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Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).
Der Inselstaat Antigua und Barbuda bietet Möglichkeiten genug für einen eigenen Segeltörn. Was genau einen vor Ort erwartet und welche der Highlights unbedingt in den Törnplan gehören, verrät diese Revierinformation.
Als eigenes Segel- und Charterrevier der Karibik ist der Inselstaat Antigua und Barbuda im deutschsprachigen Raum eher nicht bekannt. Wer einen Karibiktörn plant, hört meist etwas von den British Virgin Islands, den Windward Islands, vielleicht auch von Kuba oder den Bahamas. Warum ist das so? Ist das Revier nicht attraktiv genug? Sind die Inseln vielleicht zu klein und die Infrastruktur an Häfen und Buchten reichen für einen Urlaubstörn einfach nicht aus? Gibt es keine zusätzlichen Ziele über die Inseln hinaus? Sind die Chartermöglichkeiten oder Anreisebedingungen ein Problem? Soviel schon mal vorab: Nichts davon trifft zu, aber der Reihe nach.
Der Törn rund um Antigua und Barbuda ist etwa 150 Seemeilen lang
Bevor wir uns mit den Zielen der Inseln beschäftigen, zunächst ein Blick auf die geografischen Verhältnisse: Antigua ist etwa 25 Kilometer breit und 20 Kilometer lang, wer die Insel einmal umrundet, hat nur gut 40 Seemeilen auf der Logge. Wer auf einer Rundreise aber auch alle attraktiven Ziele ansteuern möchte, muss deutlich mehr Seemeilen zurücklegen. Was auch daran liegt, dass Antigua im Gegensatz zu fast allen anderen großen Karibikinseln eine Besonderheit hat: Die sonst unzugänglichen und dem Passatwind zugewandten Nord- und Ostküsten der Inseln sind auf Antigua von einer vorgelagerten Riff- und Inselkette geschützt und einige der attraktiven Plätze sind dabei nur auf Umwegen zu erreichen.
Wer diese Wege bei der Törnplanung berücksichtigt, muss für die Umrundung Antiguas etwa 80 Seemeilen einrechnen. Ohne Kreuzkurse gegen den Passat, die bei einer Inselumrundung notwendigerweise noch dazu kommen.
Darüber hinaus liegt die Schwesterinsel Barbuda weit draußen im Karibischen Meer, die Etappe ist je nach Start- und Zielpunkt sowohl auf dem Hin- wie auf dem Rückweg etwa 30 Seemeilen lang. Zusammen mit den Etappen auf Barbuda kommen so auf einer Rundreise schnell auch mehr als 150 Seemeilen zusammen. Ideale Entfernungen für einen entspannten Karibiktörn, dazu ganz ohne Grenzwechsel mit dem in manchen anderen Karibikrevieren lästigen Ein- und Ausklarieren. Rahmenbedingungen also, die mit den British Virgin Islands – dem am meisten besuchten Charterrevier der Karibik – durchaus vergleichbar sind.
Wer seinen Törn darüber hinaus ausdehnen möchte, hat ab Antigua ebenfalls viele Möglichkeiten. Die französische Insel Guadeloupe im Süden ist 40 Seemeilen, die Vulkaninsel Montserrat im Südwesten etwa 25 und die Inseln von St. Kitts und Nevis im Westen etwa 40 Seemeilen entfernt. Ein Kettentörn zu mehreren karibischen Inseln auch darüber hinaus ist damit von Antigua aus genauso möglich wie von jedem anderen bekannten Charterstützpunkt in den Windward oder Leeward Islands. Mit dem einzigen Unterschied, dass es vermutlich nirgends in der Karibik eine so charmante Charterbasis gibt wie die von The Moorings und Sunsail in English Harbour, aber dazu später mehr.
Die Ziele von Antigua und Barbuda: Drei Yachthäfen und bis zu 50 schöne Ankerplätze
Kommen wir zu den entscheidenden Fragen, ob die möglichen Ziele der beiden Inseln für einen eigenen Törn ausreichen, was genau diese im Detail ausmachen und wie sich dadurch ein Karibikurlaub auf Antigua und Barbuda anfühlt.
Antigua hat insgesamt drei moderne und voll ausgestattete Marinas. Jeweils eine in den beiden großen Hafenbuchten von English und Falmouth Harbour im Süden der Insel, dazu die Jolly Harbour Marina an der Nordwestküste. Barbuda hat keinen für Yachten zugänglichen Hafen.
Die kleine Anzahl an Hafenzielen wird (wie fast überall in der Karibik) durch die Vielzahl der Ankermöglichkeiten ausgeglichen. Wer Seekarte und Hafenhandbuch studiert, kommt je nach Publikation und Zählweise auf bis zu 50 beschriebene Ankerplätze. Zusammen also mehr als genug, um locker auch zwei Wochen und mehr im Revier zu verweilen. Immer vorausgesetzt, die Ziele sind sehenswert.
Die Yachthäfen von Antigua
English Harbour
Beginnen wir mit der von hohen grünen Hügeln eingerahmten und tief eingeschnittenen Hafenbucht von English Harbour und mit den Liegeplätzen rund um Nelson‘s Dockyard: Diese von gepflegten Rasen- und Gartenanlagen umgebene Anlage aus alten Kolonialbauten und Hafenanlagen gehört mit zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist die vermutlich schönste Yachthafenanlage der ganzen Karibik. Der hintere Hafenteil mit den Charterstützpunkten von Sunsail und The Moorings genauso wie der vordere, der weitestgehend Besucheryachten zur Verfügung steht.
Vielleicht noch ein Wort zu dieser historischen Anlage Nelson’s Dockyard, für die Landtouristen zur Besichtigung am Eingangstor Eintritt bezahlen müssen. Die meist zweigeschossigen Steinhäuser aus dem 18. Jahrhundert wurden früher als Werkstätten sowie Wohn-, Verwaltungs- und Lagerhäuser genutzt. Neben dem Verwaltungsgebäude der Nationalparkbehörde, Zoll- und Grenzkontrolle sowie dem Büro der Marina werden die alten Gebäude dieses größten Freilichtmuseums der Karibik heute als Charterbasis, stilvolles Hotel, Restaurant, Frühstückscafé und Bar genutzt. Auch Segelmacher, Boutique, Wäscherei, Spirituosenladen, Bäcker und ein schön gestaltetes Museum über die Geschichte dieses Platzes sind in der historischen Anlage untergebracht.
Falmouth Harbour
Die Falmouth Harbour Marina nebenan ist über den Seeweg knapp drei Seemeilen entfernt, zu Fuß aber trennen die beiden Marinas kaum mehr als zehn Minuten. Immer vorbei an den bunt bemalten, pastellfarbenen kleinen Holzhäusern mit Veranda, an einem Supermarkt, unzähligen Bars und Restaurants, kleinen Ateliers und Boutiquen, mehreren Autovermietungen, Friseur, Massagestudio, Buchladen und Tankstelle.
Wer die riesige Hafenbucht Falmouth Harbour ansteuert, muss sich entscheiden: entweder für die Anlage der gleichnamigen Marina oder für die kleinere des Antigua Yacht Club. Alternativ gibt es in der riesigen Hafenbucht fast unbeschränkten Ankerplatz. Die große Hafenbucht ist eines der maritimen Zentren der Karibik. In der Falmouth Harbour Marina trifft sich die karibische Megayacht-Szene, der Antigua Yacht Club nebenan ist mit seinem Food-Court auf der Steganlage und seinem Clubgelände dagegen eher das Zuhause der internationalen Fahrtensegler und als Austragungsort der Antigua Sailing Week auch der der Regattasegler.
Mit dem Pigeon Point Beach gleich nebenan gibt es (wie mit der Freeman Bay in English Harbour auch) eine herrlich tropische Badebucht, die von den jeweiligen Liegeplätzen locker mit dem Schlauchboot oder zu Fuß zu erreichen ist. Wer hier im Catherine’s Café seinen Sundowner schlürft oder für 155 East Caribbean Dollar (etwa 50 Euro) handgemachte Linguine mit Meeresfrüchten verzehrt, darf von sich behaupten, dass er in der laut dem Caribbean Journal besten (und vermutlich teuersten) Strandbar der ganzen Karibik gewesen ist.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die beiden Hafenbuchten English Harbour und Falmouth Harbour als eines der größten maritimen Zentren der Karibik in jeder Hinsicht ein Topziel sind. Gekrönt wird dieser Eindruck nur noch durch den Besuch des Shirley Heights Lookout: Mit sensationellem Blick über die beiden Hafenbuchten findet hier jeden Donnerstag und Sonntag eine Party mit Steelband, Reggae-Band und BBQ-Buffet statt.
Jolly Harbour
Die Superlative in Bezug auf Atmosphäre, Lage und Stimmung darf man in Jolly Harbour nicht erwarten. Die voll ausgestattete Marina mit angeschlossener Werftanlage und Tankstelle, mit kleinen Läden, Bar, Restaurant, Sanitäranlagen und Charterstützpunkt bietet aber einen professionellen Marina-Service auf europäischem Niveau. Tagesbesucher sind hier willkommen, die Preise sind moderat (1,40 US-Dollar pro Fuß, Katamarane 2,25 US-Dollar pro Fuß).
Auch hier gibt es Zoll- und Passbehörden, mit das Beste aber ist vermutlich der große Supermarkt Epicurean, der das inselweit größte und im Vergleich günstigste Angebot an Lebensmitteln bietet. Reichlich Abwechslung bietet die fußläufig erreichbare Lignum Vitae Bay mit ihren vielen Hotels, Restaurants, Strandbars und Wassersportaktivitäten. Ob auf einem Törn rund Antigua und Barbuda ein Stopp in der Marina eingeplant oder eine der nahen und schönen Ankerplätze der Umgebung bevorzugt wird, bleibt am Ende individuelle Geschmackssache.
Hauptstadt St. John‘s
Die Hauptstadt St. John’s hat einen Handelshafen und ein Kreuzfahrtterminal, Liegeplätze für Yachten sind aber keine vorhanden. Trotzdem: Wer einen der nahen Ankerplätze der großen Hafenbucht nutzt, kann leicht auch mit dem Schlauchboot bis ins Zentrum fahren. Ist kein Kreuzfahrtschiff an der Pier, sind weiße Europäer im Stadtbild eine echte Ausnahme. Die Fischhalle, der große Marktplatz, der Busbahnhof und die vielen Geschäfte in den schachbrettartigen Straßenzügen sind hier fest in einheimischer Hand und bieten Einblicke in das einheimische Leben abseits tropischer Strände und aufgeräumter Touristenresorts, die so kein anderes Ziel der Insel zu bieten hat.
Die Ankerplätze von Antigua und Barbuda: Tropenidylle pur
Bei dem Fahrtgebiet und den eingangs erwähnten bis zu 50 Ankerplätzen gibt es für Chartersegler Beschränkungen: Der örtliche Charteranbieter Sunsail zum Beispiel gibt seinen Kunden eine Seekarte mit auf den Weg, in der viele rot schraffierte Flächen eingezeichnet sind, die als Verbotszonen nicht befahren werden dürfen. Was auf den ersten Blick nach einer großen Einschränkung aussieht, entpuppt sich bei genauer Betrachtung als nur mäßig relevant, da die meisten (und vor allem schönsten) Plätze weiterhin zugänglich sind.
Und soviel schon mal vorweg: Von super einsam bis touristisch voll erschlossen ist bei den Ankerplätzen alles mit dabei und so gut wie nie fehlt das Tropenidyll aus feinem Sandstrand, grünem Palmengürtel und türkis leuchtendem Wasser. Für einen ersten Eindruck der Vielfalt der Ankerplätze stellen wir hier exemplarisch die schönsten und wichtigsten kurz vor.
Die Ankerplätze von Antigua
Green Island in der Nonsuch Bay
Beginnen wir mit den Ankerplätzen rund um die Nonsuch Bay und Green Island. Wer sich bis zur West Bay im Nordwesten der unbewohnten Insel vortastet, muss sich an gleich zwei, drei Riffen vorbeischlängeln. Was hier an der Ostküste eher die Regel als die Ausnahme und mit dem sehr guten Kartenmaterial und detaillierten Revierhandbuch auch problemlos möglich ist.
Die Ankerplätze rund um Green Island versprühen Karibik-Feeling pur, die kleine Bucht West Bay mit Strand, Palmen, Holzsteg und einer nur temporär betriebenen Gastronomie ist ein echtes Schmuckstück, zum Bleiben schön. Das i-Tüpfelchen dieses Platzes sind aber die vielen Schildkröten, die rund um die ankernde Yacht fast schon im Minutentakt ihre Köpfe aus dem Wasser strecken.
Long Island und Great Bird Island
Weiter nördlich bietet der Parham Sound weitere gut geschützte Ankerplätze an der Ostküste von Antigua. Diese sind allerdings nur durch den gut fünf Seemeilen langen Boon Channel ganz im Nordwesten von Antigua zu erreichen – ein fast zwei Seemeilen breiter und tiefer Kanal zwischen Festland und vorgelagerten Riffen. Die Jumby Bay auf der Privatinsel Long Island mit seinem exklusiven Resort wäre wieder so eine Traumbucht, der Zugang zur Insel ist für Segler aber nur eingeschränkt erlaubt.
Die Alternative zwei Seemeilen weiter ist Great Bird Island, eine von mehreren kleinen und unbewohnten Inseln entlang des Außenriffs, das Gebiet ist der vermutlich abgelegenste Teil von Antigua mit vielen einsamen Ankerplätzen. Die Insel ist ein Naturpark mit großer Vogelkolonie. Ein Pfad zur Steilküste auf der offenen Atlantikseite führt vorbei an den Fontänen zweier Blowholes und unendlich vielen kreischenden Vögeln.
Parham
Am „Festland“ von Antigua gegenüber liegt die kleine Ortschaft Parham, ein einsamer einheimischer Ort mit kleinen Holzhütten, Autowracks am Straßenrand und Fischerhafen. Kommen am Nachmittag die kleinen Fischerboote zurück in den Hafen, sieht man Männer in Neoprenanzügen, die ihre Tauchflaschen, Flossen und Harpunen von Bord wuchten. Und kistenweise Rifffische in allen Farben und Größen, jeder einzelne mühsam im Eins-zu-Eins-Duell mit der Harpune erlegt.
Dickinson und Deep Bay
Schauen wir auf die Nordwestseite der Insel, sticht als erstes die große und weit offene Bucht Dickinson Bay ins Auge. Mit ihren großen All-Inclusive-Hotelanlagen, Strandbars, Wassersportaktivitäten und Verkaufsständen am Strand ein Platz mit reichlich Action. Kuscheliger und vor allem auch besser vor der nördlichen Dünung geschützt, ist dagegen die Deep Bay etwas weiter südlich. Die über dem Wasser gebauten Urlaubsapartments erinnern an Bilder aus den Malediven, eine andere Attraktion liegt mitten in der Bucht: die ANDES, ein Wrack aus 1905, dessen Bug und Masten bis ganz dicht unter die Wasseroberfläche ragen.
Five Island Harbour
Ruhig, abgelegen und entspannt ist es in der riesigen und von einem Riff geteilten Bucht Five Island Harbour im Westen von Antigua. Zum Beispiel am Südufer in der Hermitage Bay mit seinem einsamen und unbebauten Robinson-Strand, den außer Yachtbesucher sonst kaum jemand zu sehen bekommt.
Morris Bay (Lignum Vitae Bay)
Die lange Landzunge des Jolly Beach ist so etwas wie der natürliche Wellenbrecher der gleichnamigen Marina dahinter, die Morris Bay (genauer: Lignum Vitae Bay) davor ihr Ankerplatz. Am Strand tobt das pralle Urlaubsleben, inklusive englischem Pauschaltourismus, Schaumparty mit Discomusik im Hotelpool und überfüllten Ausflugskatamaranen mit Tagesgästen. Trotzdem: Die coolen Strandlokale und der noch unbebaute Südteil des kilometerlangen Strandes geben der Bucht darüber hinaus auch ein anderes Gesicht.
Carlisle Bay
Im Süden und Südwesten gibt es mit den Buchten Ffryes, Darkwood, Cades, oder Morris Bay weitere gut vor dem Passat geschützte Ankermöglichkeiten. Gelegen an eher offenen Küstenabschnitten hat jede ihr ganz eigenes Setup. Etwas besser geschützt und schön wie aus dem Bilderbuch ist die Carlisle Bay. Der den Strand säumende Palmengürtel sieht aus wie gemalt und das edle und gleichnamige Resort mit seinem Strandpool und den verschiedenen Restaurants unterstreicht das exklusive Ambiente dieses Platzes.
Marmora Bay
Komplett in der Hand eines Resorts ist die kreisrunde und rundum geschützte Bucht Marmora Bay gleich neben English Harbour. Yachten dürfen hier ankern und gegen eine Gebühr auch die Einrichtungen des Resorts nutzen.
Barbuda: endlose Strände, Ankerplatz ohne Ende, kein Hafen
Barbuda ist in jeder Hinsicht eine Besonderheit, besser: eine besondere Schönheit. Die Insel ist fast halb so groß wie Antigua, hat nur 1.600 Einwohner und keine nennenswerte touristische Infrastruktur. Barbuda ist ein Paradies für Naturfans mit unendlich viel Ankerplatz vor kilometerlangen Sandstränden, der kleine Hafen des Ortes Codrington ist nur für flach gehende Boote erreichbar. Für die beiden wichtigsten Ankerplätze im Süden und im Norden von Barbuda sind mindestens zwei Tage unbedingt empfehlenswert.
Cocoa Bay im Süden von Barbuda
Zur Cocoa Bay im Süden sollte man zwei Dinge unbedingt wissen. Erstens: Es ist der vermutlich schönste Ankerplatz des ganzen Reviers – eine türkis leuchtende Badewanne vor einem Tropenstrand der Superlative. Die Zwei-Meter-Tiefenlinie ist hier so nah am Strand, dass man vom Ankerplatz locker an Land schwimmen kann. Auf dem Weg Richtung Norden kommt erst eine lässige Beachbar, dann ist der Weg frei für einen wilden, einsamen und kilometerlangen Strand mit feinstem Eieruhrsand. Die Weite, Ruhe und Schönheit dieses Platzes sind fast schon meditativ.
Auf dem Spaziergang Richtung Süden bis zum schmalen Südzipfel Cocoa Point trifft man unweigerlich auf den zweiten Punkt, der diesem Platz gerade ein neues Gesicht gibt. Hollywood-Schauspieler Robert de Niro hat hier zusammen mit einem US-Milliardär und einem australischen Investor Grundstücke gekauft, es entstehen gerade munter Villen, Restaurants, Sportplätze, noble Ferienwohnungen, Hubschrauberlandeplatz und einiges mehr.
Die vom Tourismus bisher weitestgehend unberührte Insel bekommt mit einem Schlag ein riesiges Nobelresort der Extraklasse, das im krassen Gegensatz zu den einfachen Lebensbedingungen der 1.600 Einwohner der Insel steht – im Inselort Codrington sind zum Beispiel bis heute noch nicht einmal die Schäden des verheerenden Hurrikans Irma aus 2017 beseitigt. Doch der Protest der Inselbewohner, der auch vor Londoner Gerichten stattgefunden hat, war erfolglos: Heute stehen die ersten und ohne Zweifel sehr stilvollen Villen mit ihren Terrassen-, Pool- und Gartenanlagen direkt am Strand und ab jetzt kann man vom Ankerplatz aus den Superreichen direkt ins Wohnzimmer gucken.
Low Bay im Norden von Barbuda
Auch wenn man entlang der schmalen Landverbindung vor der Codrington Lagoon auf beinahe fünf Seemeilen überall ankern kann, ist die Low Bay ganz im Norden der einzige Platz, der durch das vorgelagerte Riff ausreichend Schutz vor der oft aus nördlicher Richtung anrollenden Dünung bietet.
Seitdem der Hurrikan Irma in 2017 ein Loch in die schmale Landverbindung zwischen der Codrington Lagoon und dem karibischen Meer gerissen hat, kann der gleichnamige und einzige Ort der Insel auch mit dem eigenen Schlauchboot erreicht werden (sind allerdings etwa zwei Seemeilen).
Der Ort selbst ist keine Schönheit, bietet aber authentische Einblicke in die Lebensbedingungen der einheimischen Bevölkerung und ist Ausgangspunkt eines spektakulären Ausflugs (alternativ kann man sich auch vom Ankerplatz abholen lassen): Der gesamte Nordteil Barbudas ist ein Mangrovenwald und ein Schutzgebiet für eine der größten Kolonien von Fregattvögeln der Welt. Mit dem kleinen Motorboot geht es mitten hinein in die Brutgebiete dieser großen Vögel, ein Erlebnis und eine Nähe, die man so vermutlich nie in einem europäischen Vogelschutzgebiet erlebt.
Fazit: Antigua und Barbuda hat genug Ziele für einen ganz eigenen Törn
Kommen wir zurück zu der am Anfang gestellten Frage, ob Antigua und Barbuda als eigenes Reiseziel für einen Charterurlaub in der Karibik zu empfehlen ist. Wer eine Woche oder zehn Tage plant, kann unbesorgt sein: Die Möglichkeiten und Distanzen sind für diese Törndauer hervorragend geeignet, der Karibik-Flair ist top, die zwei „Offshore“-Passagen nach Barbuda und zurück bieten Passatwind-Segeln pur und die Abwechslung aus einsamen und touristisch voll erschlossenen Zielen ist enorm groß.
Wer zwei Wochen plant und sich mehr Passatwind-Segeln im offenen Atlantik wie bei einem Törn in den Windward Islands wünscht, kann seinen Tön jederzeit problemlos mit attraktiven Zielen auf die nahen Nachbarinseln der Leeward Islands ausweiten. Nach Süden zu den Inseln Montserrat, Guadeloupe und Dominica, im Westen geht es nach Nevis, St. Kitts, St. Barth und St. Martin.
Mehr Infos zu Antigua und Barbuda
Wind & Wetter
Im Revier herrscht stetiger Passatwind mit 10 bis 25 Knoten. Im Winter stärker und mehr aus Nordost (auch als Christmas winds bekannt), im Sommer schwächer und mehr aus Südost. Flautentage gibt es so gut wie nie. Immer muss auch mit Schauern oder Regentagen gerechnet werden. Schauer sind zum Teil mit starken Böen bis 40 Knoten Windgeschwindigkeit verbunden. Im Winter muss auch mit nördlicher oder sogar nordwestlicher Dünung gerechnet werden, die einige Ankerplätze unbrauchbar macht. Von Juni bis Oktober ist Hurrikan-Saison.
Riffnavigation
Im Schutz der vorgelagerten Inseln und Riffe an der Nord- und Ostküste von Antigua bekommt man es auch mit Riffnavigation zu tun (teilweise auch auf Barbuda). Soll heißen: Hier gibt es sowohl markierte wie auch unmarkierte Riffe, die bei der Ansteuerung von Ankerplätzen beachtet werden müssen. Die meisten sind bereits mit Hilfe der elektronischen Navigation einfach und sicher zu umfahren. Es gibt aber auch Ansteuerungen und Riffpassagen, die nur mit der sogenannten Augapfelnavigation sicher zu passieren sind (die wirklich kniffligen Problemfälle gehören für Chartersegler in der Regel zur Verbotszone). Mit Licht von hinten und polarisierten Sonnengläsern ist auch dann die sichere Passage leicht erkennbar und die Riffnavigation keine Raketenwissenschaft.
Algenplage
Seit bereits mehreren Jahren hat die Karibik ein Problem mit Teppichen von Braunalgen aus dem Sargassosee, die in großen Mengen auf dem Meer treiben und auch an die Strände gespült werden.
Ein- und Ausklarieren
Zoll- und Passbehörden gibt es in English Harbour, St. John, Jolly Harbour und North Sound Marina. Beim Einklarieren bekommt man eine Cruising Permit für das Land (inklusive Barbuda) und kann uneingeschränkt das Revier befahren (die Charteryachten vor Ort haben diese selbstverständlich). Die Kosten für die Behörden sind mit etwa 30 US-Dollar überschaubar und das Permit ist einen Monat gültig.
Literatur & Seekarten
Die Seekarte Imray A27 Antigua mit dem Maßstab von 1 : 50.000 und A26 Barbuda mit dem Maßstab von 1 : 45.000 sind sehr detailliert und gut für die Küstennavigation geeignet. Alternativ gibt es den Kartensatz NV Atlas Carribbean 12.2 – Leeward Island von Aguilla bis Dominica. Die Übersichtskarten zu Antigua und Barbuda sind hier im Maßstab 1 : 90.000, wichtige Detailkarten gibt es zusätzlich bis zum Maßstab 1 : 20.000.
Der Revierführer Leeward Island/Southern Edition von Chris Doyle und Lexi Fisher ist sowas wie die Bibel für das Revier, das Handbuch erscheint regelmäßig als Neuauflage (Verlag The Cruising Guide).
Anreise
Über London gibt es fast täglich Direktverbindungen mit British Airways (mit Flughafenwechsel in London). Seit 2024 gibt es auch eine Direktverbindung von Frankfurt, einmal wöchentlich (dienstags) mit Condor. Der Transfer vom Flughafen Antigua bis nach English Harbour dauert mit dem Taxi etwa 35 Minuten und kostet etwa 50 US-Dollar.
Geld & Preise
Die Landeswährung ist der EC-Dollar (Ostkaribischer Dollar), der US-Dollar wird fast überall gleichwertig akzeptiert (1 US-Dollar sind etwa 2,70 EC-Dollar). Kreditkarten werden fast überall genutzt, an touristischen Orten gibt es auch Geldautomaten.
Das Preisniveau ist in Bezug auf das gastronomische Angebot in etwa vergleichbar mit dem in Deutschland, Artikel für den täglichen Bedarf im Supermarkt sind dagegen je nach Produktgruppe entweder ähnlich (zum Beispiel lokales Obst, Gemüse oder Alkohol) oder deutlich teurer (zum Beispiel Marmelade, Käse, Schokolade).
Einkaufen
Der Supermarkt in English Harbour ist zusammen mit den wenigen kleinen Geschäften der Umgebung ok, aber kein Vergleich zu den beiden großen Supermärkten der Insel in Jolly Harbour und St. John's. Die 30-minütige Taxifahrt oder ein Mietwagen ist schnell gut investiertes Geld.
Mietwagen
Sowohl am Flughafen wie auch in English Harbour sind Mietwagen problemlos erhältlich, auch Oneway-Mieten sind möglich. Ein Kleinwagen mit einfachem Versicherungsschutz gibt es oft schon ab etwa 50 US-Dollar pro Tag (Achtung: Linksverkehr). Obligatorisch ist der Erwerb einer lokalen Führerscheinerlaubnis für 20 US-Dollar.
Sprache
Antigua und Barbuda ist Teil des British Commonwealth, die Amtssprache ist Englisch.
Telefon und Internet
Europäische Mobilfunkanbieter nehmen in der Regel sehr hohe Roaminggebühren und es ist ratsam, eine SIM-Karte vor Ort zu kaufen oder (noch einfacher) eine E-SIM-Karte zu nutzen (zum Beispiel von Airlo oder Simsolo)
Strom
An Land wie auf den Charteryachten gibt es nur britische Steckdosen und Steckerformate. Ein Reisestecker (Adapter) ist unbedingt erforderlich.
Angeln
Hierzu ist eine Angelerlaubnis notwendig, die 100 US-Dollar für 3 Monate kostet. Speerfischen ist verboten.
Chartern auf Antigua und Barbuda
Im Vergleich zu den sehr großen Charterflotten der Karibik auf Martinique, St. Martin oder den British Virgin Islands ist das Charterangebot auf Antigua überschaubar. Aber dennoch professionell, da es weitestgehend von international tätigen großen Charteranbietern wie The Moorings oder Sunsail angeboten wird. Beide Unternehmen haben ihren Stützpunkt in English Harbour, die sensationelle Atmosphäre rund um die als UNESCO-Weltkulturerbe klassifizierten Nelson‘s Dockyard machen schon die Charterbasis zum Erlebnis.
Beide Charterunternehmen bauen eigene und extra für den Charterbetrieb konzipierte Segelyachten und Katamarane. Auch das Equipment der Yachten ist sorgfältig für die hohe Beanspruchung ausgewählt und damit hochwertig und robust. Der Service und die Qualität der beiden Unternehmen gelten in der Branche allgemein anerkannt als hochwertig, die ganze Abwicklung als extrem zuverlässig. Ein Segelschein ist nicht erforderlich, die Qualifikation zum Führen einer Yacht wird aber abgefragt. Wer möchte, kann einen Skipper zur Yacht mit dazu buchen und die komplette Verantwortung für die Schiffsführung abgeben.
Das umfangreiche Programm an Yachten und Katamaranen von Sunsail auf Antigua sowie Preise sind hier zu finden. Eine persönliche und deutschsprachige Beratung ist über das deutsche Büro in Bad Vilbel möglich:
SUNSAIL
Telefon: +49 61 01 55 79 15 79
Mail: info@sunsail.de
Internet: www.sunsail.com/de