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Fachärztin für Gynäkologie, die seit der Jugend das Segeln zum Hobby hat. Seit 2011 segelt sie mit ihrem Partner Martin in den Urlauben die gemeinsame Swan 48 VELLAMO, die im Sommer auch für den Kojencharter-Anbieter Segelwege.de unterwegs ist. Dazwischen ist sie immer wieder auf anderen Yachten und in wechselnden Revieren entlang der europäischen Küsten anzutreffen.
Sonnenschutz beim Segeln ist ein sehr wichtiges Thema
Ein sehr guter Sonnenschutz beim Segeln war schon immer bedeutend und wird in Zukunft noch bedeutender, da die Sonnenstrahlung in den letzten Jahren gestiegen ist und auch in Zukunft weiter steigen wird. In der Folge nehmen leider auch UV-bedingte Erkrankungen wie Hautkrebs zu, in den letzten 20 Jahren hat sich die Anzahl der Neuerkrankungen nahezu verdoppelt.
Der größte Risikofaktor UV-bedingter Erkrankungen sind Sonnenstrahlen, genauer das UV-Licht der Sonnenstrahlen. Ausschlaggebend ist die Summe der Strahlung, die im Laufe des Lebens die Haut erreicht. Die Haut vergisst nichts. Keine Sonne ist aber auch keine Lösung. Wir brauchen Licht zum Leben. Die Bildung von Vitamin D ist für den Körper genauso wichtig wie die Sonne als „Balsam der Seele“. Dazu ist aber kein „Brathähnchen-Braun“ notwendig. Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren langsam verbreitet, sodass ungebräunte Haut nach einem Urlaub nicht mehr zwingend zu Kommentaren wie „Du bist ja gar nicht braun geworden.“ führt.
Wenn die Sonne scheint, wirken an Land eine direkte Sonnenstrahlung und eine indirekte Sonnenstrahlung durch Reflexionen in der Atmosphäre. Beim Segeln wirkt zusätzlich eine indirekte Sonnenstrahlung durch Reflexionen des Wassers. Außerdem bewegen sich Segler anders als „Landratten“ viel unter freiem Himmel. Dadurch sind sie, auch bei bewölktem Himmel, verstärkt der Sonne ausgesetzt und ein entsprechender Sonnenschutz ist essenziell.
Und zu guter Letzt führt der Wind an Bord dazu, dass Segler durch Kühlung der Haut die Sonnenstrahlung als nicht so stark empfinden und daher oft unterschätzen.
Welche Sonnenstrahlen sind für den Sonnenschutz beim Segeln relevant?
Sonnenstrahlen bestehen aus Strahlen unterschiedlicher Wellenlängen. Die größte Menge bildet das für uns sichtbare Licht. Daneben werden unter anderem auch Infrarotlicht (empfinden wir als Wärme) und ultraviolettes (UV) Licht abgegeben.
Die UV-Strahlen sind der Grund, warum wir einen Sonnenschutz benötigen. UV-Strahlen sind sehr energiereiche, jedoch für den Menschen nicht sicht- oder wahrnehmbare Strahlen, die dennoch eine Wirkung auf Haut und Augen haben. UV-Strahlen können auch künstlich erzeugt werden – beispielsweise im Solarium – aber die Sonne ist die wichtigste natürliche Quelle. Etwa 90 Prozent der UV-Strahlen, die die Erde erreichen, sind UV-A-Strahlen, knapp 10 Prozent sind UV-B-Strahlen.
UV-A-Strahlen dringen tiefer in die Haut ein und führen zu einer schnellen Bräune, die allerdings keinen langfristigen Schutz vor der Sonne bietet. UV-A-Strahlen sind in erster Linie ursächlich für frühzeitige Hautalterung und in der Folge mit verantwortlich für die Entstehung von Hautkrebs.
UV-B-Strahlen wirken in den oberflächlichen Hautschichten und führen bei richtiger Dosierung zu einer langsamen, den Hautschutz verstärkenden Bräune. Sie sind aber auch für den Sonnenbrand verantwortlich und damit der Hauptrisikofaktor für Hautkrebs.
Tipp: Hier eine Eselsbrücke: UV-A-Strahlen sind verantwortlich für HautAlterung. UV-B-Strahlen für SonnenBrand.
Bei Sonne nehmen die Zellen der Haut oder des Auges die UV-Strahlen auf. Bereits bei kleinen Mengen an Strahlen kann es zu Schädigungen kommen. In den Zellen gibt es daher bestimmte Systeme, die diese Schädigungen überwachen und reparieren. Sonnenbrände stellen allerdings eine starke Schädigung der Haut dar, die diese Systeme überfordert. Zusätzlich haben Länge, Häufigkeit und Intensität der UV-Bestrahlung einen Einfluss und können auch, ganz ohne je einen Sonnenbrand gehabt zu haben, die Reparatursysteme überlasten. Dann bleiben Zellschäden bestehen und es kommt zu vorzeitiger Hautalterung, Hautkrebs oder auch Erkrankungen des Auges wie beispielsweise Grauer Star (Linsentrübung).
Was bedeutet der UV-Index für den Sonnenschutz beim Segeln?
Der UV-Index ist ein von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegtes und weltweit gültiges Maß für die sonnenbrandwirksame Stärke der UV-Strahlen am Boden. Maßgebend ist der zu erwartende Tagesspitzenwert. Je höher der Wert, desto schneller kommt es bei ungeschützter Haut zu einem Sonnenbrand. Die Skala beginnt bei 1 und ist nach oben offen. In Deutschland liegen die Werte des UV-Index im Sommer in der Regel bei 8 bis 9, am Äquator hingegen über 12.
Der UV-Index lässt sich im Internet auf den Seiten des Deutschen Wetterdienstes (für Deutschland) und des Bundesamts für Strahlenschutz (weltweit) abrufen. Zusätzlich geben viele Wetterdienste inzwischen den UV-Index mit an.
Bedingt durch die bereits angesprochenen Reflexionen ist die Sonnenstrahlung auf See höher als an Land. Folglich ist der UV-Index auf dem Wasser beziehungsweise beim Segeln immer höher als der von den Instituten angegebene!
Zusätzlich zur Stärke der UV-Strahlung gibt der UV-Index eine Empfehlung zum Sonnenschutz. Ab einem UV-Index von 3 sind Sonnenschutzmaßnahmen empfohlen.
Welche Rolle spielt der Hauttyp beim Sonnenschutz an Bord?
Für einen guten Sonnenschutz beim Segeln ist es sinnvoll, den eigenen Hauttyp zu kennen. Dieser gibt einen Hinweis auf die Zeitspanne, in der ohne Schutzmaßnahme in der Sonne verweilt werden kann, bis eine sichtbare Hautrötung, der Sonnenbrand, entsteht.
Die Haut wird in sechs Hauttypen unterteilt. Der Hauttyp liefert einen Hinweis auf die UV-Verträglichkeit und die Eigenschutzzeit der Haut. Der Hauttyp I bis IV ist typisch für die europäische Bevölkerung, Hauttyp V für Menschen aus arabischen, asiatischen, indischen oder nordafrikanischen Ländern und der Hauttyp VI kommt in Zentralafrika und bei den Ureinwohnern Australiens vor. Je höher die Zahl ist, desto unempfindlicher reagiert die Haut auf Sonnenstrahlung.
Wichtig: Die Eigenschutzzeiten bis zum Sonnenbrand sind als Maximalwerte angegeben. Ein hoher UV-Index verringert die Zeitspanne. Außerdem können bestimme Medikamente oder familiäre Risikofaktoren die Gefahr für Hautschäden durch Sonne erhöhen. Eine Beratung und genaue Bestimmung des Hauttyps sollte daher idealerweise beim Hautarzt erfolgen. Ein standardisierter Fragebogen kann vorab bei der Einschätzung des eigenen Hauttyps unterstützen.
Achtung: Kinder, insbesondere europäischer Herkunft, haben grundsätzlich einen empfindlichen Hauttyp, da die Haut sehr dünn ist und noch nicht schnell und in ausreichender Menge einen Sonnenschutz aufbauen kann. Zudem besitzt die Haut von Kindern nicht die gleichen Reparaturmechanismen wie die Haut von Erwachsenen. Sonnenschutz, nicht nur beim Segeln, ist für Kinder also enorm wichtig.
Schützt die Haut sich selbst bei längerer Sonneneinwirkung?
Legt man die Hauttypen zugrunde, dann ist die Dauer, die eine Person ungeschützt in der Sonne verbringen kann, nicht besonders lang. Diese Zeitspanne kann sich jedoch etwas verlängern, weil die Haut auf die belastenden UV-Strahlen reagiert, um sich selbst zu schützen. Dazu bildet die Haut bei Sonneneinstrahlung Pigmente aus Melanin. Die Pigmente sind für die Braunfärbung verantwortlich und schützen die Zellen. Vereinfacht gesagt gilt: Je braungebrannter eine Person ist, desto besser ist sie geschützt.
Aber Achtung: Die Bräunung muss langsam erfolgen! Um ohne große Hautschädigung die Pigmente aufzubauen, benötigt die Haut wohldosierte Mengen an UV-B-Strahlen, mit der die Bräune langsam (!) über mindestens zwei bis drei Wochen entsteht. Und selbst dann ist das Risiko für Hauterkrankungen auf Dauer erhöht.
Wichtig: Ein schnelles Vorbräunen vor einem Törn mit den in Solarien genutzten UV-A-Strahlen fördert den Eigenschutz nicht.
Zusätzlich bildet die Haut über die Zeit eine sogenannte Hautschwiele, die nach bis zu siebenwöchiger UV-Einwirkung entsteht und den Selbstschutz der Haut leicht verbessert. Die Hautschwiele ist, ähnlich wie Hornhaut, eine Verdickung der Haut durch Belastung. Nach Beendigung der Sonnenbestrahlung nimmt die Hautschwiele wieder ab.
Was sagt der Lichtschutzfaktor (LSF) für den Sonnenschutz beim Segeln aus?
Da der Eigenschutz in der Regel nicht ausreichend vorhanden ist, benötigt man einen zusätzlichen Sonnenschutz beim Segeln. Ein Hauttyp II könnte sich sonst laut Tabelle nur bis zu 20 Minuten der Sonnenstrahlung aussetzen, bevor es zu einem Sonnenbrand kommt.
Die Stärke des Sonnenschutzes wird durch den Lichtschutzfaktor (LSF), den Sonnenschutzfaktor (SSF), den Sun Protection Factor (SPF) oder auch den Indice de Protection (IP) angegeben. Alle diese Bezeichnungen bedeuten das gleiche, sind international genormt und mindestens eine davon sollte auf dem Sonnenschutzmittel zu finden sein. Im weiteren Verlauf verwende ich stellvertretend nur noch die Angabe LSF.
Der Lichtschutzfaktor gibt Aufschluss darüber, wie viel UV-B-Strahlung vom Sonnenschutzmittel durchgelassen wird. LSF 25 lässt nur 1/25 der UV-B-Strahlen durch – das sind 4 Prozent. 96 Prozent der Strahlen werden absorbiert. LSF 50 hingegen lässt nur 1/50 der UV-B-Strahlen durch, was wiederum 2 Prozent sind. Hier werden also 98 Prozent der UV-B-Strahlen abgehalten. Auch wenn 2 Prozentpunkte Unterschied nicht nach viel klingen, bedeutete es doch, dass LSF 50 im Verhältnis zu LSF 25 nur halb so viel Strahlen durchlässt.
Welchen Einfluss hat der Lichtschutzfaktor (LSF) auf die Dauer des Sonnenschutzes beim Segeln?
Der Lichtschutzfaktor ist definiert als der Faktor, um den sich die maximale Einwirkzeit bis zum Sonnenbrand verlängert. Wenn beispielsweise der Hauttyp II in Abhängigkeit vom UV-Index ungeschützt 20 Minuten in der Sonne verweilen kann, dann erhöht der Lichtschutzfaktor 30 dies um den Faktor 30. Also von 20 Minuten auf 30 x 20 Minuten = 600 Minuten. Das würde einem 10-stündigen Sonnenbad entsprechend.
Da der Schutz des Sonnenschutzmittels nicht nur vom angegebenen Lichtschutzfaktor abhängt, ist die errechnete Zeit allerdings nicht die Zeit, die sinnvollerweise am Stück in der Sonne verbracht werden sollte – insbesondere auch, da es dann nach Definition bereits zu einem Sonnenbrand gekommen ist. Daher sollte die in der Sonne verbrachte Zeit nur bei höchstens 60 Prozent der angegebenen maximalen Einwirkzeit liegen. In diesem Beispiel also bei 360 Minuten beziehungsweise 6 Stunden. Steigt der UV-Index an und reduziert sich die Schutzfunktion der Sonnencreme aus anderen Gründen, dann verkürzt sich die Dauer nochmals deutlich.
Die einzelnen Lichtschutzfaktoren werden zur einfacheren Verdeutlichung des Schutzes zusätzlich in vier Kategorien eingeteilt, die häufig auch auf Sonnenschutzmitteln angeben werden.
Hinweis: Der angegebene Lichtschutzfaktor bezieht sich dabei ausschließlich auf UV-B-Strahlen. Die zunehmenden Erkenntnisse über Wirkungen von UV-Strahlen auf den Menschen haben aber inzwischen dazu geführt, dass die Europäische Union und die amerikanische Zulassungsbehörde FDA festgelegt haben, dass ein Sonnenschutzmittel nicht wie früher üblich, nur gegen UV-B-Strahlen, sondern auch zu mindestens einem Drittel des angegebenen Lichtschutzfaktors gegen UV-A-Strahlen schützen soll. Sonnenschutzmittel, die diese Vorgabe erfüllen werden, zeigen auf der Verpackung ein kreisförmiges UVA-Symbol.
Welche Menge an Sonnenschutzmittel ist für einen ausreichenden Sonnenschutz beim Segeln erforderlich?
Der Lichtschutzfaktor eines Sonnenschutzmittels auf der Haut wird nach einer international festgelegten Methode gemessen. Dazu werden 2 Milligramm Sonnenschutzmittel auf einen Quadratzentimeter Haut aufgetragen und festgestellt, um welchen Faktor sich die Zeit verlängert, bis es zu einem Sonnenbrand kommt.
Damit der angegebene Lichtschutzfaktor eines Sonnenschutzmittels erreicht wird, muss das Sonnenschutzmittel daher in ausreichender Menge aufgetragen werden. Wird diese Menge nicht erreicht, verringert sich der Lichtschutzfaktor deutlich. Bei Sonnencreme bedeutet dies, dass, um die gesamte Haut eines durchschnittlichen Erwachsenen mit dem auf der Packung angegebenen Lichtschutzfaktor zu schützen, etwa 40 Milliliter pro Anwendung notwendig sind. Das sind etwas mehr als drei gehäufte Esslöffel Sonnencreme – eine reelle Menge, die in den meisten Fällen nicht verwendet wird.
Mechanische Reize wie das Abrubbeln mit einem Handtuch, aber auch Wasserkontakt und Sonne führen dazu, dass sich der aufgetragene Sonnenschutz über die Dauer abnutzt. Um den Sonnenschutz aufrechtzuerhalten, ist daher ein Nachcremen notwendig.
Wichtig: Das Nachcremen ist ausschließlich für den Erhalt des Lichtschutzfaktors zuständig und führt nicht zur Verlängerung der maximalen Einwirkzeit. Möchte man die Dauer der Sonnenbestrahlung verlängern, gelingt dies nur durch eine rechtzeitige Erhöhung des Lichtschutzfaktors.
Die medizinische Empfehlung ist, alle zwei Stunden und/oder nach dem Baden nachzucremen. Werden die angegebenen 40 Milliliter pro Anwendung zugrunde gelegt und die empfohlenen Nachcreme-Intervalle für einen achtstündigen Sonnentag angenommen, werden für den Sonnenschutz des gesamten Körpers eines Erwachsenen pro Woche ungefähr 1.120 Milliliter Sonnencreme benötigt (40 Milliliter, 4x täglich, 7 Tage). Das entspräche bei einer durchschnittlichen Packungsgröße von Sonnenschutzmitteln circa sechs (!) Flaschen. Geht man realistisch davon aus, dass eher einmal täglich nachgecremt wird, würde zum minimalen Sonnenschutz pro Woche mindestens 560 Milliliter benötigt (40 Milliliter, 2x täglich, 7 Tage).
Da wir üblicherweise beim Segeln zumindest zu Teilen bekleidet sind und viele Segler durch ein Bimini für Schatten sorgen, reduziert sich die benötigte Menge nochmal etwas. Unter 200 Milliliter pro Woche sollte man aber in keinem Fall kalkulieren, was immer noch einer Flasche Sonnenschutzmittel pro Erwachsenen pro Woche entspricht. Beim Kauf des Sonnenschutzmittels gilt daher: Viel hilft viel.
Welche Qualitätsunterschiede gibt es bei Sonnenschutzmitteln für Segler?
Eine häufige Annahme ist, dass teure Sonnenschutzmittel aus der Apotheke besser wirken als die günstigen aus dem Drogeriemarkt. Das ist so pauschal nicht korrekt. Der standardisierte Lichtschutzfaktor und die Angabe, ob das Produkt auch vor UV-A-Strahlen schützt, muss auf jedem Sonnenschutzmittel angegeben werden, egal wie günstig oder teuer es ist.
Der Lichtschutz-Filter beim Sonnenschutzmittel
Entscheidend für die Anwendbarkeit und die Verträglichkeit des Sonnenschutzmittels ist vor allem die Art des verwendeten Lichtschutz-Filters. Unterschieden wird zwischen mineralischen und chemischen Filtern.
Mineralische Filter, auch physikalische Filter genannt, bestehen aus kleinen Partikeln, meist auf Basis von Zinkoxid oder Titandioxid, die auf der Haut UV-Strahlen reflektieren und so die Haut schützen. Sie zerfallen nicht in der Sonne, dringen nicht in die Haut ein, haben keinen Einfluss auf den Stoffwechsel des Körpers und eine zu vernachlässigende Allergieneigung. Aufgrund der guten Verträglichkeit sind mineralische Filter häufig in Sonnenschutzmitteln für Kinder sowie in Naturkosmetik vorhanden. Der Nachteil liegt in der Anwendbarkeit. Sonnenschutz mit mineralischem Filter lässt sich schlecht verteilen und bildet einen weißlichen Schleier auf der Haut. Jeder, der versucht hat, seine Kinder mit klassischer Kinder-Sonnencreme einzucremen, kennt das Phänomen.
Abhilfe sollen Partikel in Nanogröße schaffen – sozusagen ein fein gemahlener mineralischer Filter. Durch die geringe Größe der Partikel lässt sich die Sonnencreme deutlich besser auftragen. Allerdings werden Einflüsse auf die Umwelt angenommen, daher müssen Sonnencremes mit Nano-Partikeln aus Umweltschutzgründen gekennzeichnet werden.
Chemische Filter, auch organische Filter genannt, wandeln die UV-Strahlen in der Haut in eine energieärmere und ungefährlichere Wärmestrahlung um. Um ausreichend zu wirken, sind meist mehrere Filter in einem Sonnenschutzmittel enthalten. Je höher der Lichtschutzfaktor, desto mehr Filter oder entsprechend starke Filter sind notwendig.
Chemische Filter dringen in die Haut ein und haben ein etwas höheres allergisches Potential. In der Europäischen Union sind nur getestete und nach aktueller Erkenntnis gesundheitlich als unbedenklich eingestufte Filter erlaubt. Allerdings gibt es immer wieder Diskussionen über die Verträglichkeit bestimmter Filter für Mensch und Umwelt. Sofern möglich kann hier eine Reduktion des Lichtschutzfaktors von beispielsweise 50 auf 25 helfen.
Die Wasserfestigkeit beim Sonnenschutzmittel
Zur Festlegung, ob ein Sonnenschutzprodukt als wasserfest gilt oder nicht, werden standardisierte Tests nach den sogenannten COLIPA-Kriterien durchgeführt. Hierzu wird die Schutzleistung nach zweimal 20 Minuten dauerhaftem Wasserkontakt in einem Whirlpool mit einer dazwischenliegenden 15-minütigen Trockenphase gemessen. Damit ein Produkt die Bezeichnung „wasserfest“ tragen darf, muss nach dem Test noch mindestens die Hälfte der ursprünglichen Schutzleistung vorhanden sein. Für die Bezeichnung „sehr wasserfest“ muss dieser Wert auch nach viermal 20 Minuten Wasserkontakt erreicht werden. Das bedeutet aber auch, dass selbst bei Produkten mit der Kennzeichnung „sehr wasserfest“ nach dem Schwimmen der Schutz deutlich reduziert ist. Wird zum Abtrocknen ein Handtuch benutzt, dann verringert sich der Schutz nochmal erheblich. Daher gilt: Um den Sonnenschutz aufrechtzuerhalten, ist auch bei wasserfester Sonnencreme ein erneutes Eincremen nach dem Sprung ins kühle Nass erforderlich.
Die Haltbarkeit beim Sonnenschutzmittel
Wie lange ein Sonnenschutzmittel sicher benutzt werden kann, ist meist auf dem Produkt aufgeführt. In der Regel finden sich zwei Angaben: Das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Wirkdauer nach Öffnung. Das Mindesthaltbarkeitsdatum bezieht sich die maximale Haltbarkeit des Sonnenschutzmittels bei kühler Lagerung.
Die Wirkdauer nach Öffnung wird mit einem sogenannten Tiegel-Symbol angegeben, in dem Bezeichnungen wie 6M oder 12M stehen. Sie besagen, dass der Hersteller nach Öffnen des Produkts für 6 beziehungsweise 12 Monate eine vollständige Wirksamkeit garantiert. Der Schutz ist nach dem Zeitraum dann nicht weg, aber entspricht gegebenenfalls nicht mehr dem genannten Lichtschutzfaktor.
Welche Symbole gibt es auf Sonnenschutzmitteln?
In der Tabelle sind die gängigsten Symbole, Bezeichnungen und Abkürzungen auf Sonnenschutzmitteln zusammengefasst.
Welchen Einfluss auf die Meere hat der Sonnenschutz beim Segeln?
Bestimmte Inhaltsstoffe in Sonnenschutzmitteln stehen in der Kritik, einen negativen Einfluss auf die Meere und insbesondere Korallenriffe zu haben. Allen voran die Stoffe Octinoxat und Oxybenzon. Einige Staaten, wie beispielsweise Palau oder der US-Bundesstaat Hawaii, haben daher für Sonnenschutzmittel mit diesen Inhaltsstoffen Verbote erlassen. In Deutschland wird Oxybenzon nur noch stark eingeschränkt für Sonnenschutzmittel verwendet.
Viele Firmen werben inzwischen mit Slogans wie „ocean-friendly“, „reef-friendly“ oder „mit Rücksicht auf den Ozean“. Entsprechende Logos auf den Produkten geben einen Hinweis darauf. Wer genauer wissen möchte, ob das eigene Sonnenschutzmittel mit an Bord sollte, liest das Kleingedruckte auf der Packung oder nutzt Apps wie CodeCheck, die die Inhaltsstoffe des gescannten Produktes listen.
Welchen zusätzlichen Sonnenschutz beim Segeln gibt es?
Vermeidung von Sonnenstrahlung
Sonnenschutz durch Eincremen ist eine bedeutende Maßnahme beim Segeln, allerdings steht diese erst an dritter Stelle der Empfehlungen in der medizinischen S3-Leitlinie „Prävention von Hautkrebs“. Vorher sind als wichtigste einzuhaltenden Punkte die Vermeidung starker Sonnenstrahlung und das Tragen geeigneter Kleidung aufgeführt. In der Leitlinie steht dazu: „Bei mittlerer und hoher UV-Bestrahlungsstärke (UV-Index 3-7) soll in der Mittagszeit Schatten aufgesucht werden und bei sehr hoher UV-Bestrahlungsstärke (UV-Index 8 und höher) ein Aufenthalt im Freien während der Mittagszeit möglichst vermieden werden oder, wenn dies nicht möglich ist, unbedingt Schatten gesucht werden.“ Lässt sich ein Aufenthalt in der Sonne nicht verhindern, „sollte man sich durch geeignete Kleidung und Kopfbedeckung sowie Sonnenbrille schützen.“ Auf jeden Fall gilt es, einen Sonnenbrand zu vermeiden. Das ist auch mit ein Grund, warum so viele Blauwassersegler ein Bimini über dem Cockpit als Sonnenschutz installiert haben.
Bekleidung mit UV-Schutz
Bekleidung bietet den besten Sonnenschutz beim Segeln, wobei auf die passenden Textilien geachtet werden sollte. Baumwolle schützt weniger gut als Viskose oder Polyester. Enge und helle Bekleidung weniger gut als dunkle und weite. Und dünne Kleidungsstücke sind strahlendurchlässiger als solche aus dichten Stoffen.
Viele Bekleidungshersteller, nicht nur im Segelbereich, bieten inzwischen Kleidung und Sonnenhüte mit UV-Schutz an. Um die Schutzwirkung eines Kleidungsstücks zu beschreiben, wurde der UV-Schutzfaktor „Ultraviolet Protection Factor“ (UPF) eingeführt. Der UPF gibt, vergleichbar mit dem Lichtschutzfaktor eines Sonnenschutzmittels, an, wie viel länger sich der Träger des Kleidungsstücks in der Sonne aufhalten kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Basis für die Berechnung mit dem UPF ist wie beim Lichtschutzfaktor der Hauttyp. Der Träger eines Kleidungsstücks mit einem UPF von 60 kann also 60-mal länger in der Sonne bleiben als ohne diese Bekleidung, bevor es zu einem Sonnenbrand kommt. Wichtig: Das gilt natürlich nur für die mit der Kleidung bedeckte Haut. Alle nicht geschützten Stellen bedürfen eines Sonnenschutzmittels.
Relevant ist neben der Zahlenangabe des UPFs auch, dass dieser nach einem der folgenden drei Standards ermittelt wurde.
- Australisch-Neuseeländischen Standard (AS/NZS 4399:1996),
- Europäischen Standard (EN 13758-1) oder
- UV-Standard 801.
Idealerweise wurde vom Bekleidungshersteller der UV-Standard 801 zugrunde gelegt. Beim UV-Standard 801 werden die Messungen im Gegensatz zu den anderen beiden Standards auch am nassen, gedehnten Stoff durchführt und damit ungünstige Tragebedingungen simuliert. Diese Messmethode wird auch von der „Internationalen Prüfgemeinschaft für angewandten UV-Schutz“ für alle Arten von Bekleidung empfohlen.
Sonnenbrillen
Da nicht nur die Haut durch UV-Strahlen geschädigt wird, sondern auch die Augen, ist das Tragen einer geeigneten Sonnenbrille ratsam. Zugegebenermaßen sind Segler im Sommer selten ohne Sonnenbrille anzutreffen, allerdings sollte die Qualität der Brille stimmen. Dunkle Gläser bedeuten nicht unbedingt einen besseren Schutz. Bei qualitativ schlechten, aber dunklen Gläsern ist das Risiko sogar erhöht, weil die Pupillen weiter geöffnet sind und mehr UV-Strahlen in das Innere des Auges gelangen. Daher ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Gläser der Sonnenbrille UV-A- und UV-B-Strahlen abhalten.
Neben der Resistenz gegen UV-Strahlen sollte die Brille gut abdeckend sitzen, damit möglichst wenig Streustrahlung das Auge erreicht. Auch hier gilt: Eine fachkundige Beratung durch einen Optiker oder in einem Sportgeschäft ist sinnvoll.
Tipp: Der Beitrag Praktische Aufbewahrung von Brillen an Bord zeigt eine Möglichkeit, die Sonnenbrille griffbereit und sicher an Bord zu lagern.
Fazit
Der Sonnenschutz beim Segeln ist von enormer Wichtigkeit, da die Sonnenwirkung auf dem Wasser stärker als an Land ist. Ein hochwertiger Schutz beugt Hautkrebs und Augenschäden vor. Daher gilt es, viel Sonnenstrahlung zu vermeiden, sich ausreichend zu bekleiden (gegebenenfalls mit UPF) und großzügig und wiederholt einzucremen. Nicht zu unterschätzen ist auch die Schutzwirkung durch qualitativ hochwertige Sonnenbrillen mit UV-Schutz und gutem Sitz.
Mit anderen Worten: Jeder noch so kleine Sonnenschutz ist besser als kein Sonnenschutz, aber je umfangreicher der Schutz ist, desto kleiner ist das Risiko gesundheitlicher Folgeschäden. Dabei spielt insbesondere auch die Wahl des Sonnenschutzmittels eine gewichtige Rolle und es sollte von entsprechender Qualität sein. Zu beachten sind vor allem der Lichtschutzfaktor und der Schutz gegen UV-A- und UV-B-Strahlen. Und ist das Mittel obendrein noch umweltfreundlich, haben wir nicht nur uns geschützt, sondern auch das Meer um unser Schiff herum.