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Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).
Mallorca hat viele Gesichter – die schönsten erreicht man mit der Segelyacht
Ginster wuchert. Der Duft von Rosmarin wabert durch die sommerwarme Luft. Im glasklaren Wasser spiegeln sich die wenigen knorrigen Kiefern wider, die ihre Wurzeln in den kargen Boden krallen. Ein holpriger Pfad windet sich durch Gestrüpp, führt steil hinauf, bis er sich irgendwo hoch oben zwischen den kargen Felsen verliert. Silbermöwen und Sturmtaucher kreisen über der Bucht, hin und wieder auch ein Eleonorenfalke. Keine Autos weit und breit, keine Häuser, nur Ruhe und Stille.
Mallorca? Ja, fast zumindest. Denn das kleine, stille Inselchen Sa Dragonera im Südwesten Mallorcas gehört zur Insel wie alle übrigen Gesichter auch. Wie die schöne Hauptstadt und der wilde Nordwesten. Wie die sanfte Ostküste und der facettenreiche Norden. „Zu Mallorca hatte ich bis heute nicht viel mehr im Sinn als den Ballermann“, sagt Jan aus Bayern, der noch nie zuvor auf der Insel war. Jetzt steht er auf dem höchsten Gipfel von Sa Dragonera, lehnt an den Mauerresten des verfallenen Leuchtturms und schwärmt für das kleine Eiland, das ein Naturpark ist.
Jans Blick wandert über die senkrecht in die Tiefe stürzenden Felsen hinweg in die Ferne, wo sich das Tramuntana-Gebirge in den milchigen Himmel erhebt. „Da hinten“, sagt er, und zeigt auf die schroffe Küste, „da soll es noch mehr Plätze wie diesen geben.“ Wir werden es herausfinden, denn das Ziel des Törns ist die Umrundung Mallorcas.
Eine Inselumrundung garantiert die meiste Abwechslung
Rückblick. Vor zwei Tagen haben wir mit unserer Charteryacht in Palma de Mallorca abgelegt, in der quirligen Inselmetropole, die die Heimat der Hälfte aller Mallorquiner und des Großteils der Charterunternehmen ist. Sechs verschiedene Marinas mit mehr als 2.000 Liegeplätzen bieten den Motor- und Segelyachten Platz.
Der Hafen von Palma de Mallorca hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt, ist gewachsen und gewachsen. „Früher konnten dort drüben an der öffentlichen Pier noch die Fahrtensegler preisgünstig festmachen“, erinnert sich der Stützpunktleiter unseres Charterunternehmens bei der Schiffsübergabe und zeigt auf die Uferstraße Paseo Maritimo gegenüber. „Heute liegen dort die Megayachten der Superreichen.”
Die Gegensätze der Insel sind groß, hier kann jeder sein Glück finden.
Von Palma bis nach Sa Dragonera sind es weniger als 25 Seemeilen, der Streckenabschnitt gilt als das Naherholungsgebiet der Hauptstadt. Hinter jeder Felsnase finden sich Strände und Buchten, die Cala Portals Vells zum Beispiel, eine weite Bucht mit feinsandigen Nischen, in der Schiffe jeder Art und Größe an ihren Ankerketten ruckeln.
Port Andratx liegt dort auch, ein Hafenort mit Gegensätzen. Das von steilen Hängen umgebene ehemalige Fischernest hat sich zur teuersten Immobilienregion der Insel gemausert. Mercedes Cabriolets und Graumelierte in Armani-Anzügen gehören in Port Andratx ebenso zum Ortsbild wie rostige Fischerboote und Matrosen, die am Nachmittag ihren Fang in Kühllaster hieven.
Rund Mallorca. Rechts- oder linksherum?
Spätestens hier steht die Entscheidung, ob die Insel rechts- oder linksherum umrundet werden soll, erneut auf dem Prüfstand. Denn voraus liegt die offene, ungeschützte und steil ins Meer stürzende Nordwestküste Mallorcas, die auf ihren 45 Seemeilen nur einen wirklichen Schutzhafen hat, Port de Sóller. Die Vorhersage verspricht umlaufende Winde, später Süd bis Südost, zwei bis drei. „Keine Frage“, sage ich zur vierköpfigen Crew, „besser können die Bedingungen für eine Erkundung dieser einsamen Nordwestküste nicht sein.“
Am dritten Morgen verlassen wir mit unserer Charteryacht den Ankerplatz Cala Lladó auf Sa Dragonera und passieren die fischreiche Meerenge zwischen dem Inselchen und Mallorca. An Steuerbord zieht Mallorcas wilder Westen vorüber, Mitsegler Jan wird diese Küste später einmal mit Irland vergleichen, „so grün, so wild, so einsam habe ich mir Mallorca nicht vorgestellt.“ Hin und wieder kleben Dörfer zwischen dem spärlichen Grün und einsame Buchten verstecken sich hinter schroffen Felsnasen. „Man könnte hier ja Tage verbringen“, meint Jan, während er das englische Seehandbuch Islas Baleares studiert, „so viele Ankerplätze hätte ich hier nicht erwartet.“
Die stille Nordwestküste Mallorcas kennen die wenigsten
Banyalbufar beispielsweise, dieses von terrassierten Hängen umgebene Bergdorf oberhalb der steilen Klippen, das früher für seinen „Malvasía-Wein“ bekannt war. Und Port de Valdemossa, sechs Kilometer vom berühmten gleichnamigen Bergdorf entfernt gelegen, wo eine Handvoll Häuser und ein paar Restaurants zum Zwischenstopp einladen. Oder der Ankerplatz hinter der Halbinsel Sa Foradada, hinter der schon die NIXE, die alte Dampfyacht des exzentrischen Erzherzogs von Österreich, Ludwig Salvator, Schutz gesucht hat. Bereits auf den ersten 20 Seemeilen bis nach Sóller finden sich fast ein Dutzend selten besuchte und abgeschiedene Ankerplätze.
Port de Sóller
Der einzige Schutzhafen dieser einsamen Nordwestküste ist Port de Sóller, ein Muss jeder Inselumrundung. Die kreisrunde Hafenbucht ist fast komplett von schützenden Felswänden umgeben, hinter denen eine Marina, eine öffentliche Steganlage, Muringbojen und reichlich freier Ankerraum sichere Liegeplätze versprechen. Jetzt am Abend taucht die untergehende Sonne die weite Hafenbucht, den schönen Sandstrand und die kilometerlange Promenade in mildes Licht. Eine orangefarbene historische Straßenbahn rattert über holprige Schienen, die Touristenattraktion des Ortes fährt an Zitronen- und Orangenplantagen vorbei bis zum gleichnamigen Bergdorf Sóller. Wer im Hafenort bleibt, findet Platz auf den Terrassen der vielen Bars und Restaurants, hört den Straßenmusikern zu oder kauft Schmuck und Souvenirs an den Ständen der Kunsthandwerker.
Cap de Formentor
Der Kurs unserer Segelyacht führt weiter Richtung Nordspitze der Insel, wo sich das Cap de Formentor rund 300 Meter hoch aus dem Meer erhebt. Auch hier, nur einen Steinwurf von den touristischen Zentren Port de Pollenca und Port d’Alcudia entfernt, finden sich wieder stille und einsame Buchten. Die wilde, unbebaute Cala Figuera zum Beispiel, in der wir als einziges Segelboot vor Anker liegen. An Land treffen wir nur eine Handvoll Individualtouristen, die über einen schmalen Pfad zum kleinen Kiesstrand der Bucht gewandert sind. Nach einem Bad im glasklaren Meer schüttelt Mitsegler Jan den Kopf: „Langsam zweifele ich an Mallorcas Image, an den Bildern von Ballermann und Massentourismus. Tolle Idee, auf Mallorca ein Boot zu mieten!“
Mallorca hat viele Gesichter
Doch auf der anderen Seite der Insel zeigt Mallorca ein neues Gesicht. In den Buchten von Alcudia, Pollenca oder Cala Ratjada reiht sich ein Hotel an das andere, irgendwo müssen die vielen Millionen Touristen pro Jahr ja bleiben. Was nicht bedeutet, dass man in diesen Hafenorten nicht auch schöne Urlaubserlebnisse hat. Beim Baden an feinsandigen Stränden, beim Besuch der alten und gleichnamigen Bergdörfer oder beim Feiern in einigen der bekanntesten Clubs der Insel.
Mallorcas Südostküste – Hafenorte und Buchten an der Perlenschnur
Im Uhrzeigersinn geht es weiter Richtung Südostküste, hier folgen Orte, Fischerhäfen und Buchten mit Namen wie Porto Cristo, Portocolom, Cala Domingos, Cala Mitjana und Cala Figuera. An diesem Küstenabschnitt hat der Segler die Qual der Wahl. „Die meisten unserer Chartergäste bevorzugen diesen Küstenabschnitt wegen der vielen sandigen Buchten und der guten Hafeninfrastruktur“, hatte uns der Stützpunktleiter unserer Charterfirma erzählt. Tatsächlich finden auch wir traumhafte Nischen zwischen dem Fels, in der Cala Mitjana liegt unsere Segelyacht vor einem Privatgrundstück idyllisch neben einem winzigen Strand. Ein Platz, der von Land aus kaum zu finden und damit den Bootsbesuchern vorbehalten ist.
Port de Cala Figuera
Leichter Nordwind schiebt unsere Charteryacht langsam weiter Richtung Süden, im Kielwasser verschwimmt Badebucht um Badebucht, dann erreichen wir unter Segeln die Cala Figuera. Das Dorf trägt den gleichen Namen wie die Ankerbucht am Cap de Formentor, ist aber ganz anders.
In dem bekannten Fischerdorf liegen die Bootsgaragen direkt am Wasser der zweigeteilten Bucht. Die kleine öffentliche Hafenpier hat Platz für acht, neun Yachten, dahinter machen jeden Tag die Fischkutter fest und entladen ihren Fang.
Möwen kreischen, Fischkisten scheppern, zusammen mit Dutzenden Touristen beobachten wir die einheimischen Kutterbesatzungen beim Sortieren des Fangs. „Ich gehe mal rüber zum Kühlhaus“, sagt Jan und kommt fünf Minuten später mit fünf fangfrischen Doraden für das Abendessen zurück.
Die Insel Cabrera – Nationalpark und Sehnsuchtsort
Am Südzipfel der Insel tauchen in der Entfernung am Horizont Silhouetten auf, der Inselarchipel rund um die Insel Cabrera ist heute ein Nationalpark. Früher nutzten Piraten die Inselgruppe als Schlupfwinkel, heute sind es Delphine, Schildkröten und Wale. „Dürfen die Inseln angelaufen werden?“, möchte Jan wissen und zeigt auf die nur sieben Seemeilen entfernte Silhouette. „Kein Problem für alle, die sich wie wir vor Törnbeginn eine Genehmigung geholt haben“, erkläre ich.
Unter Segeln gleiten wir in die tief eingeschnittene Hafenbucht, in der 50 Muringbojen zum Festmachen ausliegen, die Hafenpier ist den wenigen Fischer- und Behördenbooten vorbehalten. Mit dem Bootshaken bekommen wir eine Festmacherleine an der vorbestellten Muringboje fest, mit dem Schlauchboot geht es rüber zum winzigen Hafen. Hier gibt es gerade mal ein Dutzend Häuser und eine Hafenbar. „Wie herrlich ruhig das hier wieder ist“, findet Jan beim Spaziergang zu den Überresten der alten Festungsanlage, die über der Bucht thront.
Es Trenc – eine Strandbucht zum Niederknien
Auf dem Weg zurück zur Ausgangsbasis in Mallorcas Hauptstadt Palma zeigt die Insel abermals neue Gesichter. Zunächst der meilenweite und unbebaute Strand von Es Trenc, der mit seinem feinsandigen Strand und dem türkisfarbenen Wasser davor Karibikflair versprüht. Ankerplatz gibt es hier reichlich, nur vor den kleinen Strandbars, auch Chiringuitos genannt, sammelt sich ein Pulk von Motor- und Segelbooten. Der Anker plumpst in vier Meter flaches Wasser und bohrt sich langsam in den weichen Sand. Dann springen wir in die kristallklaren Fluten, schwimmen zum Strand, spielen Fußball und Beachball und genießen am Abend unter sternenklarem Himmel Pasta mit Meeresfrüchten im Cockpit. „Hier könnte ich Tage verbringen“, sagt Jan.
El Arenal – Epizentrum des Massentourismus
Zwischen El Arenal und Palma offenbart die Insel dann ihr massentouristisches Gesicht, der sieben Seemeilen lange Küstenabschnitt ist durchgängig bebaut. Volle Strände, günstige Unterkünfte und deutsche Bierlokale gehören hier genauso zum Bild wie die 15 Strandlokale, Balneario genannt. Nummer 6 wurde unter dem Namen Ballermann weltbekannt, heute ist das Eimersaufen hier verboten und die Umbenennung auf Beach Club Six soll das alte Image vergessen machen. Der Hafen des Ortes ist mit seinem gepflegten Swimmingpool dagegen fast schon eine Oase der Ruhe.
Fazit Mallorca: eine Insel mit vielen Gesichtern
Mallorca ist und bleibt eine Insel mit vielen Facetten. Die Party-Segeltour ist hier genauso möglich wie der Natur-Chartertörn in abgelegenen Buchten. Und dazwischen finden sich geschichtsträchtige Hafenorte genauso wie moderne Marinaanlagen. Mallorca ist eine Insel für jeden Segel-Geschmack, hier findet jeder sein Glück. Immer ändert sich das Erscheinungsbild, wer die 160 Seemeilen einer Inselumrundung absegelt, bekommt alle Gesichter zu sehen. „Dass es so viele ruhige und stille Seiten auf der Insel gibt, hatte ich nicht gewusst“, sagt Mallorca-Neuling Jan bei der Ansteuerung von Palma. Der Inselvirus hat ihn sichtlich infiziert, „wir mussten viel zu viel auslassen“, sagt er beim Festmachen, „komm, wir chartern eine Woche länger und fahren einfach noch einmal rum!“
Yachtcharter auf Mallorca mit SamBoat
Die Hauptstadt Palma de Mallorca ist das Zentrum des Yachttourismus, die meisten Charteranbieter haben hier oder in den nahen Häfen entlang der Bucht von Palma ihre Basis. Der Flughafen ist damit nur wenige Kilometer zu den Ausgangsbasen entfernt. Vor Ort sind internationale Flottenbetreiber genauso vertreten wie viele kleinere Firmen. Die Vielfalt des Angebots, der Standard und der Service gelten in Mallorca als sehr gut. Die einzelnen Charter-Stützpunkte in Palma selbst sind über die weite Hafenbucht verteilt, den kürzesten Weg zur Altstadt hat man von der La Lonja Marina.
Für eine deutschsprachige Beratung und die zuverlässige Buchung von Charteryachten bewährter Anbieter für einen Törn ab Mallorca kann dir die Charteragentur SamBoat behilflich sein. Mit mehr als 50.000 Booten in mehr als 76 Ländern ist SamBoat das weltweit führende Online-Portal für Bootsverleih & Yachtcharter – mit oder ohne Skipper.