Segeln Schweden: Revierinformation Vänernsee

Ein Beitrag von

Sönke Roever

Sönke hat 100.000 Seemeilen Erfahrung im Kielwasser und von 2007 bis 2010 zusammen mit seiner Frau Judith die Welt umsegelt. Er veranstaltet diverse Seminare auf Bootsmessen (siehe unter Termine) und ist Autor der Bücher "Blauwassersegeln kompakt", "1200 Tage Samstag" und "Auszeit unter Segeln". Sönke ist zudem der Gründer von BLAUWASSER.DE und regelmäßig mit seiner Frau Judith und seinen Kindern auf der Gib'Sea 106 - HIPPOPOTAMUS - unterwegs.

Der Vänernsee ist ein riesiges Segelrevier

Der Vänernsee ist ein Binnensee im Südwesten von Schweden. Er ist mit einer Fläche von über 5.000 Quadratkilometern in etwa zehnmal so groß wie der Bodensee. Er ist zudem der größte See Schwedens sowie der größte See der Europäischen Union.

Obwohl es sich um einen Binnensee handelt, hat diese Wasserfläche beachtliche Ausmaße und man sollte die Entfernungen als Segler nicht unterschätzen. Von West nach Ost sind es 45 Seemeilen und von Nord nach Süd 55 Seemeilen von Ufer zu Ufer. Und segelt man direkt von Vänersborg nach Kristinehamn diagonal über den See, sind es fast 80 Seemeilen. Insgesamt ist die Küstenlinie des Vänern über 1.000 Seemeilen lang. Häufig sieht man beim Segeln auf dem Vänern daher in mindestens einer Himmelsrichtung gar kein Land am Horizont.

©BLAUWASSER.DE

Entstanden ist der Vänern während der letzten Eiszeit vor 10.000 Jahren, als große Erdteile des heutigen Schwedens von Gletschern und Eismassen mehr oder minder umgekrempelt und neu geformt wurden. Dabei wurde der Vänernsee, nachdem der Druck des Eises verschwunden war, durch die dann einsetzende Landhebung vom Meer abgeschnitten. Im Ergebnis liegt er 44 Meter über dem Meeresspiegel und ist im Durchschnitt 27 Meter tief. An seiner tiefsten Stelle sind es 106 Meter. Oder anders ausgedrückt: Der Vänernsee hat ein Wasservolumen von 153 Kubikkilometern.

All diese Fakten machen schnell deutlich, dass der Vänernsee als eigenständiges Segelrevier betrachtet werden muss. Mehr noch: Aufgrund der Weite kann man auf dem Binnensee Wochen verbringen, ohne dass es langweilig wird. Im Gegenteil: Dabei geht es durchaus abwechslungsreich zu. Es gibt sommerlebendige Kleinstädte, strandreiche Buchten, idyllische Ankerplätze und unzählige Schären-Naturhäfen. Was nicht verwundert, da es im Vänern über 22.000 Inseln gibt.

Häufig sieht man beim Segeln auf dem Vänern zumindest in eine Richtung kein Land. ©Sönke Roever

Die An- und Abreise zum Segeln auf dem Vänernsee

Wer den Vänernsee befahren möchte, hat zwei Optionen: Die „übliche“ ist eine Reise von Ost nach West durch den Göta-Kanal, also von Stockholm in Richtung Göteborg. Der Göta-Kanal mündet bei Sjötorp am Ostufer des Vänern in diesen und von dort aus sind es 60 Seemeilen bis Vänersborg, wo die Reise durch den Trollhätte-Kanal Richtung Göteborg fortgesetzt wird. Auf dieser Strecke liegen einige der schönsten Abschnitte des Sees. Das klingt vielversprechend und trotzdem lässt man dabei einen großen und zudem sehr attraktiven Teil des Vänern aus. Kurzum: Es würde sich lohnen, hier mehr Zeit zu investieren, um den See zu erkunden.

Für viele Segler führt der Weg zum Vänernsee durch den Göta-Kanal. ©Sönke Roever

Die alternative Anreise erfolgt in umgekehrter Richtung von Göteborg kommend durch den Trollhätte-Kanal. Dieser ist 45 Seemeilen lang, hat sechs Schleusen und wurde von mir in diesem Beitrag ausführlich beschrieben. Da es auf dem Trollhätte-Kanal immer Gegenstrom gibt und die Schleusenarbeit Zeit in Anspruch nimmt, sollte man für die Passage von Göteborg bis Vänersborg sinnvollerweise zwei Tage einplanen.

Tipp: Eine attraktive Routenaufteilung ist diese: Am ersten Tag von Göteborg bis Åker Vass und am zweiten Tag durch die Schleusentreppe von Trollhättan weiter bis zum niedlichen kleinen Hafen von Sikhall am Vänern – sofern das Wetter es erlaubt.

Die Törnplanung beim Segeln auf dem Vänernsee

Die gute Nachricht gleich vorweg: Man kann auf dem Vänern trotz seiner Ausmaße gut kreuz und quer hin- und herfahren und findet immer ein einigermaßen nahegelegenes Ziel. Primär gibt hier das Wetter den Reiseplan vor. Dabei sollte man aber wissen, dass die Halbinsel Värmlandsnäs und die Insel Kållandsö den See in einen westlichen und einen östlichen Teil teilen. Der westliche Teil wird Dalbosjön genannt, der größere östliche Teil Värmlandssjön. Zwischen den beiden Landflächen, die wie Nasen in den See von Norden und Süden hineinragen, gibt es einen Sund.

Wer Naturhäfen mit auf den Törnplan nimmt, findet alle paar Seemeilen einen Liegeplatz. ©Sönke Roever

Durch diese Zweiteilung wirkt der Vänernsee beim Blick auf die Karte etwas verwinkelt. Das ist gut so, da es den Vänern trotz seiner Weite etwas kleiner macht, was die zu segelnden Distanzen betrifft. Im Grunde genommen gibt es keine Passage über offenes Wasser, die länger als 20 Seemeilen ist. Vielmehr ist es so, dass man vielerorts in einer Entfernung von weniger als zehn Seemeilen eine neue Anlaufstelle findet, sofern man nicht nur Marinas ansteuert, sondern auch bereit ist, in einem Naturhafen an den Schären festzumachen oder zu ankern.

An Land gibt es rund um den Vänernsee viel Natur zu entdecken. ©Sönke Roever

Der Anteil der Yachten, die auf dem Vänernsee unterwegs sind, ist vergleichsweise gering, sodass man selbst in der Hochsaison nicht allzu viele Boote auf dem offenen Wasser oder an der Küste sieht. Segelboote sind dabei in der Unterzahl, man trifft vornehmlich Motorboote. Zudem sind die Boote kleiner als beispielsweise in den West- oder Ostschären.

Wirklich voll wird es in den meisten Buchten nur selten. ©Sönke Roever

Die Boote der Einheimischen sind gleichmäßig entlang der Marinas um den See verteilt, während das Gros der Gastyachten tendenziell von Vänersborg nach Sjötorp zum Eingang des Göta-Kanals beziehungsweise in umgekehrter Richtung verkehrt. Erfahrungsgemäß wählen die meisten deutschen Segler beim Transit zwischen den Kanälen die kürzeste Route durch den Schärengarten von Kållandsö entlang der gleichnamigen Halbinsel im Süden des Sees.

Eine landschaftlich reizvolle Route führt durch den Schärengarten von Kållandsö. ©Sönke Roever

Der Schärengarten von Kållandsö ist landschaftlich reizvoll und folglich eine gute Wahl für Naturliebhaber. Er ist aber bei weitem nicht der einzige sehenswerte Abschnitt am Vänern, der zum Verweilen einlädt. Gut beraten ist, wer Zeit im Gepäck hat und auch andere Teile des Sees erkunden kann. Das lohnt sich allemal. Weitere Highlights sind die Schärenbuchten und -inseln südlich von Åmål, die Halbinsel Ekenäs mit ihren Naturhäfen, die Nationalparks Djurö und Brommö sowie die Schären rund um Karlstadt.

Es gibt viele attraktive Ankermöglichkeiten rund um den Vänernsee. ©Sönke Roever

Das Wetter beim Segeln auf dem Vänernsee

Betrachtet man die Landkarte, so stellt man fest, dass der Vänernsee von den westschwedischen Schären aus gesehen nur 50 Seemeilen landeinwärts liegt. Das bedeutet, dass der im Skagerrak überwiegend aus westlicher Richtung wehende Wind zügig auch den Vänern erreicht. Dabei wird er durch das dazwischenliegende Land kaum gebremst.

Kommt der Wind aus dem westlichen Sektor, kann er kühl sein – je nach Temperatur über der Nordsee. Kommt er aus östlicher Richtung, ist er tendenziell wärmer, da er lange Strecken über das schwedische Festland zurückgelegt hat. In den Sommermonaten Juni, Juli und August liegt die Durchschnittstemperatur beim Höchstwert des Tages bei 20 Grad Celsius und beim Tiefstwert des Tages bei 10 Grad Celsius.

Im Sommer kann man es auf dem Vänernsee gut aushalten. ©Sönke Roever

Anders als auf dem offenen Meer ist ein Binnensee logischerweise ein geschlossenes Gewässer, was einige Effekte mit sich bringt, insbesondere hinsichtlich des Seegangs. Bei starkem Nordostwind wirkt beispielsweise der südwestliche Zipfel des Vänernsees wie ein Trichter, da er spitz zuläuft. Er hat eine beachtliche Länge von 20 Seemeilen und der Seegang, der sich hier aufbaut, wird am Scheitel aufgrund der abnehmenden Breite zwischen den Ufern immer stärker zusammengedrückt. Dadurch wird er immer steiler und ruppiger. Kommt es zu Sturm, gleicht, der See hier dann einem Hexenkessel und es kann unmöglich sein, Vänersborg gegen den Wind in Richtung des Sees zu verlassen. Glücklicherweise ist Nordoststurm im Sommer eine seltene Windrichtung.

Umgekehrt gibt es den Effekt auch: Wer bei starkem Südwestwind an der Küste zwischen Säffle und Ekenäs segelt, hat es mit einer Welle zu tun, die sich über 40 Seemeilen aufbauen konnte und die aufgrund der unregelmäßigen Wassertiefen vor der Küste sehr unangenehm wird, da sie kurz und steil ist. Die hier verlaufenden inneren Schärenwege bieten keinen vollständigen Schutz gegen diesen anrollenden Seegang. Das habe ich selbst schon leidvoll erfahren.

Eher die Ausnahme als die Regel: zickiger, kurzer, steiler See-Seegang. ©Sönke Roever

Ansonsten gilt für den Vänernsee, dass die Wettervorhersage sehr genau im Auge behalten werden muss, da es immer wieder Wetterwechsel gibt. Dabei kann es ab fünf Windstärken unangenehm werden, weil der Vänern bekannt ist für seinen kurzen steilen Seegang, der dann entsteht. Spätestens bei sechs Beaufort ist es oftmals ratsam, den Tag im Hafen zu verbringen – Wind von achtern einmal ausgenommen.

Das Wetter auf dem Vänernsee kann sehr wechselhaft sein. ©Sönke Roever

Achtung: Viele Liegeplätze haben keine schützenden Hafenmolen. Sie befinden sich in Naturhäfen und sind bei bestimmten Windrichtungen sowohl gegen den Wind als auch gegen den Seegang völlig ungeschützt.

Vielleicht sei noch einmal daran erinnert, dass es sich zwar vordergründig um einen Binnensee handelt, dieser sich aber bei genauer Betrachtung wie ein offenes Meer verhält, da die Entfernungen so groß sind. Genau genommen ist es sogar noch ein wenig perfider. Der Vänern bietet aufgrund seiner Distanzen dem Wind hervorragende Möglichkeiten, Seegang aufzubauen, um diesem dann in den Ecken des Sees seitliche Begrenzungen durch Ufer entgegenzustellen, sodass die Wellen ihn einengen, verstärken und stolpern lassen.

Wer in Naturhäfen anlegen möchte, sollte die geschützte Leeseite der Inseln wählen. ©Sönke Roever

Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Windstärken oberhalb von fünf Beaufort auf dem See unangenehme Wellen hervorrufen können. Das relativiert sich allerdings ein wenig, da es in den Sommermonaten vornehmlich Winde zwischen null und vier Beaufort gibt, was sehr angenehmes Segeln mit wenig Seegang auf dem See erlaubt.

Typisches Segeln auf dem Vänernsee im Sommer mit Sonne. ©Sönke Roever

In diesem Zusammenhang ist auch die Wassertemperatur interessant: Sie erreicht in den Sommermonaten schnell 20 Grad Celsius, kann bei starkem Wind aber auch in Teilen des Sees mit viel Wassertiefe innerhalb kürzester Zeit um einige Grad Celsius sinken, wenn der Wind das Wasser aufwühlt und kaltes Wasser aus der Tiefe an die Oberfläche holt. In der Regel dauert es aber nur ein paar Tage, bis sich das Wasser wieder erwärmt hat. Dennoch gibt es den Nebeneffekt, dass nach einer Starkwindperiode mit abgesunkenen Wassertemperaturen das Sommerfeeling auf dem See ein wenig verloren geht und es nachts im Schiff kühl ist. Das gilt auch fürs Segeln, da der Wind vom kalten Wasser abgekühlt wird. Ich habe hier schon Temperaturstürze beim Wasser von 20 auf 12 Grad Celsius nach einem Sommersturm erlebt.

Das klingt alles bedrohlicher, als es ist. Daher sei noch einmal erwähnt, dass der Vänernsee ein wunderbares Revier zum Segeln ist, in dem in der Regel schöne, stetige Winde wehen, die Spaß machen. Das gilt umso mehr für Zeiten, in denen ein Skandinavienhoch fest über dem See liegt.

Bewährt haben sich für uns die Wettervorhersagen in der App Windy.com im Modell ECMWF. Eine Seegang-Prognose gibt es hier jedoch nicht.

Segelsommer auf dem Vänernsee unter dem Skandinavienhoch. ©Sönke Roever

Der Wasserstand beim Segeln auf dem Vänernsee

Zehn Prozent der Fläche Schwedens entwässern in den Vänernsee. Somit gibt es einen kontinuierlichen Zufluss, der den Wasserstand des Sees steigen lassen würde, gäbe es nicht einen Abfluss über den Fluss Göta Älv in Richtung Kattegat. Entlang der Göta Älv gibt es Staustufen, über die der Pegel des Vänernsees künstlich gesteuert wird. Er liegt offiziell 43,8 Meter über dem des Kattegats.

Durch den menschlichen Eingriff in Bezug auf den Wasserstand ist das Segeln auf dem See relativ einfach, da die Wassertiefen in den Seekarten eine verlässliche Bezugsgröße darstellen. Leider ist das nur auf den ersten Blick so. Betrachtet man das Thema genauer, wird es komplizierter, da es verschiedene Pegel gibt, die als Referenz für den Wasserstand des Vänernsees gelten.

Beim Segeln auf dem Vänernsee muss der Wasserstand beachtet werden. ©Sönke Roever

Ursprünglich wurde die Maßgabe für den Wasserstand am westlichen Ende des Götakanals bei Sjötorp am Ostufer des Vänernsees an der letzten Schleuse festgelegt. Das Ziel war, eine einheitliche Tiefenangabe für den Götakanal und den Vänernsee zu fixieren. Allerdings ist dieser Wert sehr konservativ, da man auf der sicheren Seite sein wollte. In der Folge sind die Wassertiefen in Seekarten, die auf diesem Pegel basieren, sehr niedrig angegeben. Dabei trägt der Vänernsee in den Sommermonaten seit Jahrzehnten in der Regel immer mindestens 40 Zentimeter mehr Wasser. Die Hersteller von Seekarten für Sportboote sind daher inzwischen dazu übergegangen, alle Werte um 40 Zentimeter zu erhöhen. Das erspart den Seglern die Umrechnung im Kopf und lässt den See auf dem Papier deutlich besser schiffbar erscheinen, insbesondere in den flachen Randbereichen. Der neue Referenzpunkt liegt somit bei 44,2 Metern statt bei 43,8 Metern über dem Kattegat und entspricht eher der Realität als der alte.

Hinweis in einer Seekarte für die geänderte Bezugstiefe (roter Kasten). ©Navionics/BLAUWASSER.DE

An verschiedenen Stellen rund um den Vänern gibt es Pegel, die den aktuellen Wasserstand anzeigen, beispielsweise an der Dalbobron bei Vänersborg. Dieser Pegel bezieht sich auf den ursprünglichen Wert von 43,8 Metern. Das bedeutet: Liest man hier beispielsweise einen Wert von plus 60 Zentimetern ab, hat der Vänernsee in Bezug auf die bereits um 40 Zentimeter korrigierte Sportbootseekarte einen um 20 Zentimeter höheren Wasserstand als in der Sportbootseekarte angegeben.

Die Navigation beim Segeln auf dem Vänernsee

Die Navigation auf dem Vänernsee ist mit der in den west- oder ostschwedischen Schärengebieten vergleichbar, da auch hier unzählige Felsen, insbesondere in Ufernähe, Tausende von Inseln bilden. Die Mitte des Sees ist hingegen tendenziell tief und frei von Flachstellen.

Zum Rand hin gibt es im Vänernsee viele Schären und Unterwasserfelsen. ©Sönke Roever

Die meisten Segelstrecken werden im tiefen Wasser zurückgelegt. Es gibt aber auch Abschnitte mit Fahrwassern, die landschaftlich reizvoll sind und durch Schärengebiete hindurchführen. Dabei muss stets die empfohlene Wassertiefe für den jeweiligen Schärenweg beachtet werden. Einige Wege sind nur mit einer Tiefe von 1,80 Metern ausgewiesen und dieser Wert berücksichtigt bereits die vorstehend beschriebene Erhöhung des Wasserstandes um 40 Zentimeter bei der Kartographie.

Alle Untiefen und Hindernisse im See sind sehr gut gekennzeichnet. Fahrrinnen werden vorzugsweise mit grünen und roten Tonnen markiert, einzelne Felsen im offenen Wasser mit Kardinalzeichen oder als Einzelgefahrentonnen.

Die Anzahl der Leuchttürme am Vänernsee ist überschaubar. ©Sönke Roever

Die Anzahl der Leuchttürme im Seegebiet des Vänern ist überschaubar. Sie wurden primär aufgestellt, um dem geringen Anteil an Frachterverkehr auf dem See gerecht zu werden. Für Segler sind sie eher von untergeordneter Bedeutung, zumal es aufgrund der langen Helligkeitsperioden im skandinavischen Sommer wenig Gründe gibt, den Vänernsee bei Nacht zu befahren. Da die meisten Seezeichen unbeleuchtet sind, würde ich ohnehin davon abraten wollen.

Dieser Leuchtturm steht auf der Insel Djurö. ©Sönke Roever

Für das Ansteuern der Naturhäfen haben sich die elektronischen Seekarten von Navionics bewährt. Ebenso waren die Detailpläne der norwegischen Hafenführerserie Hammgeiden – in dem Fall Band 9 – mit vielen Luftaufnahmen hilfreich. Ein Ausguck auf dem Bug kann beim Einlaufen in eine Bucht vorteilhaft sein. Oftmals ist das Wasser jedoch zu trüb.

Der Vänernsee hat viele Gesichter. ©Sönke Roever

Die Häfen und Ankerplätze am Vänernsee

Theoretisch gibt es rund um den Vänernsee über 25 Marinas. Praktisch kommen davon aber nicht alle für Yachten mit einem Tiefgang von zwei Metern infrage. In einigen Marinas ist das Wasser für diesen Tiefgang nicht tief genug. Besonders beliebt bei Seglern sind die Marinas in Vänersborg, Hörviken, Åmål, Spiken, Mariestad, Kristineham und Karlstadt. Hier liegt man überall sehr gut.

Marina Åmål. ©Sönke Roever

Generell ist die Infrastruktur in den Marinas sehr gut. Strom und Wasser an den Stegen gehören ebenso zum Standard wie gute Sanitäranlagen samt Waschmaschine. Die Dichte an Tankstellen ist ebenfalls sehr gut. Sie verteilen sich rings um den See.

Die größte Marina am Vänernsee ist in Karlstadt zu finden. ©Sönke Roever

Darüber hinaus gibt es über 100 Naturhäfen. Diese sind unterschiedlichster Couleur: Während man in einigen Buchten einen Hurrikan abwettern könnte, werden andere nur von flachen Schären umgeben oder sind gar nur in eine Himmelsrichtung geschützt. Hier gilt es, das Wetter im Auge zu behalten und die Plätze entsprechend sorgfältig auszuwählen. Besonders attraktiv und beliebt sind die Naturhäfen von Bösshamn und Lindökroken.

Im Sommer ein Publikumsmagnet: Lindökroken. ©Sönke Roever

Der Ankergrund in den Naturhäfen besteht nahezu überall aus Lehm, Ton und Schlick. In Buchten mit Stränden kann es auch Sandgrund geben. Kurzum: Der Anker hält überall sehr gut. Daran ändert auch das Seegras nichts, das in flachen Zonen stellenweise in Form vereinzelter, langer Halme bis an die Oberfläche reicht. Schade ist dabei nur, dass das Wasser trübe ist und man den Grund nicht sieht. Die Sichttiefe des Vänernsee liegt bei etwa einem Meter.

In vielen Naturhäfen bekommt man auch in der Hochsaison spät abends noch einen Platz. ©Sönke Roever

Diese Häfen am Vänernsee haben wir für euch besucht und ausführlich beschrieben

Wir haben uns die Mühe gemacht, den Vänernsee ausführlich für euch zu erkunden, und haben neben diesen Revierinformationen etliche Marinas, Naturhäfen und Ankerplätze ausführlich beschrieben. Klicke auf einen der Liegeplätze und du gelangst direkt zur ausführlichen Beschreibung des Ortes.

Ankerplatz Djurö Malbergshamn (Schweden/Vänern)

Der Schärenarchipel von Djurö ist ein Nationalpark und bietet unzählige Möglichkeiten zum Ankern oder Festmachen an den Felsen. Insgesamt besteht der Djurö-Archipel aus 30 Inseln. Auf den Inseln kann man drei schöne Rundwanderungen unternehmen.

Hafen/Marina Åmål (Schweden/Vänern)

Åmål ist eine Kleinstadt im Nordwesten des Vänernsees. Es gibt einen gemütlichen, zentrumsnahen Yachthafen mit einigen Liegeplätzen für Gastyachten. Es bestehen regelmäßige Zugverbindungen nach Karlstad oder Göteborg.

Hafen/Marina Sikhall (Schweden/Vänern)

Der kleine Hafen von Sikhall liegt im Südwesten des Vänernsees, etwa acht Seemeilen nordöstlich von Vänersborg. In der Clubanlage des Vänersborger Segelclubs sind Gastyachten sehr willkommen.

Hafen/Marina Vingens Hamn (Schweden/Vänern)

Vingens Hamn liegt gut zehn Seemeilen südwestlich der Stadt Åmål im Nordwesten des Vänernsees. Segler finden hier eine landschaftlich reizvolle, gut geschützte und weitläufige Bucht zwischen mehreren Inseln.

Naturhafen Lindökroken (Schweden/Vänern)

Der Vänern ist ein See mit fast 22.000 Inseln und Inselchen. Als eine der schönsten gilt Lindökroken im Naturschutzgebiet Brommö Skärgard. Mit anderen Inseln bildet Lindökroken einen halbrunden Naturhafen, der wegen des hohen Baumbestandes viel Schutz bietet.

Die Versorgung rund um den Vänernsee

Grundsätzlich ist die Versorgung rund um den Vänern sehr gut. In den größeren Ballungsräumen wie Vänersborg, Åmål, Karlstadt, Kristinehamn, Lidköping oder Mariestad findet man ein reichhaltiges Angebot für Dinge des täglichen Bedarfs, beispielsweise Supermärkte, Apotheken, Banken oder Fachgeschäfte sowie Restaurants, Bars und Cafés.

In den Ballungszentren ist die Versorgung sehr gut. ©Sönke Roever

Wer viel Zeit in den Naturhäfen verbringen möchte, sollte in den Versorgungszentren vorausschauend bunkern, da es in den ländlichen Bereichen kaum Infrastruktur diesbezüglich gibt. Oder anders formuliert: Aufgrund der Größe des Vänernsees kann man hier tagelang von einer Bucht zur nächsten tingeln und sich treiben lassen. Dabei autark zu sein, ist dann vorteilhaft.

Noch schwieriger gestaltete es sich leider mit Werften, Winterlagern und Servicebetrieben rund um Yachten. Da dürfte die vergleichsweise große Stadt Karlstadt die erste Wahl sein. Mariestad ist diesbezüglich auch eine gute Adresse. Andernorts ist das Angebot dünn.

Yachten im Hafen von Mariestad. ©Sönke Roever

Chartern am Vänernsee

Charterangebote bekannter Anbieter gibt es direkt am Vänernsee nicht. Mit etwas Recherche findet man ein paar kleinere private Yachten. Alternativ kann ab Göteborg gechartert werden. Dann erfolgt die An- und Abreise zum Revier durch den Trollhätte-Kanal. Das lohnt sich jedoch nur bei einer Törndauer von mindestens zwei Wochen, da pro Richtung eineinhalb Tage auf dem Kanal benötigt werden.

Am besten kann bei der Vermittlung eine Charteragentur helfen. Diese Firmen können dir behilflich sein.

Fazit

Der Vänernsee ist ein Segelrevier, das auf den ersten Blick unterschätzt wird, in Wirklichkeit aber sehr viel zu bieten hat. Wer hier mit der Yacht unterwegs ist, erlebt ein Binnenmeer, das sich anfühlt wie ein großes Meer. Weite Wasserflächen wechseln sich mit idyllischen Schärenbuchten, lebendigen Kleinstädten und einsamen Naturhäfen ab. Überall locken neue Ziele – sei es eine geschützte Ankerbucht, ein kleiner Hafen oder eine Insel zum Erkunden.

Ein Traumstrand. Auch das ist der Vänernsee. ©Sönke Roever

Mit einer sorgfältigen Törnplanung bleiben die Distanzen trotz der Weitläufigkeit des Vänernsees überschaubar und es findet sich immer ein guter Platz für die Nacht. Natürlich verlangt das Wetter dabei Aufmerksamkeit.

Wer Einsamkeit mag und sich auf den Vänernsee einlässt, wird mit abwechslungsreichen Segeltagen und spannenden Zielen belohnt – vorausgesetzt man hat Zeit im Gepäck. Dann entfaltet der Vänernsee seine ganze Schönheit und Vielseitigkeit.

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