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Wer braucht Maststufen?
Maststufen gehören für viele Blauwassersegler zur Standard-Ausrüstung. Das hat verschiedene Gründe. Beispielsweise erleichtert ein Ausguck aus hoher Position die optische Navigation. Sei es, dass die Suche nach einer Durchfahrt in einem engen Fahrwasser stattfindet oder nach einem Riff Ausschau gehalten wird. Andere Anwendungsfälle sind das Klarieren oder Reparieren im Mast – von einem gelegentlichen Rigg-Check ganz zu schweigen.
Maststufen ermöglichen den Ausguck aus hoher Position.
Bei all diesen Tätigkeiten wird der Mast geentert. Je nach Sportlichkeit der einzelnen Crewmitglieder sind Maststufen dabei durchaus hilfreich. Insbesondere auch dann, wenn diese Aktivitäten regelmäßig stattfinden. Vor allem auf Blauwasserreisen oder Weltumsegelungen ist dies der Fall und es sollte hinterfragt werden, ob es nicht praktischer ist, solche Stufen an Bord zu haben – gleichwohl mir natürlich bewusst ist, dass das optisch für den einen oder anderen Leser ein Graus ist.
Blick von der ersten Saling. Die Riffe sind gut zu sehen.
Übrigens bestehen über 90 Prozent der Crews auf Blauwasseryachten aus zwei Personen – vornehmlich Paaren. Bereits vor Reiseantritt sollte klar sein, wer von den beiden im Ernstfall den Mast entert und ob die andere Person in der Lage ist, wenn keine Maststufen vorhanden sind, die betreffende Person mittels der an Bord vorhandenen Winschen in den Mast zu ziehen. Wenn diese Frage mit „Nein“ beantwortet wird, sind Maststufen unumgänglich. Wie soll sonst eine über der Saling verhakte Segellatte oder ein klemmendes Roll-Großsegel klariert werden?
Mast mit Maststufen: optisch eine Geschmackssache, aber überaus praktisch
Abstand der Maststufen
Bei der Montage muss der Eigner sich im Vorwege Gedanken über die Schrittweite zwischen den Stufen machen. Die Schrittweite sollte nicht nur nach rein ästhetischen Aspekten entschieden werden – beispielsweise einer gleichmäßigen Aufteilung zwischen zwei Salingen. In der Regel sind 40 bis 45 Zentimeter ein gutes Schrittmaß. Mir ist bekannt, dass andere Autoren auch von 50 Zentimetern sprechen. Ich persönlich halte das für zu weit auseinander.
Planung der Abstände mittels Zeichnung
Wir hatten vor der Abfahrt zu unserer Weltumsegelung die Möglichkeit, auf einer befreundeten Yacht die Schrittweite von 50 cm zu testen, und haben festgestellt, dass wir lieber etwas weniger Schrittweite haben möchten. Am Ende haben wir die Stufen dann tatsächlich symmetrisch zwischen den Salingen aufteilen können. Das kam rechnerisch zufällig hin. Bei uns liegt die Schrittweite bei 42 Zentimetern.
Die Löcher für die Stufen werden gebohrt.
Wir haben eine Zeichnung mit den Maßen erstellt und die Löcher für die Nieten entsprechend gebohrt (scharfen Bohrer bei langsamer Drehzahl verwenden). Das ist kein Hexenwerk. Doch dazu gleich noch mehr.
Absatz aus Maststufen im Topp
Die letzten beiden Stufen am oberen Ende des Riggs sollten auf gleicher Höhe montiert werden, sodass bei Arbeiten am Topp eine vernünftige Standfläche vorhanden ist. Die Höhe der letzten Stufe sollte so gewählt sein, dass man bequem auf Oberkörperhöhe arbeiten und Teile oberhalb des Topps wie Positionslampen von oben einsehen kann – beispielsweise um einen LED-Einsatz zu tauschen.
Im Topp dienen zwei Stufen parallel als Standfläche.
Die Stufen sollten allerdings auch nicht zu nahe am Masttopp angebaut werden, da dann das Gleichgewicht verloren werden kann. Der Mast ist eine gute Stütze vor dem Bauch.
Bauart der Maststufen
Es gibt verschiedene Formen und Materialien, aus denen Maststufen hergestellt werden. Gut geeignet sind geschlossene Maststufen, weil sie einen besseren Halt gewährleisten, als offene Stufen, die nur aus dem Tritt bestehen. Die geschlossenen Maststufen haben unten die Trittfläche und dann einen Bügel, der oberhalb des Tritts zusätzlich an den Mast geführt wird. Das hat zudem den Vorteil, dass die Stufe an mehreren Punkten befestigt werden kann.
Beispiel für eine geschlossene Stufe
Es gibt auch Maststufen zum Klappen. Das bedeutet, dass vor jedem Schritt die nächste Stufe händisch ausgeklappt (beim Aufstieg) und eingeklappt (beim Abstieg) werden muss. Das mag optisch reizvoller aussehen, ist aber bei Seegang ziemlich lästig, wenn jede freie Hand benötigt wird, um sich festzuhalten. Hiervon möchte ich daher abraten – Ästhetik hin oder her 🙂
Material der Maststufen
Hinsichtlich der Wahl des Materials gibt es im Handel drei übliche Arten: Aluminium, Edelstahl, Kunststoff. Da die meisten Riggs aus Aluminium hergestellt werden, ergibt es durchaus Sinn, die Stufen aus dem gleichen Material zu wählen. Dies vermeidet Elektrolyse/Korrosion. Außerdem sind Edelstahlstufen schwerer als Aluminiumstufen und gerade im Rigg gilt es, jedes Gramm zusätzliches Gewicht zu vermeiden, um die Stabilität der Segelyacht zu erhalten.
Beispiel für Maststufen aus Aluminium
Stufen aus Kunststoff wären eine andere Alternative. Durch die harte UV-Strahlung, die dem Material auf einer Weltumsegelung unweigerlich zusetzt, wird das Plastik mit der Zeit jedoch spröde und es muss abgewägt werden, ob das sicherheitstechnisch sinnvoll ist.
Befestigung/Montage der Maststufen
Das Thema Korrosion spielt auch bei der Befestigung der Maststufen eine Rolle. Es ergibt wenig Sinn, Edelstahlschrauben zu nutzen, um damit in einem Aluminiummast die Maststufen zu befestigen (Elektrolyse). Daher sollten Maststufen angenietet und nicht geschraubt werden. Dies gewährleistet einen sehr guten Halt. Rigg-Spezialisten nutzen hierfür gerne sogenannte Monel-Nieten (Bauform: Popniet/Blindniet). Sie bestehen aus einer Nickel-Kupfer-Legierung und haben sich im salzwasserhaltigen Segelsport seit Jahrzehnten bewährt.
Bei uns an Bord haben wir die Stufen auch mit Monel-Nieten befestigt. Sie sind inzwischen seit über 45.000 Seemeilen und 12 Jahren dort im Einsatz – ohne Ausfall.
Tipp 1: Beim Annieten landet ein Teil der Niet – der Dorn – im Mast. Beim nächsten Setzen des Mastes sollte der Mast am Kran vorsichtig ein wenig geschüttelt werden, um die Dorn-Reste aus dem Mast zu bekommen. Andernfalls gammeln sie und hinterlassen am Mastfuß unschöne, rostige Spuren.
Diese Maststufe wurde mit Monel-Nieten befestigt.
Tipp 2: Sollte die Montage von Maststufen im Winterlager mit abgeschlagenen Wanten und Stagen erfolgen, sollte berücksichtigt werden, dass Unterwanten bei gesetztem Mast meist schräg von der Mastmitte weglaufen. Hier entstehen gerne Kollisionsstellen mit den Stufen. Beispielsweise mussten wir bei unserem Rigg die letzte Stufe unter der ersten Saling etwas außermittig nach achtern setzen.
Fallen und Maststufen
Leider sind die Maststufen wunderbare Fangeisen für Fallen. Wird beispielsweise bei etwas Wellengang auf einem Kurs mit achterlichen Winden das Großfall angeschlagen, wird es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit hinter einer der Stufen verfangen. Dann ist das Setzen des Segels unmöglich.
An den Außenseiten der Stufen sollte eine Leine gespannt werden.
Dem wird begegnet, indem an den Außenseiten der Stufen eine Leine oder Angelsehne gespannt wird, die verhindert, dass ein Fall versehentlich hinter eine Stufe rutschen kann. Manche Segler spannen alternativ auch Leinen zu den Unter-, Mittel- und Oberwanten. Ich persönlich finde das weniger schön. Aber das ist Geschmackssache.
Alternative: Diese Leinen wurden zu den Oberwanten gespannt.
Aufstieg mit Maststufen
Maststufen ermöglichen den unkomplizierten Aufstieg in den Mast – dafür sind sie ja schließlich auch da 🙂 Dennoch sollte auch dann immer der Bootsmannstuhl oder eine andere Form von Sicherung verwendet werden – insbesondere bei unsteten Seegangverhältnissen.
Auch mit Maststufen sollte immer ein Bootsmannstuhl verwendet werden.
Maststufen und das Baumkleid
Da Maststufen relativ weit seitlich auftragen, kann es sein, dass nach der Montage das Baumkleid nicht mehr passt. Daher hat es sich auf vielen Yachten bewährt, im unteren Riggbereich Stufen zum Klappen einzusetzen – gleichwohl sie sonst eher ungeeignet sind. Ab der Oberkante des Baumkleids können dann die klassischen Stufen montiert werden.
Ohne Maststufen ist das Aufentern vergleichsweise anstrengend.
Fazit
Auf den ersten Blick wirkt es so, als müsse bei Maststufen nicht viel beachtet werden. Dem ist nicht so. Damit sie viel Freude an Bord bereiten und das Bordleben erleichtern, sollten die vorstehenden Punkte beachtet werden. Und ja, es sieht nicht so schön aus, wenn die Stufen am Mast sind, aber ihr Nutzen ist insbesondere auf Langfahrtyachten unumstritten. Und sei es nur, um schöne Fotos aus einem anderen Blickwinkel zu machen 😉
Weiterführende Beratung
Eine ausführliche, weiterführende Beratung zu Maststufen kannst du bei einem der folgenden Anbieter bekommen:
Hallo,
vielen Dank für diesen interessanten Artikel – ein Thema über das ich auch bereits öfter nachgedacht habe!
Wie steht es denn eigenlich um die Stabilität des Masts nach dem anbohren? Wird diese beeinträchtigt bzw. gibt es Masten, die dafür ungeeignet sind?
Viele Grüße
Martin
Moin,
Selden als größter weltweiter Mastenbauer macht keinen Unterschied bei den Profilen, ob da nun später Stufen rankommen oder nicht. In der Regel ist das für die Riggstabilität kein Thema, wenn dort Stufen klappbar oder fest dran montiert werden. Grüße Sören / Gotthardt / Selden
…ist es nicht so, dass grundsätzlich jede Bohrung ein Profil schwächt…
Ich habe mal gelesen, dass eine Niete den Mast sogar verstärkt. Keine Ahnung ob das tatsächlich stimmt. Würde mich auch interessieren
Hallo,
wie dick ist denn in der Regel das Profil von einem Mast?
Ich habe eine 33 Fuß Yacht von 1977 welche im Ausland liegt.
Jetzt möchte ich hier in Deutschland Blindnieten kaufe, bin mir aber nicht sicher welche Länge.
Beste Grüße
Benni
Wie sieht es bei einem Mast mit Rollgross aus, muss da etwas besonders beachtet werden?
Und die klappernden Fallen kann man auch wunderbar um Maststufen herumschlagen. 🙂
Allerdings dachte ich dass der Dorn in der Niete verbleibt?!
Mir reissen nach vierzig Jahren die ersten Stufen ab. Genau an der Stellen wo die Alunieten Kontakt mit der Edelstahlstufe haben und schön korrodiert sind.
Gabs in den Siebzigerjahre eigentlich schon Monelnieten. Damit werde ich sie auf jeden Fall ersetzen. Bleibt noch die Frage ob man sie vorher nicht mit Tef einschmieren sollte, als zusätzlichen Korrosionsschutz? Jemand ne Idee?
Grüsse aus dem Süden,
Dennis