlantischen Ozeans. Die nordpolare Zone geht bei ungefähr 60 Grad Nord über in eine Westwindzone, die sich bis rund 30 Grad Nord erstreckt. In ihr bewegen sich von West nach Ost die Hoch- und Tiefdruckgebiete. Von hier Richtung Äquator erstreckt sich die Passatwindzone mit meist stetigen Winden aus Nordost. Um den Äquator herum liegt die Innertropische Konvergenzzone (ITKZ), in der meist Flauten, Squalls, Gewitter und Regen vorherrschen.

Segeln in der Konvergenzzone. Flauten, Gewitter und Squalls sind hier wahrscheinlich. ©Sönke Roever

Damit noch nicht genug, im Südpazifik gibt es noch eine zweite Konvergenzzone, die wir auf unserem Weg Richtung West durchsegeln müssen, voller wechselhaftem Wetter und Gewittern. Die sogenannte Südpazifische Konvergenzzone (SPKZ) erstreckt sich südlich der ITKZ ungefähr von den Salomonen bis zur Datumsgrenze, wo sie nach Süd abbiegt.

Die Konvergenzzonen. ©BLAUWASSER.DE

Bis 30 Grad Süd erstreckt sich der südliche Passatgürtel mit wieder konstanteren Winden aus Südost. Südlich davon finden wir die südliche Westwindzone, die ungefähr bei 60 Grad Süd in die südpolare Zone übergeht. Je nach Jahreszeit verschieben sich die Wetterzonen etwas weiter nach Nord oder Süd.

Typisches Wetterbild im Pazifik im südlichen Winter. ©BLAUWASSER.DE/windy.com

Die Tropenstürme im Pazifik

In den tropischen Breiten können während der Sommermonate tropische Wirbelstürme auftreten. Im Nordost-Pazifik heißen sie Hurrikan und treten von Ende Mai bis November auf. Am gefährlichsten sind die Monate August und September. Der gefährliche Bereich liegt zwischen Mexiko und der Datumsgrenze im Westen und ungefähr 25 bis 10 Grad nördliche Breite.

Westlich der Datumsgrenze bis nach Japan und den Philippinen heißen diese Stürme Taifun, diese entstehen in einem deutlich breiteren Band von ungefähr 35 bis 7 Grad Nord.

Achtung: Taifune können theoretisch das ganze Jahr über auftreten, in den Wintermonaten Januar bis März/April sind sie aber eher selten. Die gefährlichsten Monate sind Juli bis Oktober.

Zugbahnen von Tropenstürmen in den letzten fünfzig Jahren. ©opencpn.org

Im Gegensatz zur Nordhalbkugel drehen sich die Stürme auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn und werden daher Zyklone genannt. Sie können von November bis Mai im Bereich von Australien bis ungefähr 142 Grad Ost und zwischen 25 bis 10 Grad Süd auftreten. Die gefährlichen Monate sind Januar bis März. Östlich von 142 Grad treten aufgrund der kühleren Wassertemperaturen im Südpazifik keine Tropenstürme auf.

Zyklonalarm im Südwestpazifik ©BLAUWASSER.DE/windy.com

Die Wetterphänomene El NIño und La Niña im Pazifik

Die Wassertemperatur im Südostpazifik wird vor allem durch den kalten Humboldtstrom beeinflusst, in einem El-Niño-Jahr verändert sich diese Strömung und das Wasser wird wärmer. Das hat oft zur Folge, dass die Zyklonsaison gefährlicher wird und Tropenstürme beispielsweise auch im relativ sicheren Französisch-Polynesien auftreten können. Ein La-Niña-Jahr hat kühlere Wassertemperaturen als normal und folglich den umgekehrten Effekt.

Die Temperaturanomalien werden im Pazifik genau beobachtet. ©BLAUWASSER.DE/climate.gov

Die Wetterphänomene El Niño und La Niña (auch ENSO genannt) sind also auch wichtig für die Törnplanung, nicht zuletzt auch, weil sie den Passatwind beeinflussen. In einem El-Niño-Jahr bläst er eher schwächer und kann auch mal ganz aussetzen, bei La Niña wird er eher stärker.

Die Strömungen im Pazifik

Die Hauptströmungen über den Pazifik sind der Nord- und der Südäquatorialstrom, sie verlaufen nördlich und südlich des Äquators von Ost nach West mit einer durchschnittlichen Stärke von einem Knoten. Dazwischen, ungefähr auf der Höhe des Äquators, gibt es eine Äquatoriale Gegenströmung, die in einer Geschwindigkeit von bis zu zwei Knoten von West nach Ost fließt. Klingt erstmal nicht so wild, macht sich aber bemerkbar. Auf unserem Weg von Fidschi auf die Marshallinseln mussten wir alle drei Strömungen queren und wurden deutlich versetzt. Auch das Wellenbild wurde durch die Strömungen stellenweise ungemütlich.

In der Animation von Windy sind die äquatorialen Strömungen gut zu erkennen. ©BLAUWASSER.DE/windy.com

Entlang der Küste Südamerikas verläuft von Süd nach Nord der vergleichsweise kalte Perustrom (Humboldtstrom), der ungefähr auf der Höhe der Galapagosinseln in den Südäquatorialstrom übergeht. Er wird gespeist von einer von West nach Ost setzenden Strömung in der Westwindzone weiter südlich.

Die Strömungen des Pazifiks im Überblick. ©BLAUWASSER

Dasselbe Bild gibt es auf der Nordhalbkugel. Eine Strömung von West nach Ost in der Westwindzone (Nordpazifikströmung) speist die kalte Strömung von Nord nach Süd (Kalifornienstrom) entlang der Küste Kaliforniens und Mexikos und geht dann über in den Nordäquatorialstrom.

Auf der Westseite des Pazifiks wird der Kreislauf geschlossen. Die beiden Äquatorialströme biegen nach Nord und Süd ab und speisen die Westströmungen in den Westwindzonen.

Segeln in den unendlichen Weiten des Pazifiks. ©Wolfgang Barkemeyer

Die Segelrouten über den Pazifik

Viele Wege führen zum Ziel und wir trafen einige Segler, die die verrücktesten Routen über den Pazifik fuhren: gegen den Wind und die Strömung, von den Marshallinseln nach Tahiti, von Fidschi hoch nach Kanada, von der Osterinsel nach Panama und vieles mehr. Alle sind nach mehr oder weniger nervenaufreibenden Törns irgendwann angekommen. Ich werde im Folgenden nur auf jene Routen eingehen, bei denen das Wetter und die Strömungsverhältnisse möglichst optimal genutzt werden können.

Rauschefahrt in der Passatwindzone. ©radiopelicano.de

Die meisten Segler werden ihre Reise zunächst von Ost nach West machen und dabei versuchen, möglichst viel Zeit in der Passatwindzone zu verbringen. Sie bietet durch ihre meist konstanten Winde und die in den Wintermonaten relative Sicherheit vor Stürmen einfach die gemütlichste Möglichkeit, den Pazifischen Ozean zu überqueren.

Alle Wege führen nach Tahiti

Östlich von Französisch-Polynesien ist nicht viel zu finden und die Hauptinsel Tahiti ist neben Hawaii die erste Station, die wieder umfangreiche Proviantierungs- und Reparaturmöglichkeiten bietet. Für die meisten Blauwassersegler ist Tahiti daher der erste große (See-)Meilenstein der Pazifiküberquerung. Hier sammeln sich die Boote, bevor die Wege sich wieder teilen.

Hotspot der Segler: Tahiti. ©Sönke Roever

Der Pazifik ist riesig und das Ziel ist es, die Tuamotu-Inseln oder Tahiti möglichst zu Beginn der sturmsicheren Saison im Juni zu erreichen, um idealerweise viel Zeit für die weiteren Ziele des Pazifiks zu haben. Die Marquesas-Inseln und die Gambierinseln gelten allerdings als relativ sturmsicher und können schon früher angelaufen werden.

Ein Highlight im Pazifik: die Marquesas-Inseln. ©Sönke Roever

Die klassische Route nach Tahiti

Diese Route führt von Mittelamerika über die Marquesas nach Tahiti. Mögliche Zwischenstopps sind Galapagos, Ecuador Festland und die Tuamotu-Inseln. Diese Route ist auch bekannt als Barfußroute oder in Englisch „The (Coconut-)Milk Run“.

Von Mittelamerika bis auf die Marquesas sind es fast 3.800 Seemeilen. Der schwierigste Abschnitt ist, von Mittelamerika über den Äquator in die südliche Passatzone zu kommen. Dieser Abschnitt ist oft geprägt von wechselnden Wind- und Strömungsverhältnissen. Danach geht es flott voran mit dem Passat und Strom im Rücken. Viele Yachten legen nach der oft beschwerlichen Fahrt nach Süd einen Zwischenstopp am Festland von Ecuador oder auf den Galapagosinseln ein, danach trifft man dann schnell auf den Passat.

Einen möglichen Punkt für einen Stopp bietet der Yachthafen von Salinas in Ecuador. ©radiopelicano.de

Beide Stopps sind reizvoll, aber mittlerweile leider mit erheblichen Einklarierungskosten und entsprechendem Aufwand verbunden. Theoretisch kann diese Route das ganze Jahr über befahren werden, da die Marquesas nur äußerst selten von Stürmen heimgesucht werden. Die meisten Yachten planen aber einen Landfall im April ein, verbringen eine gewisse Zeit in der Inselgruppe und fahren dann zur sturmfreien Saison (ab Juni) weiter über die Tuamotu-Inseln nach Tahiti und die Gesellschaftsinseln.

Die Tuamotu-Inseln sind ein Südsee-Traum. ©radiopelicano

Die südliche Route nach Tahiti

Diese Route führt von Mittelamerika oder Chile über die Gambierinseln nach Tahiti. Mögliche Zwischenstopps sind Galapagos, Ecuador Festland, die Osterinsel, Pitcairn und die Tuamotu-Inseln.

Von Mittelamerika aus gelten die gleichen Vorgaben wie auf der zuvor beschriebenen Route Richtung Marquesas. Allerdings bietet sich hier die Möglichkeit, einen Zwischenstopp auf der faszinierenden Osterinsel einzulegen, um dann erst weiter, vielleicht mit einem weiteren Zwischenstopp in Pitcairn, auf die Gambierinseln zu fahren. Diese Route ist deutlich weniger befahren als jene über die Marquesas. Die beste Reisezeit für die Osterinsel ist Dezember bis März, sie kann also schon früher angelaufen werden.

Land in Sicht! Hier die Osterinsel im Morgenlicht. ©radiopelicano.de

Für Boote, die von Chile kommen, liegt die Osterinsel auf dem direkten Weg und ist der erste mögliche Zwischenstopp. Zu bedenken ist, dass die Strecke von der Osterinsel nach Gambier schon deutlich im Einflussbereich der im Süden vorbeiziehenden Hoch- und Tiefdruckgebiete liegt. Wir nahmen die Route von Panama über Ecuador und die Osterinsel nach Gambier. Von Ecuador aus starteten wir am Wind, der, umso südlicher wir kamen, immer achterlicher wurde. Wir erreichten die Osterinsel Anfang Januar bei stürmischem Wetter, auch auf dem Weg Richtung Gambier im April durchfuhren wir einige Fronten. Gelohnt hat es sich trotzdem, diese einzigartigen Inseln zu besuchen! Die Gambiers werden schon im Mai ungemütlich kühl und regnerisch, die meisten Boote brechen daher schon um diese Zeit in Richtung der Tuamotu-Inseln auf.

Die Gambierinseln. ©RalfReiter/stock.adobe.com

Die nördliche Route nach Tahiti

Diese Route führt von Nordamerika über die Marquesas nach Tahiti. Mögliche Zwischenstopps sind Hawaii, die Lineinseln (Kiribati) und die Tuamotu-Inseln. Yachten, die von Alaska oder den USA starten, segeln am besten erstmal nach Süden, um in den Bereich des Nordostpassats auf der Höhe Südkaliforniens/Mexikos zu kommen.

Der Pazifik hat viele Facetten. ©Sönke Roever

Typische Absprunghäfen sind San Diego oder Puerto Vallarta. Anders als auf der Südhalbkugel muss bei diesem Törn die Hurrikansaison (Ende Mai bis November) im Auge behalten werden. Daher ist es ratsam, am Anfang des Jahres zu starten. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, über Hawaii direkt zu den Tuamotu-Inseln oder den Gesellschaftsinseln zu segeln.

Wichtig: Unbedingt die Saison beachten, die Route über Hawaii liegt auf weiten Strecken im Einflussbereich der Hurrikane!

Hawaii. ©DudarevMikhail/stock.adobe.com

Die Marquesas liegen bei der nördlichen Route zu östlich. Stattdessen kann aber bei dieser Variante ein weiterer Stopp auf den wunderschönen und selten besuchten Lineinseln von Kiribati eingelegt werden.

Und auch die Gesellschaftsinseln liegen eigentlich zu weit östlich, einige Boote laufen daher lieber direkt die Cookinseln oder Samoa an. Keine leichte Entscheidung, denn ist man einmal weiter westlich auf der Südhalbkugel, ist es nicht mehr so einfach, gegen die vorherrschenden Passatwinde in die einzigartige Inselwelt Französisch-Polynesiens zurückzugelangen.

Französisch-Polynesien sollte auf einer Südsee-Reise nicht verpasst werden. ©Sönke Roever

Eine Sturmsaison in Französisch-Polynesien

Einmal in Französisch-Polynesien angekommen, befindet man sich mitten im gewaltigen Pazifik und es folgt die Qual der Wahl. Einerseits ist man umgeben von einem wunderschönen Revier aus abwechslungsreichen Inseln, Atollen und Archipelen, in dem locker mehrere Jahre verbracht werden könnten. Andererseits sitzt die Saison beim Segeln im Nacken. Schlussendlich bleibt nur ein halbes Jahr, um das Traumziel der Südsee zu erkunden. Im selben Zeitfenster müssen aber auch noch die drei- bis viertausend Seemeilen Richtung Neuseeland, Australien im Kielwasser gelassen werden, um rechtzeitig aus der Gefahrenzone tropischer Wirbelstürme zu gelangen. Ganz zu schweigen von all den attraktiven Zielen, die noch auf dem Weg dahin liegen. Wir beschlossen daher, eine volle Saison und die Sturmsaison in Französisch-Polynesien zu bleiben und trafen viele Yachties, die es ebenso taten.

Regen über Tahiti in der Sturmsaison. ©radiopelicano.de

Generell, und vor allem in El-Niño-freien Jahren, gilt Französisch-Polynesien als relativ sturmsicher, allerdings wird es deutlich regnerischer und der Wind weht nicht mehr so konstant. Die Wetterberichte sind gut und regelmäßig, eine nahende Depression lässt sich also frühzeitig erkennen. Dennoch würde ich nicht unbedingt empfehlen, die Sturmsaison in den Tuamotu-Inseln zu verbringen, sie sind sehr flach und bieten, sollte doch mal etwas kommen, nur wenig Schutz. Besser aufgehoben sind Segler auf den Marquesas-Inseln oder den Gambierinseln, sie gelten als weitestgehend sturmfrei.

Die Tuamotu-Inseln sind flach und bieten daher nicht allzu viel Schutz bei stürmischem Wind. ©Maridav/Stock.adobe.com

Wir verbrachten die Sturmsaison in den Gesellschaftsinseln ohne größere Probleme. Der zu dieser Zeit etwas seltener wehende Passatwind brachte für uns den Vorteil, auch in Richtungen segeln zu können, die sonst eher voll gegen den Wind liegen würden. Die gefährlichsten Monate (Anfang des Jahres) verbrachten wir im rundum geschützten Taravao/Port Phaeton zwischen Klein- und Groß-Tahiti. Hier gibt es auch eine kleine Marina, in der man sein Boot sicher parken oder an Land stellen kann. Diese Möglichkeit besteht auch auf der Insel Raiatea, dort ist es aber nicht so geschützt wie in Taravao.

Der gut geschützte Hafen von Taravao. ©radiopelicano.de

Kurs West: Von den Gesellschaftsinseln nach Neuseeland oder Australien

Weiter westlich wird die Auswahl größer und die Distanzen werden kürzer. Los geht es am besten von Bora Bora, wo noch gut der Proviant ergänzt und bequem ausklariert werden kann.

Bora Bora ist ein guter Absprungort für den weiteren Törn nach Westen. ©Sönke Roever

Über Nord oder Süd nach Tonga

Das nächste Ziel, welches nur wenige Yachten auslassen, ist die Vava‘u-Gruppe in Tonga, ein wunderschönes vielseitiges Segelrevier, in dem man sowohl Abgeschiedenheit als auch einen bunten „Seglerrummel“ findet.

Tonga ist eine Reise wert. ©radiopelicano

Nach Tonga führen eine Nord- und eine Südroute. Auf der Nördlichen liegt das zu den Cookinseln gehörende Suwarrow-Atoll, welches unter den Seglern schon fast einen legendären Ruf genießt. Von dort geht es weiter über die Samoas und die nördlichste Insel Tongas (Niuatoputapu) nach Vava‘u. Wer die nördliche Route nimmt, hat auf dem Abschnitt von Samoa nach Vava‘u einen recht engen Winkel zum Wind. Es kann ungemütlich werden! Gleiches gilt für den Weg von Niuatoputapu nach Tonga.

Schilder von Seglern auf dem legendären Suwarrow-Atoll. ©radiopelicano.de

Die südliche Route führt über die südlichen Cookinseln Aitutaki, Palmerston und Rarotonga sowie dem Beveridge Riff und dem kleinen Inselstaat Niue nach Vava‘u. Von der Entfernung her unterscheiden sich die Routen kaum, je nach Zwischenstopps muss mit einer Entfernung von ungefähr 1.200 Seemeilen gerechnet werden.

Ankern im Beverage Riff inmitten des Pazifiks. ©Sönke Roever

Von Tonga nach Neuseeland

In Vava‘u gabeln sich die Routen erneut. Viele Yachten auf dem Weg nach Neuseeland, vor allem die, die spät in der Saison sind, gehen direkt Süd nach Neuseeland. Auf dieser Strecke können noch die südlichen Inselgruppen Tongas und das Minervariff besucht werden. Es empfiehlt sich, nicht zu früh (vor Oktober/November) nach Neuseeland zu starten, da die Passatregion verlassen wird und es weiter südlich dann noch stürmisch werden kann (Die Saison in Neuseeland beginnt erst Mitte November.). In Neuseeland kann problemlos und mit guten Reparaturmöglichkeiten die Sturmsaison verbracht werden, bevor es im nächsten Jahr wieder hoch zu weiteren Zielen im Westpazifik geht.

Die Skyline von Auckland (Neuseeland). ©Sönke Roever

Von Tonga über Fidschi, Vanuatu und Neukaledonien nach Neuseeland oder Australien

Crews mit mehr Zeit im Gepäck laufen eventuell noch in der Saison die ebenfalls sehr vielseitigen Fidschi-Inseln, Vanuatu und Neukaledonien an. Viti Levu in Fidschi und Noumea in Neukaledonien sind ebenfalls gute Absprungorte für Neuseeland. Die drei Inselgruppen liegen auch direkt auf dem Weg nach Australien.

Segelt man nach Australien, ist zu bedenken, dass es aufgrund der vorherrschenden Windrichtung schwierig werden kann, diese Inseln in der nächsten Saison wieder anzulaufen. Ebenfalls muss beachtet werden, dass Nordaustralien noch im Zyklongebiet liegt. In der Regel werden daher die südlicheren Häfen von Bundaberg, Brisbane oder Coffs Harbour angesteuert.

Neukaledonien. ©Sönke Roever

Von den Gesellschaftsinseln nach Papua-Neuguinea, die Salomonen oder in die Torres-Straße

Auf dieser Route geht es nach Vanuatu oder Neukaledonien und dann weiter westwärts nach Papua-Neuguinea (PNG) und/oder die Salomonen. Sowohl das nördliche PNG als auch die nördlichen Salomonen befinden sich außerhalb des Zyklongebiets, einige Crews entschließen sich daher, dort die Sturmsaison zu verbringen.

Eine andere, immer häufiger befahrene Route in den Indik führt nördlich der Hautinsel PNGs entlang nach Indonesien. Hier ist man zwar außerhalb der Zyklonsaison unterwegs, aber schon im Einflussbereich der Monsunwinde Südostasiens. In der Literatur wird daher empfohlen, die Strecke zwischen Mai und September zu fahren. Außerhalb dieser Saison ist mit Westwinden zu rechnen. Dann wäre es besser, mit einem, wie im nächsten Abschnitt beschriebenen, Schlenker nach Norden weiterzureisen.

Kurs Nord – Von Melanesien Richtung Mikronesien, die Philippinen oder Japan

Eine seltener befahrene Route führt von den melanesischen Staaten Fidschi, Vanuatu, den Salomonen oder PNG nach Norden. Diese Route ist nicht so populär, da sie durch beide Konvergenzzonen und damit über einen recht breiten Bereich mit unbeständigem Wetter führt. Der Vorteil ist allerdings, dass man relativ nahtlos von der sturmfreien Saison im Südpazifik in die sturmfreie Saison des Nordpazifiks wechseln kann. Man kann also immer weiter segeln, anstatt irgendwo ein halbes Jahr abwarten zu müssen.

In der Konvergenzzone. ©radiopelicano.de

Der südliche Zyklongürtel sollte dabei vor November verlassen und der im Norden liegende Bereich der Taifune in der ruhigeren Zeit von Januar bis März befahren werden. Die Monate November und Dezember verbringt man am besten mit einem Zwischenstopp in der sturmfreien Zone rund um den Äquator herum.

Je nachdem, wie weit im Westen losfahren wird, können die sturmsicheren Inseln von Kiribati (Gilbert-Gruppe), den Salomonen oder PNG angelaufen werden. Als relativ sturmsicher gelten auch die östlichen Inselgruppen Mikronesiens Pohnpei und Kosrae sowie die südlichen Marshallinseln mit dem Einklarierungshafen Majuro. In Majuro findet man auch einen Yachtclub sowie rudimentäre Einkaufs- und Reparaturmöglichkeiten.

Das Ankerfeld in Majuro, dem Hauptatoll der Marshallinseln. ©radiopelicano.de

In den relativ taifunsicheren Monaten des Frühjahrs kann dann weiter westwärts gesegelt werden. Auf der Route Richtung Philippinen kann man sich noch überlegen, die westlicheren Inseln Mikronesiens oder Palau zu besuchen. Von dort aus biegen auch einige Yachten nach Südwesten in Richtung Indonesien ab.

Achtung: Die Sulusee im Südwesten der Philippinen ist ein Piratengebiet, in dem schon einige Yachten überfallen wurden!

Eine Sturmsaison im Westpazifik

Einige Yachten scheuen aus verschiedenen Gründen den Weg nach Neuseeland oder Australien und bleiben lieber in den tropischen Breiten des Westpazifiks. Auch hier kann eine Sturmsaison verbracht werden, die Zyklonwahrscheinlichkeit ist allerdings um einiges höher als in Französisch-Polynesien. Die meisten Yachten gehen daher für die Sturmsaison in Richtung Norden oder Süden und kehren dann in der sicheren Zeit zurück. Andere suchen sich einen gut geschützten Ankerplatz oder eine sichere Marina (so genannte „Hurricane Holes“) und verbringen die Zeit dort oder zumindest im näheren Umkreis, um bei Gefahr schnell dorthin zurückzukehren.

In der Vudamarina in Fidschi werden Boote zur Sturmsaison kippsicher in Erdlöcher gestellt. ©radiopelicano.de

Die bekanntesten „Hurrican Holes“ im Südwestpazifik sind die Vava’u-Gruppe in Tonga sowie in Fidschi Savusavu, die Vudamarina und die Mangrovengebiete um Lautoka. Wir verbrachten eine entspannte Sturmsaison in Fidschi in der Nähe der Vudamarina. Ein Restrisiko bleibt aber immer. 2016 richtete der Monsterzyklon „Winston“ in Savusavu erhebliche Schäden an, wobei die Boote in der Vudamarina weitgehend schadenfrei blieben.

Auch das gehört zum Pazifiksegeln – traumhafte Sonnenuntergänge. ©Sönke Roever

Zurück nach Osten – Die Pazifikrunde schließt sich

Einige wenige Crews entscheiden sich, den Pazifik in entgegengesetzte Richtung zu durchfahren, um beispielsweise zurück in die Amerikas zu kommen. Diese Reise ist um einiges anspruchsvoller, da die Winde der Passatzonen nur bedingt ausgenutzt werde können und man sich in die stürmischeren Regionen der Westwinde begeben muss.

Vom Südwestpazifik nach Südamerika

Die klassische Ostroute auf der Südhalbkugel führt von Neuseeland direkt nach Chile, ein 5.000-Seemeilen-Mammut-Trip, auf dem es kein Land für Zwischenstopps gibt. Zwar ist die Faustregel, auf dieser Route in der Westwindzone südlich von 30 Grad zu bleiben, einige Yachten gehen aber doch Nord und riskieren dabei ungünstige Winde, um einen Zwischenstopp vor den Australinseln, den Gambiers oder der Osterinsel zu machen.

Auf der Osterinsel trafen wir einige Yachten auf diesem Weg. Theoretisch geht es dann erstmal wieder nach Süden, bis der Westwind kommt, um den Weg Richtung Südamerika fortzusetzen. Das ist auch die Taktik für alle weiteren Absprunghäfen im Südpazifik. Erstmal Süd, bis der Westwind kommt, und dann West.

Ankern vor der Osterinsel. ©radiopelicano

Die Hauptsaison für die direkte Route von Neuseeland nach Südamerika ist im südlichen Sommer von Dezember bis März, da es im Winter stürmischer wird. Einmal auf der anderen Seite angekommen kann man dann, unterstützt durch den Perustrom, alle Ziele Süd- und Mittelamerikas erreichen.

Vom Südwestpazifik nach Nordamerika

Diese Route führt von Neuseeland westwärts, dann hoch in die Australinseln und weiter nach Tahiti. Von dort kann dann, beispielsweise mit einem Zwischenstopp in den Lineinseln, Hawaii erreicht werden. Von Hawaii kann direkt Kalifornien oder Mexiko angesteuert werden.

Wer weiter nördlich in die USA oder nach Kanada segeln möchte, sollte aufgrund des nordpazifischen Hochs aber zunächst Richtung Alaska vorhalten und dann an der Küste wieder nach Süden reisen. Der beste Monat für diese Route ist der Mai, da die Zyklonsaison in Französisch-Polynesien ausklingt und die Hurrikansaison um Hawaii und Amerika herum noch nicht begonnen hat. Später im Jahr müsste man nach Norden ausweichen, um den Hurrikangürtel zu umfahren.

Es ist möglich, von Neuseeland in die USA zu segeln. ©GeoffCole/stock.adobe.com

Vom Nordwestpazifik nach Nordamerika

Auf der Nordhalbkugel führt die direkte Route nach Nordamerika in der nördlichen Westwindzone von Japan nach Alaska. Sie ist nur knapp halb so lang wie die Südroute und bietet verschiedene, selten besuchte Zwischenstopps auf den Aleuten. Die Hauptsaison für diese Route ist der frühe nördliche Sommer von Juni bis August. Danach kann es empfindlich kalt werden.

Segeln in Alaska. ©Tsado/stock.adobe.com

Fazit

Den Pazifik zu besegeln ist ein faszinierendes Abenteuer. Die Vielseitigkeit dieses größten aller Ozeane ist unschlagbar. Neben der Vielfältigkeit der Natur ist auch die Kultur der verschiedenen Völker, die diesem Ozean anwohnen, einzigartig. Wer es nicht eilig hat, sollte sich Zeit bei einer Pazifiküberquerung lassen und vielleicht auch einmal abseits der Barfußroute segeln. Es lohnt sich!

Bücher zum Thema

Sieben Farben Blau

Einfach lossegeln, um die Welt zu erkunden. Claudia und Jonathan kündigen ihre Jobs und stechen in See. Eine geplante Auszeit entwickelt sich zu einem siebenjährigen Abenteuer. Ein inspirierendes Buch über eine außergewöhnliche Blauwasserreise von Berlin in die Südsee.

Segelrouten der Welt

Jimmy Cornell ist einer der bedeutendsten Autoren der Blauwasserszene und sein Buch „Segelrouten der Welt“ hat einen festen Platz in den meisten Bordbibliotheken der Blauwassersegler. Diese Auflage berücksicht auch ausführlich den Klimawandel.

1200 Tage Samstag: Weltumseglung mit HIPPOPOTAMUS

„1200 Tage Samstag: Weltumseglung mit HIPPOPOTAMUS“ von Sönke Roever ist ein unterhaltsamer und inspirierender Törnbericht über die Höhen und Tiefen einer dreijährigen Weltumseglung auf der Barfußroute.

Cornells Atlas der Ozeane – Eine Alternative zu den klassischen Monatskarten

Der erfahrene Weltumsegler Jimmy Cornell hat eine komplett überarbeitete Neuauflage seines „Atlas der Ozeane“ herausgebracht. Eine sinnvolle Alternative zu den klassischen Monatskarten (Pilot Charts), die oft veraltet sind.

Törnplanung Weltweit

Jimmy Cornell ist einer der bedeutendsten Autoren der Blauwasserszene. Das Buch „Törnplanung Weltweit“ gilt als das Standardwerk unter Blauwasserseglern. Die dritte vollständig überarbeitete Auflage berücksichtigt auch ausführlich die Auswirkungen des Klimawandels.

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