Segeln in Belgien: Törnbericht mit allen Infos

Ein Beitrag von

Michael Amme

Michael ist seit über 20 Jahren als Journalist und Fotograf auf dem Wasser tätig. Der studierte Geograf hat weltweit Reisereportagen in mehr als 100 Charter- und Blauwasserrevieren produziert. Zudem haben den Hamburger viele Segelreisen und seine frühere Tätigkeit als Charter- und Überführungsskipper rund um den Globus geführt. Zusammen mit Sönke Roever ist er die treibende Kraft von BLAUWASSER.DE und ein beliebter Referent auf Bootsmessen und diversen Seminaren (siehe Termine).

Das Erlebnis belgische Küste besteht aus vier Häfen, Hochhäusern, Flanierpromenaden, flachen Küsten, Dünenlandschaften und der offenen Nordsee mit Sandbänken und Strömungen

Für die Erkundung der belgischen Nordseeküste besteigen wir – meine Frau Karen und ich – eine Charteryacht in Nieuwpoort ganz im Westen des Landes. Chartern in Belgien? Die Frage ist berechtigt, zumal die Nordseeküste Belgiens nur vier Hafenorte hat und kaum mehr als 35 Seemeilen lang ist. Warum sollte man hier segeln oder chartern? Die Antwort kennt Helge Kröger von Starsails, der neben seinen Charterbasen in Holland und auf Mallorca zusammen mit seinem belgischen Partner Westsails nun auch eine Basis in Belgien betreibt.

Typisch für die belgischen Häfen sind die weit in die Nordsee ragenden Hafenmolen wie hier in Nieuwpoort. ©Michael Amme

„Ganz besonders interessant ist Belgien als Starthafen für alle, die auch einen Törn nach England planen. Ramsgate oder Dover sind mit einer langen Tagesetappe von hier aus gut zu erreichen“, sagt der erfahrene Charterexperte. „Darüber hinaus kann ein Törn mit Starthafen Belgien im Westen leicht auf die vielen Häfen der französischen Kanalküste ausgeweitet werden und im Osten auf die niederländische Westerschelde, das Veerse Meer und die Osterschelde.“

Optionen also gibt es genug, doch was genau hat die belgische Küste selbst zu bieten? Mit dem Auto erreichen wir den langen Hafenkanal von Nieuwpoort, auf dem Weg zum Königlichen Yacht Club sehen wir Mastenwälder in gleich mehreren Hafenbecken. „Hier im Yacht Club seid ihr auf der richtigen Seite, um schnell an die Strandpromenade, zu den Supermärkten oder das Stadtzentrum zu kommen“, erzählt uns Hendrik Lavaert bei der Yachtübergabe. Der Belgier aus dem nahen Brügge ist der Partner von Starsails und kümmert sich auch um die Yachtübergaben.

Hendrik Lavaert ist Belgier und übergibt uns in Nieuwpoort unsere Dufour 390. ©Michael Amme

Sandbänke, flache Küsten, eine riesige Muschelfarm und die gegen Nordwind ungeschützte Küste erschweren die Navigation

Unsere Dufour 390 ist nagelneu und im top Zustand. Beim gemeinsamen Mittag im Clubrestaurant über dem Hafenbecken können wir mit Hendrik unsere ersten Fragen zum Segeln entlang der belgischen Küste klären. Zum Beispiel, wie gefährlich die vielen flachen Sandbänke sind, die sich praktisch vor der gesamten belgischen Küste bis dicht vor die Hafeneinfahrten ausbreiten. Zunächst einmal die gute Nachricht: „Die Sandbänke verändern sich über die Jahre kaum und sind an den entscheidenden Gefahrenstellen auch gut betonnt“, erzählt Hendrik, der hier bereits seit seiner Kindheit segelt.

Gefahrentonnen wie diese Ost-Untiefentonne sieht man viele beim Segeln entlang der belgischen Küste. ©Michael Amme

Er selbst segelt auf den Etappen zwischen den belgischen Häfen lieber weiter draußen, „zwingend notwendig ist das aber nicht.“ Das bestätigt ein Blick in die Seekarte genauso wie Pierre, der Hafenmeister von Blankenberge, den wir ein paar Tage später treffen: „Mit einer Ausnahme sind alle Sandbänke entlang der belgischen Küste auch bei Niedrigwasser von Kielyachten sicher passierbar. Nur die Broers Bank zwischen Nieuwpoort und der französischen Grenze nicht.“

Aber Achtung: Sandbänke wie zum Beispiel die Strom Bank oder die Wenduinenbank rund um Oostende haben zum Teil nur etwas mehr als zwei Meter Wassertiefe. Bei Starkwind und auflandigem Seegang kann es hier durch Grundseen dann durchaus gefährlich werden. Zum Glück findet sich abseits der Sandbänke stets auch tieferes Wasser, auch wenn das dann meist zu Kurswechseln zwingt.

Ohne hohen Seegang können fast alle Sandbänke vor der Küste auch mit Kielyachten passiert werden. ©Michael Amme

Die schlechte Nachricht in Bezug auf die belgische Küste bezieht sich auf den kerzengeraden Verlauf der Küste, der nirgends Schutz bietet. „Bei südlichen Winden ist das alles kein Problem, da kann man die Küste auch bei Starkwind besegeln“, sagt Hafenmeister Pierre. Bei nördlichen Winden aber wird es problematisch: „Ich als Einhandsegler mit einem kleinen Boot gehe dann bei sechs Windstärken definitiv nicht mehr raus.“ Das sieht Hendrik ähnlich, fügt aber hinzu: „Mit einer hochseetauglichen Yacht wie eurer ANTARES geht das auch noch bei sechs Windstärken.“

Bei ruhigem Wetter oder ablandigen Winden ist die Nordseeküste vor Belgien ein Kinderspiel. ©Michael Amme

Ein neues Hindernis an der belgischen Küste ist die riesige Muschelfarm Westdiep Sea Farm gleich westlich von Nieuwpoort. „Mitten im tiefen Wasser des Westdiep gelegen, liegt sie auf einigen Kursen Richtung England und Frankreich ganz schön im Weg und zwingt einen damit zu Kurswechseln“, erklärt Hafenmeister Pierre aus Blankenberge.

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Strand, Dünen und Hochhäuser prägen das Küstenbild, bei ablandigen Winden ist auch ein Ankerstopp möglich

Jetzt im Hochsommer ist die Gefahr von Starkwind überschaubar. Wir starten unsere Reise entlang der belgischen Küste bei drei bis vier Windstärken aus West und verschieben die Erkundung von Nieuwpoort auf das Törnende. Raumschots pflügen wir mit Vollzeug durch die kleinen Nordseewellen dicht unter der Küste durch acht Meter tiefes Wasser. Endlose Strand- und Dünenlandschaften ziehen vorbei, gleich dahinter liegt eine fast ebenso durchgängige Hochhausbebauung, die bisweilen an Plattenbausiedlungen aus Berlin Marzahn erinnert.

Strand, Dünen und Hochhäuser prägen wie hier in Nieuwpoort das Bild der Küste. ©Michael Amme

Wie ist diese vermeintliche Bausünde direkt an der Küste zu erklären? Nun, im Wirtschaftsaufschwung der 1960er Jahre träumten belgische Familien davon, eine kleine Zweitwohnung am Meer zu besitzen. Und weil die belgische Nordseeküste auf gerade mal 65 Kilometer Länge begrenzt ist und jeder gerne Meerblick möchte, wurde und wird dicht an dicht in die Höhe gebaut. Andere Länder, andere Sitten – der Anblick jedenfalls ist gewöhnungsbedürftig.

Die Belgier nutzen und schätzen ihre Küste wie hier in Oostende so wie sie ist. ©Michael Amme

Die knapp zehn Seemeilen bis nach Oostende sind viel zu schnell abgesegelt, „ich habe bei diesem Sommerwetter noch überhaupt keine Lust auf den Hafen“, sagt Karen. Die weit ins Meer ragenden Hafenmole von Oostende bietet etwas Schutz vor dem Westwind, „vielleicht können wir dahinter ankern und baden gehen“, schlage ich vor. Vor der Badeabsperrung fällt der Anker über vier Meter Wassertiefe, auch Hendrik hatte uns bei der Übergabe erklärt: „Insbesondere bei ablandigen Winden kann man hier überall an der Küste problemlos ankern.“

Bei Westwind etwas unruhig, ansonsten aber durchaus eine Option: ankern vor der belgischen Küste. ©Michael Amme

Oostende: Belgiens größte Stadt an der Nordsee mit zwei Yachthäfen

Die weit in die Nordsee ragenden Hafenmolen und die gut acht Meter tiefe Zufahrt machen Oostende zu einem auch in schwierigen Bedingungen stets gut erreichbaren Hafen. Statt für den frei zugänglichen Royal North Sea Yacht Club entscheiden wir uns für die nur durch eine Schleuse erreichbare Mercator Marina direkt im Zentrum der Stadt.

„Mercator lock, Mercator lock for Antares“, rufe ich die Schleuse über UKW-Seefunk-Kanal 14 und bekomme die Information, dass die Schleusentore gleich öffnen und wir einfahren können. Mit drei, vier Sportbooten ist die Schleuse bereits proppenvoll. Oberhalb der Schleuse sind die Straßen dicht mit Menschen bevölkert, viele lehnen an den Geländern und beobachten als Schaulustige den Schleusenvorgang.

In der Saison öffnet die Schleuse täglich (nur tagsüber) nach Bedarf. ©Michael Amme

Nach dem Schleusen ist vor der Brückenöffnung, erst dann können wir in der Mercator Marina direkt gegenüber dem Bahnhof festmachen. An den Fischbuden vorbei spazieren wir Richtung Strand, der auch hier direkt an der Stadt breit und weit ist und touristisch voll genutzt wird. In den Beachbars und an der in den Abendstunden dicht bevölkerten Promenade wird neben Niederländisch, Französisch und Deutsch (die drei Amtssprachen von Belgien) auch Englisch gesprochen, in jedem Fall scheint die belgische Nordseeküste bei Landtouristen durchaus beliebt zu sein.

Strandbars mit Blick auf den weiten Horizont wie hier in Oostende gibt es reichlich. ©Michael Amme

Törnplanung auf Belgisch: Immer mit der Tide

Mit dem Gefühl, in Oostende ein abwechslungsreiches und sehr lebendiges Urlaubsziel angesteuert zu haben, planen wir das nächste Ziel Blankenberge. Auf den Etappen entlang der belgischen Küste ergibt es unbedingt Sinn, den Tidenstrom der Nordsee zu beachten, der im Wesentlichen parallel zur Küste verläuft.

Die einfache Tiden-Faustregel geht so (und lautet damit etwas anders, als man zunächst vermuten würde): Wer Richtung Niederlande nach Osten segelt, hat von drei Stunden vor bis drei Stunden nach Hochwasser den Strom mitlaufend. Wer Richtung Frankreich nach Westen segelt, hat die Strömung von drei Stunden vor bis drei Stunden nach Niedrigwasser mitlaufend. Bei gut vier Meter Tidenunterschied in den Häfen muss zu Springzeiten entlang der offenen belgischen Küste mit Strömungen bis zu zwei Knoten gerechnet werden, vor Hafeneinfahrten und je nach Windrichtung können es im Einzelfall auch mal bis zu vier Knoten sein.

Abfahrts- oder Ankunftszeiten werden auch in Belgien meist vom Tidenkalender bestimmt. ©Michael Amme

Blankenberge: Der Urlaubsort mit flacher Zufahrt

Der Tidenstrom und fünf Beaufort aus West schieben uns in Windeseile die neun Seemeilen bis nach Blankenberge. „Herrlich, ich hätte nicht gedacht, dass mir das Segeln auch auf der Nordsee so viel Spaß macht“, grinst Karen.

Wir bleiben auch auf dieser Etappe zwischen Festland und der davor liegenden Sandbank (Wenduinebank) und segeln sicher und sorgenfrei durch gut acht Meter tiefes und freies Wasser. Trotzdem: Der aufkommende Seegang, die schmalen Hafenmolen von Blankenberge, die jetzt zur Hochwasserzeit starke Seitenströmung und die flache und zur Versandung neigende Zufahrt geben uns ein Gefühl dafür, dass die Küste bei ruppigen und auflandigen Bedingungen nur mit Vorsicht zu genießen ist.

Im Sommer kann auch auf der Nordsee richtiges Mittelmeerfeeling aufkommen. ©Michael Amme

Blankenberge ist in Bezug auf die Ansteuerung der flachste und problematischste Hafen entlang der belgischen Küste. „Im Sommer ist die Einfahrt gar kein Problem, bei uns wird jedes Jahr gebaggert, meist im Juni“, sagt Pierre, der Hafenmeister vom Yachthafen VVW Blankenberge. „Nur im Winter kann die Einfahrt nach schweren Stürmen tatsächlich mal versandet sein.“ Trotzdem gilt auch im Sommer die Regel, dass Kielyachten zwei Stunden vor und nach Niedrigwasser die Einfahrt meiden sollten, im Ernstfall und außerhalb der Sommermonate kann jederzeit auch vorab telefonisch oder über UKW-Seefunk-Kanal 10 der aktuelle Stand abgefragt werden.

Die Einfahrt von Blankenberge ist besser als ihr Ruf und wird jedes Jahr ausgebaggert. ©Michael Amme

Wir machen im hinteren neuen Hafen von Blankenberge fest und liegen dadurch etwas abseits vom Trubel, dafür aber – im Gegensatz zu den Liegeplätzen im alten Hafen in Promenadennähe – deutlich ruhiger. Auch Blankenberge bietet das bekannte Setup eines belgischen Hafen- und Ferienortes: eine Hochhausreihe mit Promenade direkt am weiten Badestrand, dazu ein lebendiger kleiner Ort mit Einkaufsstraße. Jetzt im Sommer ist alles prall gefüllt mit Touristen, auch wir genießen ein Bad in der frischen Nordsee und einen Sundowner auf der Promenade. Wie überall an der belgischen Küste mit einem sensationellen Blick auf die am Nordseehorizont untergehende Sonne.

Die Yachthäfen von Blankenberge haben neben vielen Dauerliegern auch reichlich Platz für Gäste. ©Michael Amme

Seebrügge: Lohnt der Stopp in Belgiens großem Seehafen?

Von einem Stopp in Seebrügge haben uns alle abgeraten. „Wer Brügge besuchen möchte, muss nicht nach Seebrügge fahren“, hatte Hendrik gesagt, „das geht viel einfacher von Oostende aus.“ Auch Pierre, der Hafenmeister aus Blankenberge, hatte uns abgeraten. „Da geht ihr fast eine halbe Stunde zum Bahnhof und der Zug fährt nur jede Stunde.“ Trotzdem wollen wir wissen, was genau einen in dem riesigen Seehafen erwartet. „Sind ja nur fünf Seemeilen von hier“, sage ich zu Karen „und am Nachmittag besuchen wir Brügge.“

Wer in Seebrügge einläuft, muss zu jeder Zeit auch mit Berufsschifffahrt rechnen. ©Michael Amme

Wer in Seebrügge einlaufen möchte, muss sich über UKW-Seefunk-Kanal 71 anmelden. Manövrieren gerade große LNG-Tanker, kommt es vor, dass das Ein- oder Auslaufen temporär verboten ist. Ansonsten bieten die weit in die Nordsee ragenden Hafen- und Molenanlagen und eine Solltiefe von 15,5 Metern bei schlechtem Wetter die sicherste Hafenzufahrt an der belgischen Küste.

Bis zum Yachthafen sind es von den Molenköpfen weitere zwei Seemeilen, vorbei an großen Terminals und Kaianlagen. Das Umfeld des frei zugänglichen Hafenbeckens mit den drei Sportboothäfen liegt etwas abseits des kommerziellen Hafens und ist verhältnismäßig aufgeräumt und modern. „Ist ja eigentlich ganz ansprechend hier“, findet auch Karen. Der Hafenmeister sucht uns die Zugverbindung nach Brügge raus und erklärt, dass von Donnerstag bis Montag die Apartments, Kneipen und Restaurants rund um den Yachthafen voll und belebt sind. Jetzt am Dienstag wirkt alles doch sehr ruhig, „wirklich viel los wird hier auch sonst nicht sein“, vermutet Karen.

Die drei Yachthäfen von Seebrügge liegen sicher in einem modernen Umfeld. ©Michael Amme

Der Ausflug ins nur knapp 15 Kilometer entfernte Brügge ist ein Muss, egal ob von Seebrügge, Blankenberge oder Oostende aus. Auch wenn Brügge eine andere Geschichte ist, hier zumindest soviel: Die mittelalterliche Stadt ist mit seinen Wallanlagen und Kanälen eine echte Perle mit einer sensationell gut erhaltenen Altstadt, die auch UNESCO Weltkulturerbe ist. „Wichtig, das einmal gesehen zu haben“, sagt Karen auf dem Rückweg, „sonst würde man ja denken, die Belgier können nur Hochhäuser.“

Das touristische Highlight Belgiens liegt von keinem der Häfen weiter als eine halbe Stunde entfernt: Brügge. ©Michael Amme

Die Schelde, Antwerpen und weitere Törnoptionen

Gleich hinter Seebrügge liegt die Grenze zu den Niederlanden, schon auf den ersten 15 Seemeilen auf dem Weg in die Westerschelde liegen mit Cadzand-Bad, Breskens und Vlissingen die ersten niederländischen Häfen. Und das geschützte und von der Nordsee abgetrennte Wassersportrevier Veerse Meer liegt auch nur eine Tagesetappe entfernt. Ganz am Ende der Westerschelde, 55 Seemeilen von Seebrügge entfernt, hat Belgien noch einmal einen kleinen Korridor mit einem Seezugang – hier liegt der größte und wichtigste kommerzielle Hafen des Landes: Antwerpen. Mit seiner imposanten Altstadt sicherlich auch ein lohnendes Ziel, wegen seiner weit abseits der Nordsee gelegenen Lage aber keines, das mal eben so in einen Törnplan passt.

Für die passende Strömungsrichtung verlassen wir Seebrügge noch vor dem Sonnenaufgang. ©Michael Amme

Nieuwpoort: Charmanter und ganz auf Yachten eingestellter Hafenort

Zurück nach Nieuwpoort, dem Ausgangshafen unserer Reise. Mit leichter Brise steuern wir mit Südwestkurs die flache und gerade Küste entlang. Jetzt im Sommer sind hier erstaunlich viele Boote unterwegs, neben der belgischen Flagge ist vor allen die holländische und deutsche zu sehen. Auch Nieuwpoort zeigt sich ähnlich wie Blankenberge und Oostende: Neben der sehr schmalen und mit drei Meter Solltiefe eher flachen Hafenzufahrt stehen wieder die bekannten Hochhausreihen hinter dem breiten Strand der mit Urlaubern vollen Promenade.

Die rausgeputzten Promenaden wie hier in Nieuwpoort sind beliebte Flaniermeilen. ©Michael Amme

Die großen Marinaanlagen liegen gut eine Seemeile landeinwärts und damit etwas abseits vom Strand. Dafür aber näher am eigentlichen Zentrum der Stadt, das mit ein paar schönen Altbauten rund um den Marktplatz und einigen kleinen Gassen sehr sympathisch ist.

Die Hafenmolen mit ihrem weiten Blick über die Nordsee sind wie hier in Nieuwpoort beliebte Ausflugsziele. ©Michael Amme

Fazit

„Irgendwie kann ich die belgische Nordseeküste nicht so richtig einordnen“, sagt Karen am letzten Abend vor unserer Abreise und ich verstehe genau, was sie damit meint. Der spezielle Mix aus sehr guter maritimer Infrastruktur, dem weiten Horizont der Nordsee, den endlosen Strandlandschaften und der irrwitzigen Hochhausarchitektur ist mit nichts Bekanntem zu vergleichen. „Ich finde es viel besser als erwartet“, sage ich, „man kann hier gut segeln, richtigen Urlaubsflair genießen und dazu hat man die Küsten von Holland, Frankreich und England vor der Haustür.“

Literatur & Seekarten

Wer die Nordsee befährt, sollte am besten den jährlich aktualisierten Reeds Nautical Almanac an Bord haben. Neben allen Hoch- und Niedrigwasserzeiten und Strömungsbildern sind hier auch die Hafenpläne zu allen belgischen Häfen enthalten.

Der NV Atlas Nederland NL5 von NV Charts bildet neben der Oster- und Westerschelde auch die komplette belgische Küste ab, inklusive Detailplänen der Häfen.

Chartermöglichkeiten in Belgien

Starsails betreibt im benachbarten IJsselmeer in den Niederlanden bereits seit 2012 eine Charterbasis. „Viele Kunden träumen vom Törn rüber nach England“, sagt Firmenchef Helge Kröger, „dafür ist ein Start in Belgien perfekt. Aber auch die nahen Küsten der Niederlande und Frankreich machen Belgien als Start attraktiv.“ Dafür baut er gerade in Zusammenarbeit mit Hendrik Laevert von Westsails die Basis in Belgien auf. Zurzeit beschränkt sich das Angebot noch auf zwei Yachten, „eine neue Yacht aber ist bereits bestellt“, sagt Hendrik und Helge Kröger ergänzt: „Bei Bedarf können wir jederzeit aufstocken, weitere Schiffe vom IJsselmeer nach Belgien verlegen oder interessierte Yachteigner mit ins Programm aufnehmen.“

Zurzeit finden die Übergaben in Nieuwpoort statt, der Hafen ist von Köln 340 Kilometer entfernt, von Hamburg 680 Und von Stuttgart 650 Kilometer. Kostenlose Parkplätze direkt am Hafen, gute Einkaufsmöglichkeiten und ein lebendiger Urlaubsort machen Nieuwpoort zu einem guten Starthafen. Übrigens: Eine Art Hop-on/Hop-off-Bahn verbindet schnell, günstig und unkompliziert alle belgischen Hafen- und Urlaubsorte.

Kontakt

Starsails Yachtcharter
Helge Kröger
Telefon +49 221 630 30 81 30
office@starsails.de
starsails.de

Oder direkt in Belgien bei:
Westsails Yacht Charter
Hendrik Lavaert
info@westsails.be
westsails.be

Diese Charter-Agenturen helfen dir, eine Yacht zu finden

Auch die Charteragentur deines Vertrauens kann dir natürlich bei der Suche nach der geeigneten Charteryacht in Belgien behilflich sein:

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Franz
Franz
1 Jahr her

Hallo Michael, vielen Dank für den guten und ausführlichen Beitrag! Wir sind vor kurzem an der Belgischen Küste entlanggesegelt und können deine Tipps und Erfahrungen bestätigen. Nur zu Ankern haben wir uns nicht getraut. Eine Anmerkung sei mir gestattet: Die unattraktive Bebauung der Küste ist nicht (nur) dem Wirtschaftsaufschwung der 1960er sondern der Historie geschuldet. Leider wurden die wunderschönen Jugendstilhäuser und Hotels, die dort vor dem ersten und zweiten Weltkrieg entlang der gesamten Küste standen (Oostenden wurde auch das Biarritz des Nordens genannt), jeweils am Ende des ersten und zweiten Weltkriegs von den abziehenden deutschen Truppen weitgehend zerstört. Oostende war… Mehr lesen »

Raymond Belcher
Raymond Belcher
1 Jahr her

Hallo Michael, kann alle Deine Aussagen nur bestätigen. Für jeden, der zeitlich vor seiner Rente mal die Normandie, Bretagne oder die Südküste Englands mit seinem Segelboot erkunden möchte, ist Nieuwpoort als Heimathafen der Geheimtipp schlechthin. Von Düsseldorf ist der Weg nicht weiter als zum Ijsselmeer, aber bei o.g. Törns spart man schon 10 Tage An- und Abreise. Nach Westen beginnt ab Dunkerque (der nächste Hafen ist schon Frankreich) die Opalküste, die bis zur Mündung der Somme geht. Die Farbe des Wassers ist unvergleichbar schön. Bologne sur mer ist von Nieuwpoort gut in einem Tag zu schaffen. Ab Calais wird die… Mehr lesen »

Raymond Belcher
Raymond Belcher
1 Jahr her
Reply to  Michael Amme

Hallo Michael, ob die meisten Segler/innen auf dem Weg zur Biskaya den Weg über die englische Küste nehmen, kann ich nicht bestätigen, persönlich würde ich sogar den Weg an der französischen Küste vorziehen. Dieser Weg ist doch viel sicherer, da Du nie mit den dicken Pötten in Berührung kommst. Was ich aber bestätigen kann, ist die Tatsache, dass nur wenige Segler/innen aus Deutschland die Normandie oder die Bretagne als eigentliches Urlaubsziel wählen. Auch in vielen YouTube Videos hört man immer wieder die Aussage, dass die „eigentliche Reise“ ab Camaret sur mer oder, mit der Querung der Biskaya beginnt. Meine persönliche… Mehr lesen »

Last edited 1 Jahr her by Raymond Belcher
Raymond Belcher
Raymond Belcher
1 Jahr her

Auf YouTube gibt es den Kanal: Vision-Environnement.
Unter der Rubrik „Live“ findet man viele Webcams von Orten an Frankreichs Küsten, dort kann man gut die Wellenhöhen immer aktuell = live sehen. Zusammen mit einem aktuellen Wetterbericht ist dies für mich die Grundlage dafür, ob ich weiter fahre oder nicht.

Lars
Lars
1 Jahr her
Reply to  Michael Amme

Hallo Michael, ich bin in den letzten Monaten beide Küste entlang gesegelt. Mein Fazit: 1. Die englische Küste (Ramsgate-Solent) ist deutlich einfacher zu ersegeln, aber auch deswegen langweiliger. Marinas sind eher tidenunabhängig, sehr gute Hafeninfrastruktur. Viele fangen auch an ab Cornwall Biskaya zu überqueren, da spart man natürlich dann die Kapumrundung. 2. Dann ab Alderney über St-Vaast richtung Boulogne und anschließend Nieuwpoort gesegelt. Über Normandie ist es etwas anspruchvoller, da starkem Tideneinfluss, und einige Kapumrundung. Aber hier ist wirklich wunderschön!!! …und deutlich günstiger als in England. Häfen kann man nicht immer anlaufen, einige Hafeneinfahrten fallen trocken bei NW, also eher… Mehr lesen »

Christian Küpper
Christian Küpper
1 Jahr her

Toller Reisebericht,
wir liegen selbst im Grevelingenmeer und wollen 2023 die belgische und französische Küste erkunden.
Es gibt einen älteren Revierführer von NL bis zu den Kanalinseln.

Tolles Buch, liegt nur jetzt an Bord

Grüße

Chris

Gregor Josuweck
Gregor Josuweck
1 Jahr her

Hallo Michael,
dein Bricht vom Ijsselmeer hat mir vor 2 Jahren gute Revierinformationen gegeben. Unterdessen habe ich frisch in Seebrügge ein eigenes Boot liegen. Der Kölner Yacht Club chartert über Helge in Lemmer auch regelmäßig Yachten. Dein Bericht gibt mir für mein neues aktuelles Heimatrevier gute Einstiegsinformationen. Vielen Dak dafür. Ich bekomme schon seit Jahren die Info zu Blauwaser.de per Mail- immer sehr informativ- macht weiter so! Liebe Grüße auch an Sönke.
Gregor TO-Stützpunkt Köln