Revierinfo: Helgoland – Hochseeinsel in der Nordsee

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Allgemeine Infos zur Insel Helgoland

Wie ein Bollwerk liegt Helgoland inmitten der Deutschen Bucht. Felsig, wuchtig, optisch funktional und vom Wetter gezeichnet. Jahr für Jahr kommen mehr als 10.000 Yachten aus allen Himmelsrichtungen über die Nordsee nach Helgoland gesegelt – Niederländer, Briten, Dänen, Schweden oder Deutsche.

Losgelöst von den Beweggründen empfinden nahezu alle Segler den Besuch von Deutschlands einziger Hochsee-Insel als etwas Besonderes. Das mag an der vielseitigen Einzigartigkeit Helgolands liegen. Vielleicht aber auch daran, dass man etwas erlebt hat, wenn man der mitunter rauen, gezeitenabhängigen Nordsee getrotzt hat und über die offene See angereist ist.

Wie ein Bollwerk liegt Helgoland etwa 35 Seemeilen vor der deutschen Nordseeküste. ©Sönke Roever

Und wahrscheinlich schwingt da auch irgendwie mit, dass sich die Insel nie hat unterkriegen lassen – weder von der See noch von den Besatzungsmächten, die Helgoland in die Luft sprengen und der Nordsee gleich machen wollten.

Ja, Helgoland hat viel erlebt, kann viel erzählen und ist eine Reise wert. Zumindest einmal im Leben sollte man hier einen Logbucheintrag gemacht haben. Doch was erwartet den Besucher auf Helgoland? Wie kommt man hin, was gibt es zu erleben und wo macht man fest? Darum soll es in diesem Beitrag gehen.

Helgoland liegt vor dem Bug. ©Sönke Roever

Ein paar Fakten zur Insel Helgoland

Helgoland ist vor über 200 Millionen Jahren entstanden und seit 1890 deutsches Staatsgebiet. Damals wurde Helgoland mit den Briten gegen die Insel Sansibar vor der Ostküste Afrikas getauscht.

Die Hochsee-Insel ist eine amtsfreie Gemeinde, die zum Landkreis Pinneberg gehört. Mehr noch: Helgoland ist mit 61 Metern die höchste Erhebung des Landkreises. Auf Helgoland, das auf Friesisch „Däet Lun“ genannt wird, leben ganzjährig etwa 1.300 Einwohner.

Auf dem Oberland befindet sich auf Helgoland der höchste Punkt des Landkreises Pinneberg. ©Sönke Roever

Ursprünglich war Helgoland eine große Insel, bis zu einem Sturm Anfang des 18. Jahrhunderts. Da zerbrach die Insel in zwei Teile, dem heutigen Helgoland und der kleineren Insel „Düne“. Die Hauptinsel misst heute etwa einen Quadratkilometer, die Düne 0,7 Quadratkilometer.

Für beide Inseln gelten Sonderregeln, die Helgoland nicht zum Zollgebiet der Europäischen Union zählen lassen. Alkohol, Tabakwaren und weitere Artikel, die aus Duty-Free-Geschäften bekannt sind, bekommt man auf Helgoland zollfrei und mehrwertsteuerfrei. Das hat zu einem gewissen Maß auch zu Tourismus geführt und man kann nachmittags in der Hochsaison beobachten, wie zahlreiche Tagesgäste die Insel mit Duty-Free-Einkäufen verlassen. Und auch so mancher Segler soll hier die Schapps an Bord schon mit preiswertem Alkohol gefüllt haben. Unter Seglern wird Helgoland daher auch gerne als „Fuselfelsen“ bezeichnet.

Die Gastlandflagge von Helgoland. ©Sönke Roever

Die Flagge der Insel ist längsgestreift in den Farben Grün, Rot, Weiß, die sich an das Erscheinungsbild der Insel anlehnen. Ein Spruch dazu sagt: „Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Sand: Das sind die Farben von Helgoland“. Manche Segler setzen die Flagge von Helgoland wie eine Gastlandsflagge unter der Steuerbordsaling.

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Das Wetter im Seeraum Helgoland

Helgoland ist bedingt durch die Wassertemperatur der Nordsee für seine milden Winter bekannt. Mit einer Durchschnittstemperatur von mehr als sechs Grad Celsius gibt es hier den wärmsten Winter Deutschlands, was allerdings regelmäßig zu Nebel führt, wenn der Wind über die See streicht. Schnee ist auf Helgoland Mangelware. Für Segler mag der Sommer interessanter sein, aber es gibt Jahr für Jahr ein paar Verrückte, die auf Helgoland im Schein der Petroleumlampe Silvester feiern.

Eine seltene Angelegenheit: Schnee auf Helgoland. ©CorneliaPithart/stock.adobe.com

Im Sommer klettern die Temperaturen regelmäßig über die 20-Grad-Marke, was auch daran liegen mag, dass Helgoland mehr Sonnenstunden als das deutsche Festland aufweist. Die Wassertemperatur erreicht im Sommer bis zu 17 Grad Celsius. Strände zum Baden sind im Nordosten der Insel und rund um die Düne zu finden. Dann auch in Kombination mit Robben.

Liegeplätze für Yachten sind im Bundeshafen zu finden. ©Sönke Roever

Helgoland ist ein sogenannter Schutzhafen und kann daher bei jedem Wetter angelaufen werden. Trotzdem ist eine sorgfältige Törnplanung essenziell. Mit der Kombination aus Gezeitenströmung und Wind ist nicht zu spaßen und es sollte nicht blauäugig vorgegangen werden. Dazu gleich noch mehr.

Kann auch vorkommen: Eingeweht auf Helgoland. Es gibt Schlimmeres ;-). ©Sönke Roever

Navigation mit Yachten im Seeraum Helgoland

Die Betonnung in den umliegenden Flussmündungen der Eider, Elbe, Weser und Jade ist sehr gut. Sie ist sogar so gut, dass sie ständig angepasst wird, wenn Fahrwasser im Takt der Gezeiten Veränderungen erfahren. Daher gehört es im Großraum Nordsee zur guten Seemannschaft, nur mit aktuellen Seekarten unterwegs zu sein und die Bekanntmachungen für Seefahrer auf der Seite ELWIS vor der Abfahrt hinsichtlich etwaiger Veränderungen einzusehen.

Der Seeraum rund um Helgoland ist sehr gut betonnt. ©Sönke Roever

Hat man die Mündungen und Seegatten erst einmal verlassen, wird es einfach. Das Seegebiet rund um Helgoland ist sehr gut betonnt und überwiegend frei von Untiefen. Lediglich die hohe Windparkdichte nordwestlich der Hochsee-Insel kann eine Herausforderung sein. Die Insel ist über 60 Meter hoch und je nach Wetterlage bis zu 15 Seemeilen weit sichtbar. Ich habe aber auch schon Törns erlebt, bei denen Helgoland erst fünf Seemeilen vorher in Sicht kam. Von Nebel im Seegebiet ganz zu schweigen.

Nebel kommt im Seegebiet von Helgoland öfter mal vor. ©JanaKrizova/stock.adobe.com

Beim Annähern an Helgoland sind zwei große Naturschutzgebiete zu beachten. Vor allem der Kardinaltonne „Helgoland Ost“ ist Bedeutung beizumessen, da sie die Ecke des südwestlichen Naturschutzgebietes markiert, das nicht befahren werden darf und für die meisten Segler von Bedeutung ist. Das andere Gebiet liegt im Norden der Insel „Düne“.

Zwischen der Hauptinsel und der Düne verläuft das Fahrwasser „Nordreede“. Es ist tief und breit und kann gut durchsegelt werden. Für Yachten, die aus dem nördlichen Quadranten kommen oder dorthin wollen, ist das eine praktische Abkürzung. Das nördliche Ende wird von den Kardinaltonnen „Nathurn N“ und „Sellebrunn W“ gekennzeichnet.

Zwischen Helgoland und der Nachbar-Insel „Düne“ (im Hintergrund) verläuft das Fahrwasser „Nordreede“. ©Sönke Roever

Die Anreise nach Helgoland mit einer Yacht

Da Helgoland ziemlich mittig in der Deutschen Bucht liegt, ist die Anreise von der deutschen Küste aus mehr oder minder gleich lang. Egal ob man auf Norderney im Südwesten, Cuxhaven im Südosten, der Eider im Osten oder Amrum im Nordosten startet, es sind immer etwa zwischen 35 und 40 Seemeilen zurückzulegen.

Wer hingegen von Großbritannien, den Niederlanden, Dänemark oder Norwegen kommt, hat es logischerweise mit deutlich größeren Distanzen zu tun. Während bei Absprunghäfen an der deutschen Küste eine saubere Gezeitenplanung durchgeführt werden muss, kann bei der Anreise über die Nordsee die Tidenströmung vernachlässig werden, da sie im offenen Seeraum rund um Helgoland nicht mehr als einen Knoten erreicht – eher weniger.

Hilft bei der Törnplanung: der Gezeitenkalender für die Deutsche Bucht. ©Sönke Roever

Der Form halber sei erwähnt, dass es generell ratsam ist, bei Törns von und zu der deutschen Küste mit der Tidenströmung anstatt gegen die Tidenströmung zu segeln. Letzteres ergibt für gewöhnlich auch keinen Sinn, da die Strömung bis zu vier Knoten erreicht. Für eine typische Segelyacht ist das grenzwertig.

Für die Hinreise plant man so, dass man einen Hafen an der deutschen Küste im Zeitfenster zwischen Hochwasser und etwa einer Stunde nach Hochwasser verlässt.

Beim Segeln in der Deutschen Bucht müssen die Gezeitenströmungen berücksichtigt werden. ©Sönke Roever

Für die Rückreise empfiehlt es sich, so zu planen, dass man bei Hochwasser spätestens in einem Hafen an der deutschen Küste ankommt. Die Abreisezeit auf Helgoland lässt sich dann daraus errechnen. Hat Cuxhaven beispielsweise um 16 Uhr Hochwasser müsste man mit einer Yacht, die fünf Knoten läuft, gegen 10 Uhr auf Helgoland ablegen, um die 38 Seemeilen zurückzulegen. Dabei ist berücksichtigt, dass in der Elbmündung phasenweise eine Strömung von mindestens drei Knoten mitlaufen wird, was praktisch ist.

Die Elbmündung ist ein viel befahrenes Revier. ©Sönke Roever

Fahrten von und nach Helgoland, bei denen der Wind gegen die Tidenströmung weht, sind bei mehr als vier Windstärken zu vermeiden, da sich dann in den Seegatten und Mündungen der Eider, Jade, Weser oder Elbe ein kurzer, steiler Seegang aufbaut, der bei Starkwind gefährlich und bei Sturm sogar lebensgefährlich werden kann.

Wenn das Wetter einen Törn auf eigenem Kiel nicht zulässt, kann man überlegen, einen Tagesausflug zu machen. Von Seebädern wie Norderney, Büsum oder Cuxhaven aus verkehren täglich Fahrgastschiffe nach Helgoland. Sie fahren auch noch bei Starkwind. So gesehen eine interessante Alternative.

Nach Helgoland verkehren etliche Fähren. ©Sönke Roever

Für Crewwechsel könnte auch interessant sein, dass ab Hamburg ein Highspeed-Katamaran nach Helgoland verkehrt und dass es auf der Düne einen Flughafen mit Verbindungen nach Heide, Büsum oder Cuxhaven (Nordholz) gibt.

Auf der Düne befindet sich der Inselflughafen. ©Sönke Roever

Liegemöglichkeiten für Yachten auf Helgoland

Die meisten Segler steuern den tidenunabhängigen, lebhaften Südhafen an. Mit kleineren Yachten bis zu einer Länge von zehn Metern kann alternativ auch im etwas ruhigeren Nordosthafen festgemacht werden, wo die Liegeplätze begrenzt sind und hauptsächlich von Einheimischen genutzt werden (Telefon Hafenmeister: +49 160 420 94 82).

Liegemöglichkeiten für kleinere Yachten gibt es im Nordosthafen. ©Sönke Roever

Den Südhafen erreicht man bei jeder Tide über einen sehr großen Vorhafen. Das ist praktisch, um in Ruhe die Segel zu bergen, was auf See je nach Wetterlage etwas ruppig sein kann. Man sollte dabei allerdings die gekennzeichneten Untiefen, die Fähren und die Versorgungsschiffe der Windparks beim Manövrieren im Vorhafen beachten.

Im staatlich betriebenen Südhafen gibt es zwei Steganlagen, eine in der Mitte, die in das Becken ragt, und eine an der Nordost-Kaje. Bei den Liegeplätzen in der Mitte gehören ein paar zum Wassersportclub Helgoland. Sie sollten aufgrund der unterschiedlichen Wassertiefen nur nach vorheriger Absprache mit dem Club belegt werden.

Die meisten Gastyachten steuern den Südhafen an. ©Sönke Roever

Die Stege des Bundes sind mit Buchstabentafeln von D bis G und Zahlentafeln von 1 bis 7 gekennzeichnet. Jede Tafel kennzeichnet einen Bereich, indem ein Päckchen gebildet werden darf. Die Bereiche 1 und 7 sind sehr großen Yachten vorbehalten.

In den Sommermonaten ist Helgoland ein beliebter Hafen, der internationales Flair und Aufbruchsstimmung versprüht. Viele Segler, die hier einen Stopp einlegen, haben Größeres vor, eine Blauwasserreise beispielsweise. Andere wiederum kehren davon zurück und es ist der erste deutsche Hafen, den sie ansteuern. Davon zeugen auch Solarpanele, Radarschüsseln oder Windgeneratoren, die man auf Yachten, die an der deutschen Küste segeln, deutlich seltener sieht. Beim Schnack auf dem Steg oder dem unweigerlichen Kennenlernen bei der Päckchenbildung erfährt man oft viel über das Woher und Wohin und so mancher Segler hat hier schon interessante Kontakte geknüpft.

Der Hafenmeister heißt eine neue Yacht willkommen. ©Sönke Roever

Am beeindruckendsten ist die Päckchenbildung rund um die Regatta „Nordseewoche“ an Pfingsten. Dann liegen bis zu 20 (!) Yachten nebeneinander und der Begriff „Hafenkino“ wird großgeschrieben – insbesondere, wenn innen eine Yacht ablegen möchte. Zu Pfingsten sollte man als normaler Besucher Helgoland meiden – sofern man nicht Teil des bunten Treibens sein möchte.

Während der Nordseewoche werden vor Helgoland diverse Regatten gesegelt. ©Nordseewoche

Das Hafengeld und die Kurtaxe pro Crewmitglied sind eine Bringschuld. Beide können täglich zwischen 7 und 12 Uhr im Hafenamt am südlichen Ende der Westmole entrichtet werden. Eine Anmeldung beim Einlaufen in den Helgoländer Hafen ist nicht erforderlich. Bei Fragen oder Unklarheiten kann UKW-Seefunk-Kanal 67 genutzt werden – Ruf: „Helgoland Port“. Telefonisch sind die Mitarbeiter unter +49 472 581 593 583 oder +49 170 707 28 09 zu erreichen.

Das Hafenamt ist am südlichen Ende der Westmole zu finden. ©Sönke Roever

Ankerplatz vor der Insel Helgoland

Die Möglichkeit zu ankern besteht vor Helgoland auch. Genauer gesagt soll zwischen der Düne und der Hauptinsel geankert werden, wo die Ankersymbole in der Seekarte zu sehen sind. Tagsüber teilt man sich den Ankerplatz mit diversen Fahrgastschiffen.

Alternativ kann auch am westlichen Ende des Vorhafens vom Südhafen geankert werden, allerdings nur nach vorheriger Absprache mit dem Hafenmeister. Kontakt siehe oben.

Zwischen Düne und Helgoland kann nach Absprache geankert werden. ©Sönke Roever

Versorgung auf Helgoland für Segler

An den Schwimmstegen des Bundes gibt es Strom gegen Münzeinwurf an der Säule – einen Euro für ein Kilowatt. Pro Päckchen steht eine Säule mit vier Dosen zur Verfügung, was zu einer regelmäßigen Knappheit führt.

An den mittleren Stegen gibt es Strom. ©Sönke Roever

Wasser gibt es nahe dem Hafenamt an der Westkaje vor dem Tonnenhof an einem Münzautomaten mit Schlauch (50 Cent für 65 Liter). Die Hafenmeister haben mich ausdrücklich gebeten, zu erwähnen, dass das Bunkern über Mittag nicht möglich ist, wenn die Tagesgäste mit dem Katamaran aus Hamburg anlanden, da der Schlauch quer über die Mole führt und dann Stolpergefahr besteht.

Apropos Wasser: Die Sanitäranlagen sind unter dem Haus Marinas beim Hafen zu finden. Da Trinkwasser auf Helgoland knapp ist, ist die Benutzung der WCs und Großraum-Duschen kostenpflichtig.

Die Sanitäranlagen befinden sich unter dem Haus „Marinas“. ©Sönke Roever

Vor dem Hafenamt gibt es einen WLAN-Hotspot. Der Zugang ist kostenfrei. Ein Passwort gibt es nicht. Abfall kann vor dem Wassersportclub Helgoland in großen Containern entsorgt werden.

Am Südhafen kann Schiffsabfall entsorgt werden. ©Sönke Roever

Zum Dieselbunkern verholt man sich zur Tankstelle im Binnenhafen. Bei der Einfahrt in den Binnenhafen sollte je nach Tide und Tiefgang die Wassertiefe beachtet werden. Am Schwimmsteg selbst sollten drei Meter Wasser bei jeder Tide zu finden sein.

Eine Tankstelle ist im Binnenhafen zu finden. ©Sönke Roever

Für die Säulen zuständig sind die Mitarbeiter des Schiffsausrüsters Rickmers, dessen Sortiment primär aus Bekleidung und sekundär aus Bootszubehör besteht. Man kann den Diesel auch mit Kanistern bunkern (wird zum Hafen geliefert). In beiden Fällen ist er steuerfrei und folglich preiswerter als am Festland. Für größere Menge ist das interessant.

Die Tankstelle wird vom Personal des Schiffsausrüsters betreut. ©Sönke Roever

Wer den Südhafen zu Fuß verlässt und zum Ort abbiegt, wird schnell die ersten Duty-Free-Shops am Wegesrand bemerken. Sie prägen das Erscheinungsbild von Helgoland und sind überall auf der Insel zu finden, wo es Bebauung gibt. Die hafennahen Shops liefern die Einkäufe kostenfrei zum Boot.

Das große Duty-Free-Angebot hat Helgoland den Spitznamen „Fuselfelsen“ verpasst. ©Sönke Roever

Bei größeren Mengen an Schiffsbedarf ist man gut beraten, bei Manfred Engel nahe dem Hafen vorbeizuschauen. In der Lagerhalle gibt es neben einer sehr breiten Süßigkeiten- und Getränkeauswahl auch Delikatessen wie Rinderfilet oder Shrimps. Alles wird auch hier kostenfrei zum Schiff geliefert.

Auf dem Weg zum Ort passiert man eine bunte Häuserreihe – die Hummerbuden. Sie sind die ehemaligen Schuppen der Fischer und heute eine fotogene Sehenswürdigkeit. In den kleinen Holzhütten sind gastronomische Angebote, Souvenir-Shops, Galerien, ein Museum und ein Standesamt zu finden.

Viel fotografiert: die Hummerbuden am Hafen von Helgoland. ©Sönke Roever

Der eigentliche Ort besteht aus zwei Teilen. Ein Teil liegt auf dem Oberland und ein Teil auf dem Unterland. Das größere Angebot gibt es im unteren Teil – Restaurants, Supermarkt, Drogeriemarkt und Bäcker. Der obere Teil wird über eine Treppe oder einen kostenpflichtigen Fahrstuhl erreicht. Dort gibt es Restaurants, Supermarkt, Apotheke und Bäcker. Außerdem gibt es für die kleinen Matrosen einen großen Spielplatz an der Promenade.

Das Dorf am Unterland bietet gute Versorgungsmöglichkeiten. ©Sönke Roever

Sehenswertes für Segler auf Helgoland

Helgoland bietet viel Abwechslung und es ist kaum möglich, alles an einem Tag zu entdecken. Umgekehrt muss man auch keine Woche bleiben. So spannend ist die Insel in meinen Augen nun auch wieder nicht. Das richtige Maß ist wahrscheinlich zwei bis drei Tage. Bei den meisten Seglern werden vermutlich ohnehin eher der Wind oder die Tide die Aufenthaltsdauer vorgeben.

Nun wäre es auch vermessen, hier alles aufzuführen, was auf Helgoland möglich ist. Ein paar interessante Ideen seien aber als Orientierung genannt.

Das Helgoländer Oberland ist grün und weitläufig. ©Sönke Roever

Hinter dem Ort erstreckt sich das Oberland, das, wie der Name schon sagt, hoch oben auf dem markanten dunkelroten Felssockel liegt. Eigentlich wäre es eine flache Hochebene, aber die Versuche, Helgoland nach dem zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleich zu machen, haben es insbesondere am nordwestlichen Ende in eine kleine Hügellandschaft verwandelt. Sehr markant ist der mit Gras überwachsene Trichter einer Fünf-Tonnen-Bombe.

Apropos Weltkrieg: Ein Großteil der Insel Helgoland ist auf mehreren Ebenen untertunnelt. Zudem gibt es etliche in den Felsen gebaute Bunker. Bei einer sogenannten „Bunkerbesichtigung“ kann ein Teil der weit verzweigten Anlage besichtigt werden. Es stehen pro Führung nur wenige Plätze zur Verfügung und es ist ratsam, im Vorwege eine Reservierung vorzunehmen, was für windabhängige Segler mitunter eine Herausforderung darstellt. Buchung über die Touristeninformation im Unterland.

Helgoland ist mit Bunkern und Gängen durchzogen. Eine Besichtigung ist möglich. ©Sönke Roever

Kontakt Bunkerführung
Tourist- Information
Telefon: +49 472 580 88 08
E-Mail: info@helgoland.de

Zurück zu den Klippen und dem Oberland: Entlang der Klippen führt ein Wanderweg mit Info-Tafeln zur lebhaften Geschichte Helgolands. In der Hochsaison ist es auf dem Plateau deutlich ruhiger, wenn es am Abend besucht wird, wenn die Tagesgäste abgereist sind oder am frühen Vormittag, wenn sie noch nicht angekommen sind.

Entlang der Klippen nisten auf Helgoland unzählige Vögel. ©Sönke Roever

Entlang der Klippen nisten im Frühjahr und Sommer an den unmöglichsten Stellen Trottellummen, Basstölpel, Dreizehenmöwen oder Eissturmvögel. Entsprechend viele Vogelkundler sind mit geschulterten Teleobjektiven unterwegs, um die Tiere vor die Linse zu bekommen, was aufgrund der beeindruckenden Anzahl an Vögeln sehr gut möglich ist.

Das nordwestliche Ende Helgolands markiert die „Lange Anna“ eine markante 47 Meter hohe alleinstehende Felssäule aus rotem Buntsandstein. Die Lange Anna ist das Wahrzeichen Helgolands und ein beliebtes Fotomotiv.

Die „Lange Anne“ ist das Wahrzeichen der Insel Helgoland. ©Sönke Roever

Ferner sind auf dem Oberland das Gipfelkreuz des Landkreises Pinneberg, eine Schafzucht, eine Schrebergarten-Kolonie und diverse technische Bauten, wie der Leuchtturm oder Antennenmasten, zu finden. Genau genommen ist das auf der ganzen Insel so – beispielsweise unterhalten das Wasser- und Schifffahrtsamt, das Militär oder die Bundespolizei Areale rund um den Hafen – inklusive Hubschrauber-Hangar.

Das Areal beim Kurpark – im Hintergrund das Inselschwimmbad. ©Sönke Roever

An der Nordostseite der Hauptinsel liegt unterhalb des Oberlandes ein weitläufiges Areal mit einem Kurpark und einem informativen, kleinen Museum. Es befasst sich mit der Geschichte Helgolands sowie dem Leben der damaligen Insulaner. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum ist auch ein Schwimmbad mit Saunalandschaft zu finden. An kalten Regentagen eine interessante Alternative zum Buchlesen in der Koje.

Der Strand von Helgoland liegt im Norden der Insel. ©Sönke Roever

In diesem Teil der Insel ist auch der einzige Strand zu finden. Wobei Strand etwas übertrieben ist, da je nach Wasserstand unzählige Backsteine zum Vorschein kommen. Vom Strand führt eine Treppe auf das Oberland.

Und dann ist da natürlich noch die Düne – die sandige Nachbarinsel. Mit einer Fähre, die je nach Wetter im Binnenhafen oder Nordost-Hafen ablegt, gelangt man für einen schmalen Fahrpreis auf die Düne, die auf den ersten Blick wie ein Haufen Sand in der Nordsee wirkt.

Mit einer kleinen Fähre gelangen Interessierte auf die Düne, wo Robben zu Hause sind. ©Sönke Roever

Wer genauer hinsieht, kann hier bei einem Rundgang entlang des Strandes um die Insel etliche Robben entdecken, die in der Sonne dösen oder ein Bad in der Nordsee nehmen.

Das Inselinnere der Düne ist nicht so spannend. Neben ein paar Ferienwohnungen ist dort der Flugplatz von Helgoland beheimatet. Von den Linienflügen einmal abgesehen, starten hier auch Piloten zu Rundflügen um Helgoland. Ich hatte schon einmal das Vergnügen und empfand das bei sechs Beaufort und Schaumkronen auf der Nordsee als eine attraktive Alternative.

Ein Highlight: ein Rundflug über Helgoland. ©Sönke Roever

Fazit

Helgoland ist in jeder Hinsicht eine vielseitige Insel und mindestens genauso bunt ist auch das Publikum, das hier unterwegs ist: Einheimische, Touristen und Segler sowie die zahlreichen Mitarbeiter der auf Helgoland stationierten Institutionen und Firmen, wie beispielsweise der DGzRS, der Wasserschutzpolizei, der Bundeswehr oder der Windparkbetreiber, die auf den Sandbänken vor Helgoland ihre Anlagen errichtet haben. Es ist eine besondere Mischung, die eine besondere Atmosphäre schafft. Eine Atmosphäre, in der alle der Weg über die Nordsee vereint.

Und auch für viele Segler ist es immer wieder etwas Besonderes, über die Nordsee nach Helgoland zu segeln und unter Vollzeug zwischen den wuchtigen Molenköpfen hindurch in den Südhafen einzulaufen, am Steg zu schnacken, die bewegte Vergangenheit zu spüren und den Namen Helgoland im Logbuch einzutragen. Nach Helgoland zu segeln fühlt sich gut an, ist etwas Besonderes. Mir zumindest geht das nach über einem Dutzend Törns immer noch so.

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Ulli
Ulli
2 Jahren her

Ein treffend geschriebener Bericht der alles Wichtige
über Helgoland enthält. Danke dafür

Stefan
Stefan
2 Jahren her

Mega geschrieben Sönke. War diese Woche per Fähre dort.
Mit der ANNE haben wir es leider nie geschafft.

LG Stefan & Nette

Birgit
Birgit
2 Jahren her

“Bei Fragen oder Unklarheiten kann UKW-Seefunk-Kanal 67 genutzt werden – Ruf: Helgoland Port“
Dies funktioniert nur in der Theorie, bzw. vormittags zwischen 7 und 12 Uhr. Danach ist der Hafenmeister weg und niemand antwortet. Telefon hat auch nicht weiter geholfen.
LG Birgit von der Kalibu

Timo
Timo
2 Jahren her

Danke Dir!
Sobald wir wieder ein eigenes Boot haben, werden wir dort einmal festmachen.

Udo
Udo
2 Jahren her

Sehr interessanter Bericht! Wir wollen Helgoland nächstes Frühjahr (ca. März / April, je nach Wetterfenster) auf unserem Törn Richtung Mittelmeer besuchen. Ist in dieser Jahreszeit etwas spezielles zu beachten?