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Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.
Winschen sind ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand
Die Winschen sind ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand an Bord einer Segelyacht und sie müssen von Zeit zu Zeit gewartet werden. Das Intervall ist abhängig von der Beanspruchung und dem Revier. Ich gucke bei uns an Bord einmal pro Saison unter das Winsch-Gehäuse (das ist schnell geöffnet) und wenn das Fett schwarz ist oder Dreck vorhanden ist, folgt eine Wartung.
Bei der Wartung passiert eigentlich gar nicht viel. Die Winsch wird auseinandergenommen, alle Teile gereinigt und neue Federn/Sperrklinken eingesetzt. Damit das so reibungslos gelingt, wie es hier klingt, habe ich die folgende bildreiche Anleitung erstellt. Viel Spaß damit.
Die Wartung der Winsch
Als erstes muss die Winsch geöffnet werden. Jede Winsch ist ein bisschen anders, das Prinzip ist aber immer das gleiche. Man nimmt sie von oben nach unten auseinander. Dabei sollte man sich die Reihenfolge merken oder gegebenenfalls Fotos machen. Dazu gehört auch, sich bei selbstholenden Winschen die Position des Einfädlers zu merken. In diesem Beispiel wird eine Winsch von Lewmar vom Typ ST46 gewartet.
Bei unseren Lewmar ST Winschen wird der Deckel mit der Hand abgeschraubt.
Nun liegt die Platte mit dem Einfädler frei und kann nach oben abgenommen werden.
Nun wird die Trommel abgezogen – das geht recht leicht.
Die Lagerringe können abgenommen werden.
Als nächstes werden die beiden Fixierungen für den Einfädler vom Selbstholer entfernt. Sie halten allerdings nicht nur den Einfädler der Winsch in Position, sondern auch die Welle. Bei der Beispielwinsch hier sind es zwei Stück.
Die Welle wird herausgezogen.
Dann werden die Bolzen/Achsen der Zahnräder mit einem Schraubenzieher vorsichtig angehoben und herausgezogen. Danach kann man die Zahnräder seitlich aus der Winsch holen.
Achtung: Die Zahnradmechanik besteht aus vielen verschiedenen Teilen. Ich würde sie als Ganzes rausholen, um nicht zu riskieren, dass die Sperrklinken samt Federn herausfallen und im Selbstlenzer verschwinden.
Nun ist die Winsch nackt und kann gereinigt werden. Manche Segler verwenden hierfür Waschbenzin oder legen die Teile in Diesel. Ich reinige sie seit Jahrzehnten immer nur mit Küchenkrepp und konnte bisher nicht feststellen, dass das irgendeinen Unterschied macht – außer, dass man sich die Sauerei mit dem Diesel spart. An hartnäckigen Stellen setze ich ein Multi-Spray ein.
Es beginnt der mühsame Teil. Die Einzelteile werden gereinigt.
Die Doppelzahnräder sollten vorsichtig auseinandergenommen werden, zumindest bei diesem Modell sitzen in ihnen die Sperrklinken samt Federn. Sie sind verantwortlich für das Klicken bei der Winsch. Sie sind im Prinzip eines der wichtigsten Bauteile der Winsch, da diese ohne sie nicht funktionieren würde. Schließlich sorgen sie dafür, dass die Winsch nur in eine Richtung dreht.
Hinweis: Die Federn sind winzig und man kann sie leicht verlieren. Sie sollten von Zeit zu Zeit getauscht werden – ebenso der Sperrklinken.
Das Wiedereinsetzen der Sperrklinken gelingt, indem die Feder in die Klinke gelegt wird und mit zusammengeklappter Feder in die Lücke geschoben wird.
Nachdem alles gereinigt wurde, werden die Teile in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammengesetzt und dabei mit Winschenfett gefettet. Inwieweit dabei auch die Sperrklinken gefettet werden, bietet Diskussionsstoff. Die Meinungen gehen hier etwas auseinander. Einige sagen, man darf sie nicht fetten, andere sagen, man soll sie fetten. Ich habe sie bisher immer leicht gefettet und hatte damit nie Probleme. Zum Fetten kann man sich gut Einmalhandschuhe anziehen.
Vor dem Zusammenbau noch eben mit einem Q-Tipp die Löcher reinigen, in denen die Bolzen/Achsen laufen, damit sie ganz eingeschoben werden können und altes Fett nicht den Platz versperrt.
Beim Einsetzen der Fixierung für die Welle muss die Welle ein wenig angehoben werden, damit die Fixierung ganz in der Rille landet.
Die Gummidichtung des Deckels würde ich ganz leicht fetten, damit die Winsch vor Gischt und anderen Seewassereinflüssen gut geschützt ist. Am Ende wird die Winsch mit der Winschkurbel ein wenig gedreht, damit sich das Fett gut verteilt. Bei Zweigangwischen muss in beide Richtungen gedreht werden.
Kurzum: Eine Winsch zu warten ist kein Hexenwerk. Und solange am Ende nicht irgendwelche Teile über sind, sollte das dann passen.
Das ist sehr anschaulich gemacht, gutes Fotomaterial. Vielleicht noch klarer die Hinweise das Teak abgedeckt sein sollte, Fettflecken sind hartnäckig, Lenzer halt zumachen dann verschwindet auch nichts.
Grüße von der TRULLA