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Jonathan besegelte zusammen mit seiner Frau Claudia von 2013 bis 2019 die Welt. Sie ließen 25.000 Seemeilen im Kielwasser und befuhren ganze drei Jahre lang ihr Traumrevier: den Pazifik. Neben der klassischen Barfußroute besuchten sie vor allem auch abgelegenere Ziele wie die Osterinsel, die Tuamotus, Kiribati, Tuvalu und die Marshallinseln. 2023 veröffentlichten sie das Buch über ihre Reise „Sieben Farben Blau“. Jonathan arbeitet als Journalist rund um das Thema Segeln und Reisen und ist Referent und Organisator verschiedener Seminare und Vorträge. Seit 2020 ist Jonathan Mitglied der BLAUWASSER.DE-Redaktion.
SailProof macht Android-Tablets seefit
Tablets sind unter Seglern beliebt und haben an Bord mancherorts bereits den Kartenplotter ersetzt. Sie sind meist günstiger in der Anschaffung und funktionieren wie das gewohnte Smartphone. Somit ist keine langwierige Einarbeitung in eine ungewohnte Benutzeroberfläche nötig. Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Tablet nicht fest verbaut ist und jederzeit dort verfügbar ist, wo es gerade gebraucht wird – sei es über oder unter Deck oder für die Törnplanung an Land.
Tablets können zudem weitaus mehr als ein Plotter: Sie sind offen für zahlreiche Apps für die Navigation und das Wetter sowie für die Unterhaltung mit E-Books, Filmen, Fotos oder Spielen. All das hat mich bereits vor etwas mehr als zehn Jahren, zum Start unserer Blauwasserreise, dazu bewogen, auf einen Kartenplotter zu verzichten und stattdessen mit einem Tablet zu navigieren.

Rückblickend lässt sich sagen: Technisch hat uns das Tablet ohne Probleme um die Welt navigiert. Nachteilig war die Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit und mechanischen Belastungen. In sieben Jahren ist trotz robuster Schutzhülle zweimal das Display gebrochen, einmal musste wegen Korrosion der Stromanschluss getauscht werden und etliche USB-Stromkabel versagten ihren Dienst. Zudem waren die Bedienung bei Feuchtigkeit auf dem Display sowie die Lesbarkeit bei Sonneneinstrahlung eine Herausforderung.

Genau hier setzt das Unternehmen SailProof an. Die Android-Tablets wurden speziell von Seglern für Segler entwickelt, um den rauen Bedingungen auf See, einschließlich Salzwasser, Feuchtigkeit, extremen Temperaturen und intensiver Beanspruchung, standzuhalten. Das Unternehmen verspricht ein Tablet, das nicht nur extrem robust ist, sondern dessen Display sich auch mit feuchten Händen zuverlässig bedienen lässt und bei Sonneneinstrahlung gut lesbar ist. Hinzu kommen ein integriertes GPS, langlebige Akkus und verschiedene Anschlussmöglichkeiten. Das war für mich Grund genug, das Tablet ausführlich an Bord zu testen. Ich habe es mit auf einen längeren Törn genommen und verschiedenen Belastungen ausgesetzt, die es gut bestanden hat. Diese Erfahrungen möchte ich nun im Detail vorstellen.

SailProof Android-Tablets im Überblick
Die Tablets von SailProof sind mit dem aktuellen Android-Betriebssystem ausgestattet. Sie sind mit Displaygrößen von acht und zehn Zoll sowie einer Acht-Kern-CPU mit bis zu 2,4 Gigahertz, einem Arbeitsspeicher von bis zu 8 Gigabyte und einem Festplattenspeicher von bis zu 128 Gigabyte erhältlich. Drahtlose Verbindungen sind über WLAN, Bluetooth und Mobilfunknetze mit 4G oder 5G möglich. Auf der Rückseite befindet sich eine 13-Megapixel-Kamera und auf der Vorderseite eine mit 5 Megapixel. Damit ist das Tablet auch zum Fotografieren und Chatten geeignet.

Bis dahin unterscheiden sie sich nur wenig von einem Standard-Android-Tablet. Das Besondere liegt eher im Äußeren. Die Tablets sind IP67-zertifiziert und somit vollständig wasserdicht. Das Displayglas ist robust und mit Antireflexionstechnologie ausgestattet. Dadurch ist es nicht nur unempfindlich gegen Stöße und andere mechanische Belastungen, sondern auch bei Sonnenlicht und mit polarisierenden Sonnenbrillen gut lesbar.
Darüber hinaus erlaubt die von SailProof verwendete Display-Technologie die Bedienung bei Nässe und mit Handschuhen. Der Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 9.800 Milliamperestunden ist gut dimensioniert und der GPS-Chip verspricht eine Genauigkeit von weniger als einem Meter. Hinzu kommen eine stoßfeste Hülle und verschiedene Anschlussmöglichkeiten zum Laden und Steuern.

Für meinen Test kam das Modell SP10X zum Einsatz. Mein erster Eindruck beim Auspacken war, dass das Tablet eine sorgfältig durchdachte Einheit ist, die auch hohen Beanspruchungen standhalten kann. Das Tablet ist verhältnismäßig schwer und wird durch eine stabile Schale aus Plastik und Gummi geschützt. Sämtliche Anschlüsse sind durch wasserdichte Verschlüsse gesichert. Dazu gehören ein USB-A- und ein USB-C-Anschluss, je ein Stecker für das Netzgerät und den Kopfhörer sowie zwei Steckplätze für SIM-Karten und ein spezieller Stecker für eine wasserdichte Stromversorgung von SailProof.

Neben den speziellen Stromanschlüssen können auch die USB-Stecker zum Laden verwendet werden. Damit stehen gleich vier verschiedene Lademöglichkeiten zur Verfügung! Praktisch ist auch die Konfigurierbarkeit des Netzsteckers: Er lässt sich ganz einfach umbauen, sodass er problemlos mit jeder Steckdose der Welt verbunden werden kann. Damit steht einer Törnplanung an Land nichts mehr im Wege.

Ebenfalls in der Außenschale sind das Mikrofon, der Lautsprecher und ein Lichtsensor verbaut. Hinzu kommen der Ein- und Ausschalter, die Lautstärkeregelung und zwei frei konfigurierbare Tasten. Praktisch ist auch die mitgelieferte elastische Schlaufe, die mittels vier Schrauben auf der Rückseite montiert werden kann. Damit kann das Tablet sicher in nur einer Hand gehalten werden.
Das SailProof Android-Tablet einrichten
Wichtig zu verstehen ist, dass SailProof den Fokus auf die Hardware und nicht auf die Software legt. Das Unternehmen entwickelt robuste Tablets, aber kein eigenes Betriebssystem oder Apps. Folglich muss das Tablet zunächst wie jedes andere Android-Smartphone oder -Tablet eingerichtet werden. Dazu gehören das Einrichten des WLANs, das Einrichten der SIM-Karte (falls gewünscht), das Einstellen der Systemsprache und weiterer Voreinstellungen. Hinzu kommt, wie bei Android üblich, die Verbindung mit einem Google-Account. Nutzer von anderen Android-Systemen dürften keine Schwierigkeiten haben, aber auch sonst wird man gut durch den Einrichtungsvorgang geführt.

Nach Abschluss der Einrichtung kann noch nicht navigiert werden, da die entsprechenden Apps fehlen. Dem Nutzer steht frei, seine Lieblingsapps dafür zu installieren. Ich habe mich für die Garmin-Boating-App zum Navigieren, Windy und Predict Wind für die Wettervorhersagen und das Wetterrouting sowie den Button-Mapper zum Zuordnen der frei belegbaren Tasten entschieden. Zusätzlich habe ich das Tool GPS-Test installiert, um die GPS-Verbindung zu überprüfen.

Tipp: Zum Einrichten unter Einstellungen/Display die Zeit bei „Display automatisch ausschalten“ hochsetzen, sonst schaltet sich das Display nach wenigen Sekunden ab. In der Garmin-Boating-App kann unter Menü/Einstellungen der Button „Bildschirm ein“ aktiviert werden, dann bleibt das Display während der Navigation mit der App dauerhaft eingeschaltet.
Das SailProof Android-Tablet im Einsatz
Insgesamt machen die Funktionen des Tablets einen hochwertigen Eindruck. Bluetooth, WLAN und mobile Netzwerke verbinden sich problemlos, und die Apps starten zügig und laufen stabil. Je nach Umgebung benötigt der GPS-Empfänger beim Einschalten etwas Zeit, um die Anfangsposition zu bestimmen, doch dann arbeitet er reaktionsschnell und sehr präzise. Die Nutzung der Garmin-Boating-App hat sehr gut funktioniert.

Zunächst habe ich das Tablet unter direkter Sonneneinstrahlung ausprobiert. Die Lesbarkeit war zwar etwas schlechter als im abgeschatteten Bereich, aber immer noch vollkommen ausreichend zum Navigieren. Lediglich beim Winkel zum Licht muss etwas aufgepasst werden, da in manchen Bereichen störende Spiegelungen entstehen können. Mit einer leichten Drehung des Tablets sind diese aber schnell zu beheben. Generell ist der Bildschirm etwas heller als der von anderen Tablets, beispielsweise einem iPad.

Zwei Tage später segelten wir im strömenden Regen, was mich ausnahmsweise einmal freute. So konnte ich die Wasserdichtigkeit und Bedienbarkeit mit feuchtem Display ausgiebig testen. Das Tablet nahm keinen Schaden, obwohl es ordentlich „abgeduscht“ wurde. Bei der Bedienbarkeit gibt es kleine Abstriche. Stellenweise reagierte die Software auf die Berührung der Regentropfen und auch beim Zoomen mit zwei Fingern waren zwei Anläufe nötig. Dies war allerdings ein Extremtest unter einem Wolkenbruch. Sobald ich das Tablet ein wenig aus dem direkten Regen drehte, funktionierte die Bedienung trotz des feuchten Displays einwandfrei und deutlich besser als ein Tablet in einer Regenschutzhülle.

Gegen Ende des Törns fiel mir das Tablet in einem unachtsamen Moment herunter und knallte auf den Boden. Die Folge waren weder ein Kratzer noch ein Sprung im Display. Damit hat das Tablet für mich den Stresstest auf See mit Bravour bestanden! Erfreulich war auch die Akkulaufzeit: Ein mehrstündiger Törn war ohne zwischenzeitliches Aufladen möglich.

Nützliche Zusatzkomponenten zum SailProof Android-Tablet
Die Tablets von SailProof werden mit verschiedenen Ladekabeln, dem passenden Netzgerät und einer Halterungsschlaufe für die Rückseite ausgeliefert und erfordern keine weiteren Zubehörteile für den Betrieb. Soll das Tablet fest installiert werden, beispielsweise am Steuerstand, ist eine Tablet-Halterung von Vorteil. Im SailProof-Shop sind dazu verschiedene Lösungen der Firma ROKK erhältlich. Praktisch für die feste Installation ist auch das Ladekabel für den wasserdichten Anschluss an die Tablets SP08XW und SP10XW. Dazu gibt es eine passende wasserdichte Steckdose, die fest im Cockpit verbaut werden kann.

Im Shop sind zudem Zusatzakkus erhältlich. Der Akku der Tablets von SailProof kann schnell und einfach mit zwei Schiebereglern getauscht werden. Für einige Modelle gibt es auch Ladestationen.
Tipp: Kartenplotter zeigen meist auch die Daten der an Bord vernetzten Geräte wie AIS, Windmesser oder Echolot an. Das ist auch in einigen Navigationsprogrammen auf dem Tablet möglich. Dazu wird ein spezieller Sender benötigt, der in das NMEA-Netzwerk an Bord integriert und dann mit dem Tablet über WLAN verbunden wird. Einige Plotter unterstützen die Funktionalität ebenfalls.

Fazit
Das Tablet von SailProof hat mich rundum überzeugt. Zuverlässige Programme und hochwertige Karten für die Navigation mit dem Tablet oder Smartphone sind bereits seit Längerem erhältlich. Auch in puncto Leistung und Zuverlässigkeit sind hochwertige Tablets durchaus mit einem Plotter vergleichbar. Der Knackpunkt war für mich jedoch immer die empfindliche Technik dieser mobilen Endgeräte, die nicht besonders gut zu den mitunter rauen Bedingungen auf See passt. SailProof hat sich dieser Herausforderung gestellt und sie mit ihren gut durchdachten und robusten Tablets gelöst.
Weitere Infos dazu gibt es auch bei Sailproof.
Es deutet nichts auf eine induktive Lademöglichkeit hin. Verzicht auf Ladekabel steigert Wasserdichtheit.
Betriebsdauer ohne Laden? Mehrere Stunden ist vage.
Ein allgemeiner Vergleich mit dem Tablet “Orca Display 2” wäre interessant.
Der Hersteller macht Angaben zur Laufzeit.
Die aber nur im standby stimmen
Sorry, aber ich verwende das IP67 Oukitel RT2, das kostete gerade einmal 320€
Hallo Jonathan, interessenter Beitrag. Das mit der Empfindlichkeit kann ich bestätigen. Ich nutze das neuste 11 Zoll iPad von Apple. Der Akku hält nicht besonders lange und bei direkter Sonneneinstrahlung sieht man kaum mehr etwas, zudem schaltet das Gerät bei zu starker Erwärmung einfach ab. Meine Fragen: Ist die Sichtbarkeit bei Sonne bei SailProof wirklich signifikant besser und wie steht es um die Haltbarkeit bei Wärmeentwicklung. Zuletzt: wie steht es um die Kompatibilität mit iOS (Apple) – wenn ich z.B. zugleich das Handy mit Navionic nutzen will? Habe Navionic in der iOS-Version gekauft.
Interessanter Artikel. Es gibt aber günstige Alternativen, wenn man bereit ist, Abstriche in Kauf zu nehmen. Ich nutze seit gut 2 Jahren ein Hotwav TAB R5 was nur rund 150 Euro gekostet hat. Es ist bis 1m wasserdicht hat ein sehr helles Display das auch transflektiv ist. Somit ist es selbst bei runtergedrehter Helligkeit im Sonnenlicht ablesbar. Bei voller Helligkeit hält der riesige Akku min. 12 Stunden durch. Das Tablet lässt sich auch als Powerbank nutzen. Da ich das Display des B&G Plotters gerne auf verschiedene Android Tablets spiegele z.B eines am Navitisch und eines neben dem Niedergang kann ich… Mehr lesen »
Hallo, ich habe das 8″ Sailproof. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden. Was nicht stimmt ist die Akkulaufzeit. Bei mitlaufendem Navi von ORCA und angestecktem Ladekabel (nicht der Bananenstecker, sondern USB) ist nach 8 Stunden Schluss. Ein echtes Manko