Revierinformation Nordkap: Segeln von Tromsø bis Honningsvåg

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Stefanie Kamke

Dr. Stefanie Kamke ist Frauenärztin in Bremen und seit ihrer Jugend begeisterte Seglerin. Mit ihrem Partner segelt sie im Urlaub auf der gemeinsamen Swan 48 VELLAMO, mit der er als Skipper für den Kojencharteranbieter SEGELWEGE unterwegs ist. Dazwischen ist sie immer wieder auf anderen Yachten und in wechselnden Revieren anzutreffen. Stefanie gehört als medizinische Beraterin und Autorin zur BLAUWASSER.DE-Stammredaktion.

Das Segelrevier zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg im Überblick

Segeln und Nordkap: Das klingt nach Abenteuer in weiter Ferne, nach anspruchsvollen Segeletappen und vielleicht auch ein wenig nach schlechtem Wetter mit Kälte und Sturm statt Wärme und Sonne. Doch bei näherem Hinsehen entpuppt sich das Segelrevier um den siebzigsten Breitengrad als gut besegelbar, abwechslungsreich und wunderschön.

Ein Globus als Wahrzeichen markiert das Nordkap. ©Stefanie Kamke

Bei einem Törn um das Nordkap werden einige Seemeilen zurückgelegt. Tromsø an der Westküste Norwegens ist ein guter Ausgangshafen für Törns zum Nordkap. Von der Küstenstadt mit Flughafen sind es knapp 200 Seemeilen bis zum Kap. Bis nach Vardø am nordöstlichsten Zipfel Norwegens kommen weitere 125 Seemeilen hinzu. Und wer gar bis direkt vor die russische Grenze nach Kirkenes segeln möchte, muss nochmal 50 Seemeilen dazuzählen.

©BLAUWASSER.DE

Auf dem Weg zum Nordkap liegen unzählige Inseln, Fjorde und Sunde, die die Küstenlinie verlängern und viele gut geschützte Häfen und Ankerplätze bieten. Hier kann selbst nach Wochen noch Neues im Revier entdeckt werden.

Eine der gut geschützten Ankerbuchten, die zwischen Tromsø und dem Nordkap liegen. ©Stefanie Kamke

Östlich des Nordkaps sieht die Welt im wahrsten Sinne des Wortes anders aus. Der beeindruckend kargen Landschaft ist die Lage oberhalb des siebzigsten Breitengrades anzusehen. Geschützte Ankerbuchten oder Fjorde sind Mangelware. Ein Punkt, der bei der Törnplanung berücksichtigt werden sollte, da sich dadurch die Segelstrecken, die es am Stück zurückzulegen gilt, im Vergleich zum Abschnitt von Tromsø bis zum Nordkap deutlich verlängern.

Das Nordkap ist für viele Segler ein Sehnsuchtsziel. ©Stefanie Kamke

Der Törn zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Die beste Reisezeit für das Nordkap ist der Hochsommer, aber auch ein Segeltörn im Winter hat seinen Reiz, vorausgesetzt das Boot und die Temperaturtoleranz der Crew stimmen. Diese Revierinformation bezieht sich jedoch ausschließlich auf die Segelsaison im Sommer, da die Temperaturen in dieser Zeit für viele Segler attraktiver sind. Ein weiterer Reiz dieser Saison ist, dass oberhalb des Polarkreises im Sommer die Sonne nicht untergeht.

Selbst um Mitternacht ist im Sommer am Nordkap noch genug Licht zum Segeln. ©Stefanie Kamke

Ein Sommertörn im Nordmeer und rund um das Nordkap ist abwechslungsreich. Er wird geprägt durch Segeln mit blauem Himmel, aber auch mit Nebelbänken, eingebettet in eine atemberaubende Landschaft mit mystisch-magischer Atmosphäre. Entlang der beeindruckenden Topografie, die das Land prägt, gibt es lange und kurze Segelabschnitte, die von vielen Ankerplätzen in unzähligen Fjorden und Buchten sowie gut geschützte Häfen gespickt werden. So richtig voll wird das Revier aber auch im Sommer nicht. Vornehmlich trifft man auf Fischer und ein paar wenige anderen Yachten. Und auch wenn das Nordkap „nur“ eine Landspitze ist, die umrundet wird, fühlt es sich nach Abenteuer an, dies an Bord einer Yacht zu erleben!

Navigation beim Segeln zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Die Navigation in Nordnorwegen ist recht einfach. Das Wasser ist überwiegend tief und vorausgesetzt es wird nicht außen um die vorgelagerten Inseln herumgesegelt, folgt die Route meist dem Verlauf der Sunde. Die vereinzelt vorhandenen Untiefen sind durch feststehende Seezeichen markiert. Typische Seezeichen sind sogenannte Varden. Das sind kleine gemauerte Türme oder Markierungen, die durch rote oder grüne Toppzeichen den Weg weisen. An Land stehen häufig kleine, aber gut sichtbare weiße Leuchtfeuer mit rotem Dach.

Leuchttürme und gemauerte Varden markieren wichtige Landpunkte und Flachstellen. ©Stefanie Kamke

Klassische Fahrwassertonnen sind selten und begrenzen in der Regel Durchfahrten in am Ende flach auslaufenden Fjorde oder durch Flachstellen bedingte kurvige Hafenansteuerungen. Bei den meisten Häfen oder Ankerplätzen stellt die Anfahrt jedoch kein Problem dar.

Flaches Wasser schimmert im Revier um das Nordkap häufig in einem satten Grünton. ©Stefanie Kamke

Viele der größeren, dem Festland vorgelagerten Inseln sind mit Straßentunneln verbunden, sodass es kaum Brücken im Segelrevier rund um das Nordkap gibt. Dort wo dennoch Brücken zu finden sind, müssen die Brückenhöhen bei der Routenplanung unbedingt beachtet werden.

Die unzähligen vorgelagerten Inseln sind mancherorts durch Brücken miteinander verbunden. ©Stefanie Kamke

Gezeiten und Strömungen rund um das Nordkap

In Nordnorwegen gibt es Gezeiten mit einem Tidenhub von bis zu drei Meter. Beim Wasseraustausch können in den Sunden starke Strömungen entstehen. Als Faustregel gilt: Bei auflaufendem Wasser setzt die Strömung nach Nordost, bei ablaufendem Wasser nach Südwest. Der Kipppunkt der Strömung liegt überwiegend um einige Stunden zeitversetzt zum Hoch- beziehungsweise Niedrigwasser.

Der Tidenhub um das Nordkap liegt bei bis zu drei Metern. ©Stefanie Kamke

Die durchschnittliche Strömungsgeschwindigkeit in den großen Sunden und an der Küste beträgt ein Knoten. Trotzdem ist es ratsam, die Gezeiten im Auge zu behalten und gegebenenfalls die Törnplanung darauf abzustimmen, da die Strömung in einzelnen Sunden deutlich schneller sein kann. Besondere Vorsicht ist im Kvalsund und Vargsund westlich des Nordkaps zwischen Havøysund und Alta sowie im Magerøysund südlich des Nordkaps bei Honningsvåg geboten. In diesen Sunden können Strömungsgeschwindigkeiten von bis zu drei Knoten auftreten.

In einigen Sunden kann es zu starken Strömungen kommen. ©Stefanie Kamke

Hilfreiche Literatur mit Angaben unter anderem zu Gezeiten und Strömungen für das Gebiet um das Nordkap und die Strecke zwischen Tromsø und Honningsvåg ist das kostenlos erhältliche norwegische Küstenhandbuch Den Norske Los, Band 6.

Das Wetter im Revier zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Temperaturen

Die durchschnittlichen Temperaturwerte für die Monate Juni, Juli und August werden für das Nordkap mit 8 bis 11 Grad Celsius sowie für Hammerfest westlich des Kaps und Honningsvåg östlich des Kaps mit 11 bis 16 Grad Celsius angegeben. Die Spannbreite der Temperaturen ist allerdings sehr hoch. An Land liegen die Temperaturen bei Sonne häufig deutlich über 20, mancherorts auch bis zu 30 Grad Celsius.

Beim Segeln ums Nordkap kann es an Bord kalt und ungemütlich werden. ©Stefanie Kamke

Die hohen Temperaturen treten allerdings nur an Land auf. Auf dem Wasser bewegen sich die Temperaturen auch bei strahlendem Sonnenschein je nach Windrichtung eher bei den angegebenen 8 bis 16 Grad Celsius. Ist es windstill oder wird mit Rückenwind gesegelt, kann in Kombination mit der Sonne die gefühlte Temperatur an Bord zwar etwas höher liegen, aber kurze Hose und T-Shirt beim Segeln sind nur etwas für sehr Hartgesottene. Stattdessen sollten Ölzeug, Thermounterwäsche, Fleecepulli sowie Mütze und Handschuhe im Gepäck vorhanden sein. Die Luft ist und bleibt trotz Sonne nordisch kühl.

Trotz Sonne ist warme Bekleidung beim Segeln um das Nordkap notwendig. ©Stefanie Kamke

Sonne

Die Mitternachtssonne führt zu langen Tagen. Bezogen auf das Licht ist es egal, ob der Törn um 7 Uhr oder um 17 Uhr beginnt. Die Frage, ob man einen Hafen noch vor Einbruch der Dunkelheit erreicht, stellt sich einfach nicht. Das führt zu großer Entspannung bei der Törnplanung.

Lange Tage ohne echte Nächte führen zu einer entspannten Törnplanung. ©Stefanie Kamke

Wandert zudem die Sonne abends in Richtung Horizont, wird das Licht weich und eine sanfte Atmosphäre legt sich über Boot und Landschaft. Selbst wenn ab August die Sonne wieder kurzzeitig hinter dem Horizont verschwindet – hell genug zum Segeln mit Sicht bleibt es im Sommer immer.

Die Sonne ist nicht zu unterschätzen beim Segeln am Nordkap. ©Stefanie Kamke

Das ständige Tageslicht führt dazu, dass klassische Nachtfahrten mit Sternenhimmel auf einem Nordkap-Törn ausfallen. Mehr noch: Da die Sonne den ganzen Tag scheinen kann, gehören Sonnenbrille und Sonnencreme für den Sonnenschutz beim Segeln ins Gepäck.

Nachts wird das Nordkap durch die Mitternachtssonne vom Meer aus beleuchtet. ©rudikaller/stock.adobe.com

Regen

Die Regenmenge ist im Juni am geringsten, wobei die durchschnittliche Anzahl an Regentagen pro Monat je nach Klimadiagramm mit 15 bis 25 Tagen angegeben wird. Ein abschreckend hoher Wert, der aber nicht bedeutet, dass es andauernd grau und nass ist und eine Regenfront nach der anderen durchzieht.

Gewitter in der Nordkap-Region sind meist kurz, aber eindrucksvoll. ©Stefanie Kamke

Wie bei den Temperaturangaben gilt auch bei den angegebenen Regentagen: Die Realität ist meist besser, als es klingt. Da Nordnorwegen oberhalb der Zuglinie der Tiefdruckgebiete liegt, die Europa passieren, spielen die klassischen Warm- oder Kaltfronten keine Rolle. Vielmehr kommt es zu häufigen Wetterwechseln zwischen sonnigen Abschnitten und Regenschauern.

Das Wetter in der Nordkap-Region bringt beeindrucke Naturschauspiele mit sich. ©Martin Goerke

Oftmals bleiben die Wolken auch an den hohen Bergketten an Land hängen und regnen sich dort statt auf dem Wasser ab. Wir hatten bisher auf allen Törns in der Zeit von Juni bis August nur einzelne wolkenverhangene Tage und Regenschauer innerhalb von mehreren Wochen, dafür aber viel blauen Himmel und Sonnenschein.

Traumhafte Segelbedingungen im Sommer am Nordkap. ©Stefanie Kamke

Nebel

Nebel ist im Segelrevier um das Nordkap nicht zu unterschätzen. Ist es morgens noch sonnig, kann gegen Nachmittag schnell Nebel aufziehen. Ebenso kann sich morgendlicher Nebel schnell wieder auflösen. Liegen Nebelbänke über dem Wasser, dann kann das Kap selbst mit seinen 300 Metern Höhe über diese hinausragen, während unten auf See das Boot ohne Sicht in dichtem Nebel hängt. Häufig ist das Nordkap aber auch selbst von Nebel umhüllt.

Die anrollenden Nebelwalzen in der Region rund um das Nordkap können beeindruckend sein. ©Stefanie Kamke

Beim Segeln um das Nordkap herum muss sich auf jeden Fall auf aufziehende Nebelbänke mit Sichtweiten unter 50 Metern eingestellt werden. Diese Nebelbänke verschwinden zwar oft genauso schnell, wie sie gekommen sind, und das Risiko, in diesen Breiten einem anderen Schiff zu begegnen, ist klein, aber Radar und AIS an Bord sind dennoch sinnvoll und hilfreich.

Bei aufziehenden Nebelbänken am Nordkap helfen Radar und AIS an Bord. ©Stefanie Kamke

Wind

Auch beim Wind ist alles möglich. Generell sind die Winde rund um das Nordkap im Sommer meist leicht bis moderat. Motorfahrten bei Flaute kommen ebenso vor wie traumhaftes Segeln bei 20 Knoten Windgeschwindigkeit. Die vorherrschenden Winde südlich des Nordkaps wehen im Sommer meist parallel zur Küste aus westlicher oder südöstlicher Richtung, mit Geschwindigkeiten zwischen 8 und 18 Knoten.

Bei leichten bis moderaten Winden kann entspannt um das Nordkap gesegelt werden. ©Stefanie Kamke

Diese Faustregel gilt allerdings nur für die Gewässer außerhalb der Fjorde und Sunde. Hinter den zahlreichen vorgelagerten Inseln ist der Wind fast immer schwächer und Flauten sind keine Seltenheit. Weht der Wind jedoch auch in den Sunden, so wird er hier durch die hohen Berge auf beiden Seiten stark von der Topografie beeinflusst. Taleinschnitte oder „Kreuzungen“ von Sunden und Fjorden können dann zu einer deutlichen Änderung der Windrichtung und -stärke sowie zu Kap- und Düseneffekten führen.

Innerhalb der Sunde weht der Wind in Abhängigkeit zur Topografie. ©Stefanie Kamke

Häfen zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Allgemeine Informationen zu Häfen in der Nordkap-Region

Zwischen Tromsø und Honningsvåg gibt es viele kleine und ein paar wenige größere Häfen. Tromsø als Nordmeermetropole ist auf der Route zum Nordkap die letzte größere Stadt. Nördlich von Tromsø liegt auf dem Weg zum Nordkap als größerer Ort nur noch Hammerfest, das mit seinen knapp 12.000 Einwohnern die „Metropole“ der Nordkap-Region ist. Aufgrund seiner guten Infrastruktur ist Hammerfest ein sinnvoller Ort für Crewwechsel und Versorgung.

Hammerfest ist die größte Stadt der Nordkap-Region. ©Stefanie Kamke

Alle anderen Orte sind klein bis sehr klein, besitzen allerdings meist einen im Verhältnis zur Anzahl der Häuser an Land recht geräumigen Hafen. Wer allerdings gut ausgebaute Sportboothäfen mit Strom und Wasser an jedem Steg, warmen Duschen und viel Infrastruktur erwartet, wird enttäuscht. Die Häfen sind in der Regel Fischerhäfen, in denen die typischen kleinen Fischerboote neben den reichlich vorhandenen Angelbooten festmachen.

In den Häfen um das Nordkap liegen häufig kleine Fischer- und Angelboote. ©Stefanie Kamke

In den meisten Häfen ist ein Steg für Gastlieger vorhanden, vereinzelt auch mit Strom und Wasser. Selten dagegen mit Toiletten, Duschen oder Waschmaschinen. Bootstankstellen gibt es in nahezu allen Häfen, um die vielen Fischer- und Angelboote und wenigen Segelyachten mit Diesel zu versorgen.

Strom und Wasser am Steg sind in Nordnorwegen nicht immer vorhanden. ©Stefanie Kamke

Obwohl in der Region um das Nordkap herum im Hafen für Yachten meistens nur ein Steg vorgesehen ist, stellen überfüllte Häfen oder Boote im Päckchen eine absolute Ausnahme dar. Die Anzahl der Segelboote in der Region um das Nordkap herum ist verschwindend gering, sodass diese nur sehr vereinzelt anzutreffen sind. Wenn überhaupt ein Platz am Steg belegt ist, dann meist durch kleine und größere Angelboote. Wird es doch mal voller, ist Päckchenliegen gängige Praxis.

Volle Häfen mit Päckchenbildung, wie hier beim jährlich in Sørvaer stattfindenden Rockfestival „Sørøyrocken“, sind eine absolute Seltenheit. ©Stefanie Kamke

Da die Häfen im Segelrevier zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg unterschiedlich gut ausgestattet sind, folgt hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Stationen für einen Törn von Tromsø über das Nordkap nach Honningsvåg.

Tromsø

Norwegische Metropole am Nordmeer mit internationalem Flughafen. Der Hafen für Gäste liegt zentral in der Innenstadt. Strom und Wasser gibt es am Steg. Duschen, Toiletten und Waschmaschine sind nicht vorhanden. Supermärkte liegen in Laufentfernung. Liegeplatzgebühren werden über die App GoMarina bezahlt. Weitere ausführliche Details zum Hafen Tromsø gibt es hier.

Von Tromsø aus lässt sich ein Törn in Richtung Nordkap gut starten. ©Stefanie Kamke

Nord-Lenangen

Am Fuße der Lyngenalpen liegt der kleine Fischerhafen Nord-Lenangen. Ein Ort ist nicht in der Nähe, wohl aber ein Supermarkt direkt am Hafen. Strom und Wasser sind am Steg nicht vorhanden. Nord-Lenangen ist aber dennoch für einen Stopp gut, wenn man Zeit für einen Tagesausflug hat.

Achtung: Der Bindestrich im Namen ist wichtig, denn am gegenüberliegenden Ufer des Fjordes liegt Nordlenangen – OHNE Bindestrich!

Nord-Lenangen am Fuße der Lyngenalpen bietet sich als Ausgangspunkt für einen Ausflug an. ©Stefanie Kamke

Die etwa zweistündige Wanderung zum Blåisvatnet (übersetzt: Blau-Eis-See) unterhalb eines Gletschers der Lyngenalpen ist anstrengend, aber mehr als lohnend. Nord-Lenangen ist als Ausgangspunkt für diesen Ausflug sinnvoll, da die einzige Buslinie der Halbinsel in Laufentfernung zum Hafen hält. In knapp dreißig Minuten Fahrzeit erreicht man so den Parkplatz mit Start des Wanderweges.

Der Blåisvatnet macht seinem Namen alle Ehre. ©Stefanie Kamke

Wichtig: Der Bus vom Hafen fährt nicht täglich und wenn nur einmal morgens in die eine und je einmal nachmittags und abends in die andere Richtung. Daher gilt: Abfahrtszeiten in jedem Fall vor der Anreise im Internet nachschauen. Passt alles, ist die Wanderung bis zu dem türkis-strahlenden See mit Blick auf die Eisfelder der Lyngenalpen ein beeindruckendes Naturerlebnis.

Skjervøy

Mittelgroßer Fischerort mit Supermarkt und Schiffsausrüster direkt am Hafen sowie Kiosk und Apotheke im Ort. Strom und Wasser gibt es am Steg. Duschen, Toiletten und Waschmaschine gibt es im Haus der Segelvereinigung oberhalb des Steges. Ob der Zugang offen ist, ist allerdings Glückssache. Liegeplatzgebühren werden in bar im Briefkasten am Steg hinterlegt.

Im Fischerort Skjervøy ist die Infrastruktur recht gut. ©Stefanie Kamke

Alta

Tief in den Sunden gelegene Kleinstadt mit Flughafen. Für Gäste gibt es zwei Anlegemöglichkeiten. Gut ausgestattet ist der kleine Hafen südwestlich der Landzunge Altas, bei dem das Liegen am ersten Steg des Hafens bei Wassertiefen ab drei Metern gut möglich ist. Der restliche Hafen ist mit Tiefen von bis zu zwei Metern recht flach. In der Hafeneinfahrt ist zudem eine Barre, die bei Niedrigwasser ebenfalls nur etwas über zwei Meter unterhalb der Wasseroberfläche liegt.

Segeln nach Alta bedeutet segeln durch die schönen Sunde südlich des Nordkaps. ©Stefanie Kamke

Strom und Wasser gibt es in Alta am Steg. Die Tankstelle mit Zapfsäule für Bootsdiesel befindet sich am inneren landseitigen Ende des Steges und muss freigehalten werden. Aufgrund des kleinen Wohnmobilstellplatzes am Hafen ist die Infrastruktur mit Toilette, Dusche, Waschmaschine und Trockner sehr gut. Ein großer Supermarkt ist zwanzig Gehminuten entfernt. Liegeplatzgebühren werden über die App GoMarina bezahlt. Als Stadt ist Alta selbst eher unattraktiv. Es gibt kein echtes Stadtzentrum, da Alta sich aus mehreren an der Küste aufgereihten Orten entwickelt hat. Als Ausgangspunkt für Ausflüge beispielsweise in den Alta Canyon oder für Crewwechsel ist Alta aber gut geeignet.

Wahrzeichen Altas ist die moderne Kathedrale, in deren Fassade sich im Winter die Nordlichter spiegeln können. ©Stefanie Kamke

Sørvær

Kleiner Fischerort mit gut geschütztem Hafen auf der Insel Sørøya. Strom und Wasser sind nicht vorhanden. Ein Supermarkt liegt auf der Südseite des Hafens und ein kleines Restaurant mit wechselnden Öffnungszeiten im Sørvaer Gjesthaus. Am letzten Juliwochenende findet in Sørvær das Rockfestival „Søroyrocken“ statt und verwandelt den Hafen in eine Partyzone. An dem Wochenende ist ein Platz im Hafen, wenn überhaupt, nur im Päckchen und neben feiernden Norwegern zu bekommen. Alternativ ist das Ankern in der nördlich des Hafens gelegenen, ebenfalls gut geschützten Bucht möglich. Insgesamt ein schöner Ort mit Ausstrahlung.

Der kleine Fischerhafen Sørvaer liegt idyllisch auf der Insel Sørøya. ©Stefanie Kamke

Hammerfest

Größte Stadt der Region mit Flughafen. Der Hafen mit Gästesteg mit Strom und Wasser liegt zentral am Rathausplatz. Ein Supermarkt und Schiffsausrüster liegen direkt am Hafen. Toiletten und Duschen sowie Waschmaschine und Trockner sind im alten Kreuzfahrtterminal untergebracht. Sehr guter Hafen für Versorgung und Crewwechsel. Liegeplatzgebühren werden über die App GoMarina bezahlt.

Rentiere sind in den Straßen von Hammerfest keine ungewöhnlichen Verkehrsteilnehmer. ©Stefanie Kamke

Havøysund

Kleiner Fischerort mit zentralem Gastliegesteg. Den Hafenmeister bei Ankunft telefonisch informieren, dass man angelegt hat. Strom und Wasser werden auf Wunsch bereitgestellt. Liegeplatzgebühren nur, wenn Wasser oder Strom benötigt werden, sonst keine. Toilette, Dusche und Waschmaschine am Parkplatz oberhalb des Steges. Supermarkt drei Gehminuten vom Hafen entfernt. Bei der Ansteuerung muss die Strömung im Trangsund westlich des Ortes beachtet werden.

Westlich von Havøysund beginnt der Trangsund. ©Stefanie Kamke

Gjesvær

Kleiner Fischerort mit Hafen und Gästesteg. Strom und Wasser sind nicht vorhanden. Der Supermarkt „Matkroken“ ist fünf Gehminuten entfernt. Der geschützte Hafen ist für einen Stopp westlich des Nordkaps gut geeignet. Im Ort gibt es ein Vogelbeobachtungszentrum, das gleichzeitig Touristeninformation mit Café ist. Die Mitarbeiter bieten Ausflüge zu den Vogelinseln des Gjesværstappan Naturreservat an. Liegeplatzgebühren gibt es keine.

Gjesvær ist ein sehr netter Fischerort südwestlich des Nordkaps. ©Martin Goerke

Skarsvåg

Kleiner Fischerort direkt südöstlich des Nordkaps. Aktuell gibt es am Steg weder Strom noch Wasser, es soll aber in Zukunft installiert werden. An Land oberhalb des Steges gibt es mehrere Stromanschlüsse, die auch von Fischern am Steg genutzt werden. Wer diesen Anschluss nutzen möchte, benötigt ein sehr langes Landstromkabel. Einen Supermarkt sucht man im Ort vergeblich. Highlights: die Waffeln in der Touristeninformation am Hafen und das Weihnachtshaus mit Königskrabbenessen am Abend (Voranmeldung bis mittags notwendig).

Königskrabben kommen in Skarsvåg fangfrisch auf den Tisch. ©Stefanie Kamke

Schöne Wanderung um und auf den Hausberg zum „Kirkeporten“ mit Blick auf das Nordkap. Es gibt von Skarsvåg keine Busverbindung für Ausflüge zum Nordkap, aber die Hornvika als Ankerplatz und Ausgangspunkt für eine Wanderung zum Nordkap liegt nur zwei Seemeilen entfernt. Liegeplatzgebühren: keine.

Skarsvåg: wunderschön gelegener Hafen südöstlich des Nordkaps. ©Stefanie Kamke

Honningsvåg

Beliebte Hafenstadt südöstlich des Nordkaps und größter Kreuzfahrthafen Norwegens. Für Yachten kein besonders attraktiver, dafür aber meist voller Hafen, in dem es schwierig sein kann, einen Liegeplatz zu finden. Strom und Wasser sind an den Stegen vorhanden. Da das Liegen im Päckchen mit Fischer- oder Ausflugsbooten die Regel ist, kann der Weg zum Steg sehr weit sein. Das Bunkern von Wasser und Bootsdiesel ist an der Bunkerstation (gegenüber vom Hafen) möglich.

Die belebte Hafenstadt Honningsvåg liegt südöstlich des Nordkaps. ©Pierre Violet/stock.adobe.com

Ein Fenderbrett ist beim Anlegen in Honningsvåg hilfreich. Toiletten, Duschen oder Waschmaschinen gibt es nicht. Ein Supermarkt sowie eine Apotheke sind in Hafennähe vorhanden. Zudem gibt es einige Restaurants im Ort. Allerdings ist Honningsvåg dank der vielen Kreuzfahrttouristen auch eine recht teure Stadt. Dafür sind Ausflüge zum Nordkap von hier aus mit dem Bus sehr gut möglich. Die Anbindung über den Flughafen ermöglicht zudem Crewwechsel. Liegeplatzgebühren: keine Bezahlmöglichkeit vorhanden.

Tipp: Werden kein Supermarkt oder Flughafen benötigt und die Wanderung zu Fuß zum Nordkap von der Bucht „Hornvika“ aus nicht gescheut, dann ist Skarsvåg eine gute Alternative zu Honningsvåg.

Attraktive Ankerplätze zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Auf der Strecke zwischen Tromsø, dem Nordkap und Honningsvåg liegen unzählige Ankerplätze in den Fjorden und Sunden der Küste und den Buchten der Inseln Nordnorwegens. Die aus meiner Sicht drei schönsten sind hier aufgeführt.

Storsand und Akkarfjord auf Sørøya

Nordwestlich von Hammerfest liegt die Insel Sørøya, die mit ihren tief eingeschnittenen Fjorden und Buchten viele Ankerplätze bietet. Erwähnenswert sind zwei Buchten an der Nordspitze der Insel, der Akkarfjord mit Öffnung nach Südosten und die Bucht Storsand mit Öffnung nach Nordwesten.

Die Bucht im Akkarfjord ist nach Südosten offen und gut von Hammerfest aus erreichbar. ©Stefanie Kamke

Beide Buchten sind von der jeweils anderen über eine kleine Straße durch einen 20-minütigen Fußmarsch zu erreichen, sodass sich für jede Windrichtung ein Ankerplatz findet. Der lange Strand Storsand mit seinen markanten Felsen ist bei tiefstehender Sonne ein Highlight.

Wenn die Mitternachtssonne die Felsen von Storsand beleuchtet, legt sich eine mystische Atmosphäre über die Bucht. ©Stefanie Kamke

Tverrfjord

Ein idyllisch gelegener und gut geschützter Platz zum Ankern liegt im Tverrfjord, einem Seitenarm des Øksfjord, der sich ungefähr auf halber Strecke zwischen Nordkap und Tromsø befindet. Die Ansteuerung verläuft durch eine schmale Rinne zu einem Becken tief im Fjord, in dem es sich vor einem Wald, einigen Wiesen, einem Flusslauf und einzelnen Häusern schön ankern lässt. Die Rinne ist durch ein Richtfeuer markiert. Bei der ersten Ansteuerung kann es allerdings eine Herausforderung sein, die dunkelrote Markierung vor dem dunkelgrünen Wald zu erkennen. Bei der Suche hilft das gut sichtbare, markant-moderne Holzhaus an der nördlichen Buchteinfahrt. Ist das Richtfeuer ausgemacht, lässt es sich problemlos entlang der Rinne zum schön gelegenen Ankerplatz steuern.

Eine idyllische Ankerbucht gibt es im Tverrfjord. ©Martin Goerke

Hornvika

Die Hornvika ist eine wunderbare Bucht für einen Besuch am Nordkap. Die tief eingeschnittene Bucht ist nach Osten offen, aber ansonsten gut geschützt. Die alte Seebrücke an Land stammt noch aus Zeiten, zu denen die Bucht den einzigen Zugang zum Nordkap bildete. Die Pier eignet sich heutzutage aber nur noch zum Anlegen mit dem Beiboot, nicht zum Anlegen mit der Yacht. Bei ruhigem Wetter lässt es sich in der Hornvika in 15 Meter tiefem Wasser auf sandigem Untergrund gut ankern. Der Tidenhub von bis zu drei Metern sollte dabei beachtet werden.

Ein Zickzackpfad führt zu der tief unten in der Hornvika vor Anker liegenden Yacht. ©Stefanie Kamke

Von der Hornvika aus verläuft ein Wanderweg etwas mehr als 300 Höhenmeter im Zickzack steil den Berg hinauf. Vom obersten Punkt des Pfades sind es quer über die Einöde des Plateaus noch zirka dreißig Minuten Fußweg bis zum Nordkap. Der Pfad von der Hornvika war bis zur Eröffnung der Nordkapstraße im Jahre 1956 der einzige Weg zum Nordkap. Das Gefühl, auf historischen Wegen zu wandeln, begleitet einen daher beim Aufstieg aus der Bucht bis hinauf auf das Nordkap-Plateau.

Der Weg von der Bucht Hornvika zum Nordkap führt über das weitläufige Nordkap-Plateau. ©Stefanie Kamke

Literatur und Seekarten für das Revier rund um das Nordkap

Norwegen stellt alle wichtigen Revierinformationen kostenlos online und meist auch als Download zur Verfügung unter kartverket.no. Über die Rubrik „Til Sjøs“ („Auf dem Meer“) sind die nautischen Informationen für Norwegen abrufbar. Hilfreich für die Region rund um das Nordkap und die Strecke bis Tromsø ist das norwegische Küstenhandbuch Den Norske Los, Band 6. Das ist ein Handbuch für die Berufsschifffahrt, das alle wichtigen Infos auch für Segler parat hat. Die Sprache im Buch ist norwegisch. Es gibt Strömungstabellen und -grafiken, Hafenbeschreibungen und Informationen für Gastyachten. Die Informationen sind online und als PDF zum Download verfügbar.

Viele Hafenbeschreibungen sind in den Ringbüchern der Reihe „Harbourguide“ enthalten. In gedruckter Form ist der für Nordnorwegen nötige Band 4 Bergen – Kirkenes nur auf Norwegisch verfügbar.

Ein Blick lohnt sich zudem in den privat erstellten, nicht amtlichen Online-Hafenführer norskhavneguide.no. Auf der „von Seglern für Segler“ erstellten Internetseite sind viele Häfen und Ankerplätze aufgeführt. Da Segeln in Nordnorwegen allerdings selten ist, wird die Seite hauptsächlich von Anglern mit kleinen Motorbooten genutzt, sodass der Tiefgang bei der Auswahl der Plätze gut beachtet werden sollte. Angaben zur Infrastruktur und Fotos der Häfen können aber für die Planung hilfreich sein. Die Website ist an sich in norwegischer, englischer, schwedischer und dänischer Sprache verfügbar, die meisten Hafenbeschreibungen sind jedoch in Norwegisch verfasst.

Mitsegelangebote für das Revier zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Beliebt für Reisen in Nordnorwegen sind Mitsegel- und Kojenchartertörns – wahlweise über lokale oder deutsche Anbieter wie beispielsweise Segelwege. Der deutsche Mitsegel- und Kojencharter-Anbieter bietet Törns entlang der norwegischen Küste an bis hinauf zum Nordkap und auf die Lofoten.

Charterangebote für das Revier zwischen Tromsø, Nordkap und Honningsvåg

Bareboat-Charter rund um das Nordkap ist schwierig. Die nördlichste Möglichkeit für Bareboat-Charter gibt es im 200 Seemeilen südwestlich des Kaps gelegenen Tromsø. Weitere vereinzelte Anbieter finden sich nur noch weiter südlich, beispielsweise in Svolvær auf den Lofoten oder in Harstad. Die Auswahl an Yachten ist dabei klein, aber zumindest vorhanden. Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten bewährter Anbieter ab Tromsø oder den Lofoten können diese Firmen behilflich sein:

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Jürgen Benner
Jürgen Benner
1 Monat her

Im Sommer 2018 hatten wir bei der Umfahrung des Nordkaps im Nebel sehr viele AIS Signale von Fischerbooten auf unserem Kurs. Es waren jedoch nur Bojen mit Fangkörben, die nicht nur mit Fähnchen wie früher, sondern mit AIS Sendern ausgestatttet waren. Als Kennung wurde uns immer der Name des zugehörigen Fischerbootes gezeigt. War etwas anstrengend für den Ausguck.

Norbert
Norbert
1 Monat her

Toller ausführlicher Bericht